Supernova
aufgrund der
künstlichen Farben, die sie durch den Sucher der
Maschinenpistole sah, gespenstisch grau. Also los.
Sie rückte zum nächsten Gang vor, der in den
Mannschaftsbereich abzweigte, schoss vorwärts und blieb gleich
darauf stehen, um die Räume auf beiden Seiten zu scannen. Sie
kam zu dem Schluss, dass sie ein Terminal benötigte, das
für die zentrale Datenkontrolle ausgerüstet war. Die
bedrückende Stille erinnerte sie an die fortwährende
Bedrohung ringsum. Falls die Luftpiraten das Schiff zum Sperrgebiet
machen wollten, hätten sie nur für Druckabfall sorgen
müssen. Dass sie es nicht getan hatten, bedeutete, dass sie
zurückkehren würden. Ehe das geschah, musste sie alle
Wachposten, die hier geblieben waren, außer Gefecht setzen, die
eigene Präsenz aus dem Überwachungssystem löschen und
sich des Schiffes bemächtigen.
Wo stecken sie nur?, fragte sie sich nervös, als sie
sich der Haupttreppe und den Fahrstuhlschächten der
Lastenbeförderung näherte. Sie sind ja nicht dumm, also
werden sie einen Wachposten zurückgelassen haben. Sie haben das
Überwachungsnetz, also müssen sie wissen, dass ich hier
oben herumschleiche. Wo also wird der Hinterhalt sein? Schlaue
Wachposten würden nicht das Risiko eingehen, sie in dem Wirrwarr
von Passagen und Kabinen zu verlieren, in dem sie sich besser als
alle anderen auskannte. Sie würden einfach die
Treppenaufgänge zwischen den mit Druckausgleich ausgestatteten
Bereichen sperren und zuschlagen, sobald sie sich selbst – sehr
bequem für ihre Gegner – in einer engen Fahrstuhlkabine
eingeriegelt hatte.
Hab’s kapiert. Steffi tauchte zur Seite ab, in einen
engen Mannschaftskorridor, und stand unvermittelt vor den Türen
eines leeren Fahrstuhlschachts. Während sie sich für das
Kommende wappnete, rief sie den Fahrstuhl durch Knopfdruck herbei,
kauerte sich neben die Türen und hob die Waffe zum Scannen. Es
gab zwei Möglichkeiten: Entweder lauerte eine unangenehme
Überraschung in der Kabine, oder sie war leer – und in
diesem Fall würden sie, wo immer Steffi auch ankam, auf sie
warten.
Noch ehe sich die Türen öffneten, zeigte ihr das
Radargerät der Maschinenpistole, dass die Kabine leer war.
Sofort sprang sie hinein und rammte ihren Hauptring in die manuelle
Notsteuerung der Schalttafel. Während sie der Kabine befahl, die
Position zur Motorenwartung einzunehmen und die Türen zu
öffnen, schnalzte sie vor Konzentration mit der Zunge. Oberhalb
der mit Druckausgleich ausgestatteten Kabine war Platz, dort befand
sich eine anderthalb Meter breite und einen Meter hohe Plattform,
durchzogen von Kabeln und Reglern, die zu den Antrieben an den vier
Ecken der Kabine führten. Sie drückte den Knopf des Decks,
auf dem die Hilfsbrücke lag, und kroch hinauf.
Was als Nächstes geschah, würde davon abhängen, wie
viele Wachposten sie ihretwegen zurückgelassen hatten. Falls es
so viele waren, dass sie sowohl das Überwachungsnetz
beaufsichtigen als auch einen Hinterhalt vorbereiten konnten, hatte
sie bereits verloren. Doch sie setzte darauf, dass ihre Tarnung noch
nicht aufgeflogen war. Solange Svengali nicht geredet hatte, blieb
ihr eine Chance. Nur ein paranoider Mensch würde wegen einer
angehenden Flugoffizierin Vorsichtsmaßnahmen treffen, wie sie
für die Liquidierung eines Berufskillers nötig
waren…
Der Fahrstuhl schien für die Strecke nach unten ewig zu
brauchen. Steffi kauerte sich mitten aufs Dach und rollte sich mit
gezückter Waffe zusammen. Der Sucher der Waffe zeigte ihr ein
graues Rechteck, unter dem sich gespenstische Schatten entfalteten
– die leere Fahrstuhlkabine, die in den dunklen Schacht
hinabglitt. Allerdings war der Boden des Schachts zu weit entfernt,
als dass das Sichtgerät – das Oberflächen durchdringen
konnte – irgendetwas hätte erkennen können. Noch vier
Decks, noch drei, noch zwei: Der Fahrstuhl wurde langsamer. Steffi
verlagerte den Schusswinkel, zielte an der Frontseite des Fahrstuhls
vorbei auf den Gang.
Drei Ziele, Abstand fünf Meter, Salvenserie, Waffe auf
Automatik schalten. Als die Maschinenpistole zu stottern begann,
zerrte der Rückstoß an ihren Handgelenken. Aus der
Reaktionskontrolle der Pistole – sie war rings um den Lauf
angebracht, um ihn mit genau vier Schüssen auf das jeweilige
Einzelziel auszurichten – strömte heißes Gas aus.
Nach einer Sekunde war alles vorbei. Auf der Jagd nach irgendeiner
Bewegung wirbelte Steffi herum, doch da war nichts. Nur drei
verschwommene graue Klumpen, die
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