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sus

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Titel: sus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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könnte ich Ihnen liefern. Mehr die
anekdotische Seite als die technische, wenn Sie verstehen, was ich damit meine.
So was wie... wie das Buch von eurem großen Couturier, Paul Poiret ...
wie hieß es noch gleich...“
    „ Kundschaft
in Knitterfalten “, helfe ich ihr auf die Sprünge.
    „Richtig! Genau das! Ich bin
sicher, das wird Ihren Chefredakteur interessieren.“
    „Ich müßte ihn erst mal
fragen.“
    „Meine liebe Hélène! Man merkt,
daß Sie Anfängerin sind. Sie unterbreiten ihm Ihr Projekt, er findet die Idee
ausgezeichnet und beauftragt damit... eine bekanntere Kollegin. Nein, Sie
müssen ihm alles fix und fertig auf den Tisch legen. Ich werde darüber
nachdenken.“
    Danach wechselt sie das
Gesprächsthema.
    Die Zeit vergeht. Es bleiben
nicht mehr viele petits fours , Kuchen und Sandwiches übrig. Die meisten Gäste sind gegangen... vielleicht
zur nächsten Cocktailparty. Auch Elvire Prentice ist
mit dem ersten Schwung verschwunden. Kann mir nur recht sein.
    Nach und nach gehen auch die
anderen. Bis auf drei, die mit Natascha und der Bohnenstange quatschen.
Gleichzeitig schielen sie auf die drei einsamen petits fours (genau drei, keiner mehr, keiner weniger!)
und lauern darauf, daß eine von ihnen sich zum Angriff entschließt... um es ihr
dann sofort gleichzutun. Das Gespräch zwischen Sonia und mir schleppt sich
träge dahin. Endlich sind die drei petits fours weg und mit ihnen die drei Damen. Natascha
begleitet sie zur Treppe. Ich erhebe mich aus meinem Sessel.
    „Nun, Sonia“, beginne ich, „hat
mich sehr gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich hoffe, wir sehen uns
wieder. Aber jetzt muß ich gehen.“
    „Nein!“
    Sonia hat fast aufgeschrien.
Ich sehe sie überrascht an. Jetzt zeigt sie wieder ein liebenswürdiges,
lächelndes Gesicht. Sie wendet sich an ihre Partnerin, die inzwischen
zurückgekommen ist.
    „Natascha, meine Liebe“, flötet
sie, „ich hab dir doch diese junge Dame vorgestellt, nicht wahr? Hélène.“
    Natascha nickt. Sie ist zu
höflich, um mir zu sagen: ,Mach , daß du wegkommst!
Hier gibt’s nichts mehr zu fressen.’ Aber sie denkt es bestimmt. Und zwar auf russisch . Das dürfte noch
etwas deftiger ausfallen.
    „ Mademoiselle hat bei der Zeitung angefangen“, sagt Sonia erklärend. „Und ich hab mir
gedacht...“
    Sie sagt, was sie sich gedacht
hat: Pariser Reportage oder Gespräch zwischen einem luftigen Büstenhalter mit
Pfiff und einem Slip mit Volants.
    „Ich bin todmüde“, sagt
Natascha und läßt sich in den erstbesten Sessel plumpsen. „Ich würde Ihrer
jungen Freundin gerne helfen. Nichts lieber als das.“
    „Und das wär immerhin eine gute
Reklame für uns“, fügt Sonia hinzu.
    „Ich bin todmüde“, wiederholt
Natascha.
    Sie steht auf und schleppt sich
zum verwüsteten Buffet, das die Serviererinnen gerade abräumen. Dort gießt sie
sich eine Portion Wodka ein, die einen tscherkessischen Kosaken umgehauen
hätte. Dann sieht sie mich an und sagt:
    „Ein andermal, wenn es Ihnen
nichts ausmacht. Ich erzähle Ihnen dann alle möglichen Anekdoten, alles, was
Sie sich vorstellen können... und ich kenn einige pikante... Aber für heute bin
ich erledigt.“
    „Ich bin auch wie gerädert“,
sagt Sonia. „Dazu dieses schwüle Wetter. Das Entwerfen der neuen Kollektion,
dann heute die Vorführung, die ganze Aufregung... es bringt einen um. Aber Sie
wissen doch, meine liebe Natascha, wie ich dagegen ankämpfe, wenn ich nicht
acht Tage danach krank im Bett liegen will: ich lenke mich ab, und meine
Müdigkeit ist wie weggeblasen. Mademoiselle Hélène
kommt wie gerufen. Ihr ein paar prickelnde Geschichtchen aus unserer Branche zu
erzählen, für einen Artikel... oder eine ganze Serie... das täte mir jetzt am
besten! Warum laden wir sie nicht zu uns zum Abendessen ein?“
    Sie sieht mich an:
    „Haben Sie schon was vor?“
    „Nein, nichts.“
    „Nun, dann steht dem ja nichts
im Wege. Was meinen Sie, Natascha, Liebe?“
    Natascha hat inzwischen noch
einen Wodka hinuntergekippt. Jetzt liegt sie in einem anderen Sessel. Der erste
war ihr vielleicht nicht bequem genug. Mit einer Handbewegung deutet sie an,
daß sie todmüde ist und ihre Ruhe haben will.
    „Machen Sie, was Sie wollen,
Sonia. Ich werde diese Therapie sowieso nie verstehen. Die Müdigkeit mit einer
neuen Anstrengung wegblasen! Na ja, wenn Sie so veranlagt sind... Aber rechnen
Sie nicht mit mir als schwungvolle Gesprächspartnerin. Ich schlaf bestimmt im
Sitzen ein, vor meinem Teller.

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