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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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sagte Jamil und stieß sie
vorwärts. »Wir wollen die Sache endlich hinter uns
bringen.«
     
Nachricht erhalten, haben verstanden.
Kannst du über das Kommunikationsnetz der Station
irgendwas nach draußen schicken? Müssen jedes Mittel
nutzen. – Martin
     
    Drohend hoben sich die offene Tür und die Dunkelheit dahinter
von der düsteren Umgebung ab. Unwillkürlich schoss
Wednesday der Ansatz zu einem Plan durch den Kopf. »Ich glaube,
ich hab’s in einem der Schränke versteckt. Können Sie
mir eine Taschenlampe geben?«
    »Hier.« Portia reichte ihr den Leuchtstab.
    »Mal sehen, ob ich noch weiß, wo…« Mit heftig
klopfendem Herzen und feuchten Händen verschwand Wednesday in
dem Raum. Das ist meine einzige Chance. Sie wandte sich um und
richtete den Strahl der Taschenlampe auf umgestoßene
Schreibtische und offene Schränke. Da drüben. Sie
bückte sich, hob eine Metallhülse auf – es war, wie
sie wusste, eine Kartusche der Polizei, die für den Einsatz bei
Straßenkämpfen vorgesehen war und lediglich als
Betäubungswaffe diente –, stopfte sie in eine Tasche, griff
nach einer zweiten und dritten und richtete sich wieder auf.
»Falscher Schrank«, rief sie. Wo hatte sie die Sachen denn tatsächlich gelassen? Als sie sich umsah, fiel ihr Blick
flüchtig auf etwas, das die Farbe getrockneten Blutes hatte
– Leder. Ah! Sie zerrte daran; gleich darauf glitt die
Tasche in ihr Blickfeld. »Hab’s gefunden«, sagte sie
und trat wieder auf den Gang hinaus.
    »Geben Sie’s mir.« Portia streckte die Hand
aus.
    »Können Sie nicht warten, bis wir wieder im Zentrum
sind?« Mit wachsender Tollkühnheit starrte Wednesday sie
an. Die Ledertasche mit dem diplomatischen Siegel der Moskauer
Regierung, die sich dort ausbeulte, wo sie die Diskette mit den Daten
verstaut hatte, baumelte in ihrer Hand.
    »Sofort!«, forderte Portia
nachdrücklich.
    »Sie haben etwas versprochen.« Wednesday umklammerte die
Tasche fester und starrte Portia in die Augen. »Wollen Sie Ihr
Wort brechen?«
    »Nein.« Hoechst sah sie verblüfft an, entspannte
sich aber gleich darauf. »Nein, das habe ich nicht vor.«
Sie wirkte wie eine Frau, die gerade aus einem turbulenten Traum
erwacht. »Wenn Sie das Ding behalten wollen, bis Sie Ihre
Freunde sehen, tun Sie das nur. Ich nehme an, es ist die
richtige Tasche, oder? Mit der Diskette, die Sie entwendet
haben?«
    »Ja«, erwiderte Wednesday schroff und schloss die Hand
noch fester um die Tasche. Die drei Kartuschen, die sie an sich
genommen hatte, fühlten sich in ihrer Hüfttasche riesig an
und konnten kaum zu übersehen sein. Zwar hatte nur Jamil ein
offen sichtbares Gewehr dabei, doch sie hatte das beunruhigende
Gefühl, dass auch alle anderen bewaffnet sein mussten, zumindest
mit Pistolen. Wie lautete der alte Witz doch gleich? Bei einem
Artilleriegefecht sind reine Betäubungswaffen nutzlos.
    »Also gut, gehen wir zum Kontrollzentrum.« Portia
lächelte. »Falls Sie nur meine Zeit verplempern,
heißt das natürlich, dass Sie mich zwingen, einen Ihrer
Freunde zu töten. Aber das würden Sie ja keinesfalls tun,
nicht wahr?«

 
    »Bei einem Artilleriegefecht sind reine
Betäubungswaffen nutzlos«, murmelte Steffi und blickte
abwägend zwischen der kompakten Maschinenpistole (garantiert
todsichere Lenkung – die Geschosse waren mit Steuerschwanz
ausgestattet, ganz zu schweigen von dem
Terahertz-Radarsichtgerät, das dem Benutzer erlaubte, gezielt
durch dünne Wände zu feuern) und der multispektralen
Festkörper-Laserkanone hin und her (verfügte über
einen sich selbst stabilisierenden Gefechtsturm und einen
quantennuklearen Generatorenaufsatz, mit dem man einen Liter Wasser
in weniger als zehn Sekunden zum Sieden bringen konnte). Mit leisem
Bedauern griff sie zur Maschinenpistole, da der Aufsatz der
Laserkanone für die engen Durchgänge eines Sternenschiffs
zu sperrig war. Aber was sollte sie davon abhalten, sich noch ein
paar weitere, weniger klobige Spielzeuge zuzulegen? Schließlich
würde keiner der Zuschauer ihrer speziellen
Militärmodenschau, bei der sie das einzige vorführende
Model war, hinterher noch in der Lage sein, Kritiken zu
verfassen.
    Nach weiteren dreißig Minuten kam Steffi zu dem Schluss,
dass sie so gut wie überhaupt möglich vorbereitet war. Die
Konsole bei der Tür verriet ihr, dass da draußen der
Druckausgleich immer noch funktionierte. Wie nachlässig von
ihnen, dachte sie, als sie die Waffe durch die Tür schob und
den Gang scannte. Er wirkte menschenleer und

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