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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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sich von einem Hintergrund voller
Rechtecke abhoben.
    Sie drückte wieder auf den ABWÄRTS-Knopf, öffnete
die Aufzugstüren, blickte gleichgültig auf die Leichen und
runzelte die Stirn. Überall war Blut; es sickerte aus zwei
Kraft-durch-Freude-Typen heraus, die sie als Tischgäste des
Abendessens wieder erkannte. Und aus… »Max?«, fragte
sie laut und ertappte sich dabei, dass sie vor Wut leise knurrte. Der verdammte Witzbold, der das hier angezettelt hat, wird
dafür bezahlen, mit Zins und Zinseszins. Sie prüfte die
Anzeigen der Maschinenpistole: Auf dem Gang rührte sich
nichts.
    Schließlich schob sie sich durch einen Eingang, der zu den
Besatzungsräumen führte, orientierte sich kurz auf dem
engen Gang und machte sich auf den Weg zur Hilfsbrücke.
Instinktiv blieb sie kurz vor der Ecke stehen, ließ sich auf
ein Knie nieder und hob die Waffe. Ist da jemand? Ohne sich zu
rühren, versuchte sie durch die Eckwand hindurch ein klares Bild
einzufangen, indem sie die Einstellung des Scanners leicht justierte. Ja? Nein? Da drinnen war irgendetwas. Und es bewegte
sich…
    Sie feuerten gleichzeitig los. Steffi spürte und hörte,
wie ein Geschoss an ihrem Kopf vorbeizischte, während ihre
eigene Waffe zuckte und den Rest des Magazins ausspuckte. Eine Welle
von Salven schlug durch die Wand. Unmittelbar dahinter war
zunächst ein gedämpftes Geräusch zu hören, danach
ein lauter Aufschlag. Mechanisch lud Steffi nach,
überprüfte ein letztes Mal die Lage, ging bis zu dem Raum
vor, in dem sich die Hilfsbrücke befand, und stieg über den
toten Wachposten hinweg.
    »Brückensysteme, meldet euch bei mir!«, befahl sie.
»Hört ihr mich?«
    »Haben Sie identifiziert – willkommen, Leutnant
Grace.« Als die Tür zur Brücke aufglitt, waren nur
unbesetzte Drehstühle zu sehen. Der Anblick wirkte
täuschend normal.
    »Sprach-Interface, bitte.« Steffi schob die Tür zu,
ließ sich in den Stuhl des Piloten fallen und drehte ihn so,
dass sie – mit gezückter Waffe – die Tür im Blick
hatte. »Melde mir alle anderen Personen an Bord, ihren Standort
und ihre Identität. Benachrichtige mich, wenn sich irgendjemand
zu diesem Deck bewegt. Zeig mir als Nächstes auf Bildschirm zwei
alle System-Updates seit dem letzten Start – ich meine
diejenigen, die sich auf das für Passagiere zugängliche
Kommunikationssystem beziehen. Liste mir den Aufenthaltsort aller
Passagiere auf, die nach Tonto und Newpeace reisen und von dort
stammen.« Die Wandschirme füllten sich mit Informationen.
Ȇbermittle diese spezifischen Daten an meinen
Speicher.« Steffi lächelte glücklich. »Werden
alle Offiziere durch Scannen der Netzhaut identifiziert? Gut. Wer hat
das letzte Reload des öffentlichen Kommunikationsnetzes
autorisiert? Gut. Jetzt halte dich bereit, eine Reihe neuer Befehle
entgegenzunehmen.«

 
    Als Wednesday zum Schreibtisch im vorderen Bereich der
Evakuierungszone hinübergegangen war, hatte sie völlig
unbekümmert gewirkt. Mit wachsender Sorge sah Rachel zu, wie sie
leise mit dem blonden Mann sprach und sie gemeinsam durch den
Seitenausgang zu den Mannschaftsräumen aufbrachen. Martin beugte
sich näher zu ihr. »Ich hoffe, ihr passiert
nichts.«
    Eine halbe Stunde später waren sie selbst an der Reihe.
Allmählich wurden die Passagiere immer unruhiger und
unterhielten sich miteinander. Es lag ein leises Summen nervöser
Vorahnung in der Luft, als eine Frau im Eingang auftauchte.
»Rachel Mansour? Martin Springfield? Treten Sie bitte
vor!«
    Rachel griff nach Martins Hand und drückte sie mehrmals. Sie
beide hatten eine private Geheimsprache, allerdings hatten sie die
lange nicht gebraucht, sodass sie ein bisschen aus der Übung
waren. Ertappt.
    Ja, gehen wir?
    Ja. Sie zog ihn vorwärts und drängte sich
zwischen einer jammernden Großfamilie und einem
wichtigtuerischen Burschen im Anzug eines umbrianischen
Handelskaufmanns hindurch. »Sie wollen mit uns reden?«,
fragte sie und musterte die Frau.
    »Nein, ich möchte, dass Sie beide mit mir kommen«,
erwiderte sie in lockerem Ton. »Jemand anderes möchte mit
Ihnen reden.«
    »Dann kommen wir Ihren Wünschen selbstverständlich
nach.« Rachel zwang sich zu einem Lächeln. All dies und
nicht einmal eine Information, um sich darauf vorzubereiten? Einen Moment lang wünschte sie, sie wäre wieder in der
beklemmenden Mietwohnung am Place du Molard, wo sie auf die
Bombenentschärfer gewartet hatte. Sie bemühte sich, nicht
auf Martin zu achten, dem die Nervosität ins Gesicht

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