Susan Mallery - Buchanan - 03
hast ihn ja nicht umgebracht. Und wenn du seine Leber nicht annimmst, wird er davon auch nicht mehr lebendig.“
„Das stimmt, aber trotzdem ...“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann es nicht erklären. Es ist einfach ein seltsames Gefühl. Glücklich, dankbar – und eben seltsam.“
„Du bist nicht gerade dabei, deine Meinung zu ändern?“
Madeline schüttelte den Kopf. „Dafür ist es zu spät. Außerdem kann ich mir diese Chance doch nicht entgehen lassen, das wäre doch reine Dummheit! Ich hatte nur nie damit gerechnet, und es macht mich auch nachdenklich. Es kann immerhin sein, dass ich die Operation nicht überlebe.“
Nicht überlebe? Madeline sprach weiter, aber Lori hörte nicht mehr zu. Was redete ihre Schwester denn da!
Sie musste überleben! Etwas anderes ließ Lori nicht gelten. Dass sie überleben würde, war doch das Ziel der ganzen Übung!
Bis zu diesem Moment hatte Lori nie wirklich in Erwägung gezogen, dass ihre Schwester tatsächlich sterben könnte. Natürlich gingen auch Operationen hin und wieder schief, aber doch nur bei anderen Leuten. Ihre Schwester gehörte zu ihr. Das ging nicht.
„Du darfst nicht sterben“, platzte es aus ihr heraus. „Das könnte ich nicht ertragen.“
Madeline nahm ihre Hand, setzte sich aufs Bett und zog Lori neben sich. „Ich werde nicht sterben.“
„Aber es wäre möglich. Ich weiß, dass irgendwann deine Leber nicht mehr mitspielen würde, aber doch jetzt noch nicht. Wenn du jetzt stirbst, wäre das nicht fair.“
„Das Leben ist nicht immer fair. Ich gehe davon aus, dass ich alles optimal überstehe und dir noch viele Jahre auf die Nerven gehen werde.“
Lori schössen die Tränen in die Augen. „Du bist meine beste Freundin.“
Ihre Schwester sah sie liebevoll an. „Ich weiß. Und du meine.“
„Das war mir alles gar nicht bewusst“, stammelte Lori. „Ich habe dich geliebt und gehasst, und du warst immer meine beste Freundin.“ Sie blinzelte, um nicht zu weinen. „Es tut mir so leid.“
Madeline strich Lori eine Haarsträhne hinters Ohr. „Dass du mich gehasst hast? Das muss dir nicht leidtun. Wenn ich du wäre, hätte ich mich auch gehasst.“
„Weil du so perfekt bist.“
„Ich bin nicht perfekt.“
„Hallo? Ich kann dir Bilder zeigen, die das beweisen. Aber ich liebe dich, obwohl du so perfekt bist.“
Madeline lachte. „Danke, dass du darauf bestehst, aber das mit dem ‚perfekt‘ solltest du dir langsam mal abschminken. Perfekte Menschen werden nicht krank.“
„Aber du kannst nichts dafür. Dieser Autounfall ist daran schuld und die Bluttransfusion. Dafür kannst du nichts.“
„Na gut. Was gibt es noch? Mein Mann hat mich verlassen, als er von meiner Krankheit erfuhr. So was passiert perfekten Menschen nicht.“
Lori rollte mit den Augen. „Auch dafür kannst du nichts. Der Typ ist eben ein Arsch.“
„Aber ich habe ihn mir ausgesucht.“
„Oh ja, gutes Argument. Du bist also doch nicht perfekt: Dein Männergeschmack ist eine Katastrophe.“
„Das ist wirklich ein großes Minus. Du siehst also: Ich bin nicht perfekt.“
Lori umarmte sie. „Für mich wirst du immer perfekt sein. Ich liebe dich. Wehe, wenn du stirbst!“
„Das mache ich nicht, versprochen. Ich will dich auch noch ärgern, wenn wir beide alt und grau sind.“
„Das gefällt mir“, sagte Lori und richtete sich auf. Alles wird gut, sagte sie sich. Es kann gar nicht anders sein.
„Ich will schließlich auf deiner und Reids Hochzeit tanzen.
Lori seufzte. „Es gibt keine Hochzeit.“
„Ich dachte, du wärst verrückt nach ihm.“
„Bin ich auch. Aber ich weiß nicht, was aus uns wird. Ich glaube schon, dass er mich mag, aber heiraten ist noch mal was ganz anderes. Ich denke lieber gar nicht daran.“
Und das war gelogen. Natürlich dachte sie daran. Manchmal dachte sie an nichts anderes. Für immer mit Reid zusammen sein, das war wie ein wundervoller Traum.
„Er ist wirklich ganz anders, als ich dachte“, sagte sie. „Er ist einfach ein toller Mann. Das hätte ich vorher nie geglaubt.“
„Du hast ihn verändert.“
Lori schüttelte den Kopf. „Das klingt schön, aber es war seine eigene Entscheidung. Ich ...“ Sie schluckte und gestand ihrer Schwester dann: „Ich habe mich in ihn verliebt.“
„Weiß er das?“
„Nein. Ich habe Angst, dass er mich auslacht. Und Schluss macht.“
„Wie hoch stehen die Chancen dafür?“
„Im Moment einfach zu hoch. Ich könnte das jetzt nicht gebrauchen.“
Madeline
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