Susan Mallery - Buchanan - 03
Irgendwann versiegten ihre Tränen. Lori wischte sich das Gesicht ab.
„Mom, willst du bei mir einziehen?“
Ihre Mutter lächelte sie an. „Danke für das Angebot, aber wir sind beide zu eigensinnig. Das wird nicht funktionieren. Aber lass uns einander nicht wieder verlieren. Wir haben nur noch uns, und ich möchte keinen Augenblick verschwenden.“
„Ich auch nicht.“
Danis eigene Anliegen waren in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen. Schuld daran waren ihr neuer Job und Madelines Beerdigung, die sie für Lori und ihre Mutter geregelt hatte. Erst eine Woche danach fand Dani die Gelegenheit und auch den Mut, Gloria am Nachmittag zu besuchen.
Sie parkte vor dem großen alten Haus und schaute die glänzenden Fenster an. Als Kind hatte sie Angst vor diesem Haus gehabt. Als Teenager hatte sie versucht, so oft wie möglich von hier zu fliehen. Sie hatte sich nie wohlgefühlt in dem perfekt eingerichteten Haus, und sie rechnete nicht damit, dass sich das je ändern würde. Aber sie sollte es zumindest versuchen.
Sie hatte Gloria angerufen und sie um das Treffen gebeten. Sie hatte ihr den Grund ihres Besuches genannt und trotz Glorias freundlichem Verhalten auf der Beerdigung damit gerechnet, dass sie ihr eine Abfuhr erteilte. Doch ihre Großmutter hatte nichts gegen ihren Besuch gehabt.
„Das besagt gar nichts“, sagte Dani zu sich, als sie aus dem Wagen stieg und auf die Haustür zuging. „Sie will mich einfach nur persönlich quälen.“
Warum sonst würde Gloria sie empfangen wollen. Aber ein Fünkchen Hoffnung keimte doch in ihr.
Reid ließ sie herein. Er führte sie zu Glorias Zimmer und machte eine ermutigende Geste. Offensichtlich konnte Gloria nach ihrem Unfall noch keine Treppen steigen, denn sie saß in einem Ohrensessel in ihrem Arbeitszimmer, das offensichtlich zum Krankenzimmer umfunktioniert worden war. Ein höhenverstellbares Bett und ein großer Fernseher standen darin.
„Hallo, Dani“, sagte Gloria. „Setz dich doch.“
„Danke.“ Dani ging zu einem der anderen Sessel und sank in die Kissen. „Dir geht es ja schon viel besser, wie ich sehe. Auf Madelines Beerdigung hast du ziemlich gesund gewirkt.“
Gloria zuckte die Schultern. „Die Hüfte heilt zwar, aber dafür werde ich älter und älter. Dagegen kann man nichts machen, das ist ganz schön grässlich.“
Dani zuckte zusammen. Gloria hatte noch nie das Wort „grässlich“ benutzt, wenn es um ihre eigene Person ging. Beängstigend.
„Ich habe gehört, du arbeitest jetzt im ‚Bella Roma‘? Interessante Wahl.“
„Ich bin glücklich dort. Bernie ist ein toller Chef.“
„Aber seine Mutter kann etwas schwierig sein.“
Dani erinnerte sich daran, dass Mamma Giuseppe auch kein gutes Haar an Gloria gelassen hatte. Was die beiden wohl zusammen erlebt hatten?
„Ich bin gern dort“, sagte Dani möglichst neutral. „Es ist eine Herausforderung, aber es macht Spaß. Tolle Leute, tolle Gäste, tolles Essen.“
Gloria sah sie genau an. „Ich habe dich lange nicht gesehen.“
„Ich weiß.“
„Warum nicht?“
Dani starrte ihre Großmutter an und konnte die Frage kaum fassen. „Du hast mir doch ziemlich unmissverständlich klargemacht, dass ich deiner Meinung nach nicht zur Familie gehöre, und mich damit absichtlich verletzt. Warum sollte ich also noch herkommen und warum solltest du mich empfangen?“
Gloria sah zu Boden. „Wenn du es so siehst ...“
Es folgte eine unangenehme Stille. Dani hatte schon beinah Schuldgefühle, worüber sie sich ärgerte. Schließlich war es nicht ihre Schuld. Wieso hatte sie also jetzt das Gefühl, sich entschuldigen zu müssen?
„Ich will dich nicht lange aufhalten“, sagte Gloria und deutete auf einen Ordner im Bücherregal. „Der ist für dich. Darin findest du sämtliche Informationen über deinen Vater. Ich denke mir, dass du selbst heraussuchen kannst, was für dich wichtig ist.“
Dani schaute den Ordner an, nahm ihn aber nicht. „Sagst du mir seinen Namen?“
„Natürlich, Dani. Ich verstehe auch, warum du das alles wissen willst, aber bitte sei vorsichtig. Ein Mann in der Position deines Vaters ...“ Sie seufzte. „Es wird nicht leicht, das musst du wissen.“
Dani stand auf und nahm den Ordner, öffnete ihn aber noch nicht. „Warum sagst du mir nicht, wer er ist? Ist er ein Mörder? Oder sonst jemand, den ich hassen werde?“
„Überhaupt nicht. Er ist ...“ Sie deutete auf den Ordner. „Schau doch rein, um Himmels willen. Dann wirst du verstehen, was ich
Weitere Kostenlose Bücher