Susan Mallery - Buchanan
war.
Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie sofort los musste, wenn sie Bailey pünktlich zur Shoppingtour abholen wollte. Sie war schon fast beim Hinterausgang angelangt, als einer der Kellner nach ihr rief.
„Telefon. Ein Mann. Alex irgendwie.“
Es war das erste Mal seit fünf Tagen, dass er sich meldete. Dani fand es regelrecht beschämend, wie sehr sie sich darüber freute.
Wie schlimm musste es denn noch kommen, bis sie einsah, was für ein falscher Kerl er war?
„Sag ihm, dass ich schon gegangen bin“, sagte sie.
„Mach ich.“
Dani holte ihr Handy aus der Tasche und schaltete es ab. Es gab nichts, was Alex ihr hätte sagen können.
Anderthalb Stunden später war sie mit Bailey in einer großen Umkleidekabine und musste so furchtbar lachen, dass sie Angst hatte, sie würde sich tatsächlich in die Hosen machen.
„Hör auf!“, flehte sie, als Bailey wie ein Huhn in einem außerordentlich hässlichen, gelben Abendkleid vor ihr herumstolzierte. „Ich bitte dich, hör auf. Ich bin nicht mehr die Jüngste und habe Angst, dass ich vor lauter Lachen ohnmächtig werde.“
„Aber es ist doch so duftig“, imitierte Bailey die seltsame Verkäuferin, die ihnen vorhin „geholfen“ hatte. „Und das Gelb passt so wundervoll zu meinem Haar.“
Dani wischte sich die Lachtränen aus den Augen und setzte sich auf den Boden. „Ich kann nicht mehr“, schnaufte sie. „Dieser Laden ist grauenvoll. Wir sehen uns woanders nach einem hübschen Kleid um.“
„Aber ich möchte ein Huhn sein“, protestierte Bailey. In ihren Augen funkelte es schalkhaft.
„Klar. Oh Mann, was hat sich diese Frau nur dabei gedacht?“
Die Verkäuferin hatte vier Kleider in die Kabine gebracht – eines furchtbarer als das andere. Ein Stück war schon drei Mal herabgesetzt worden, was Dani nicht wirklich überrascht hatte. Wer sollte so etwas kaufen?
In den anderen Läden, in denen sie heute gewesen waren, war ihnen das nicht passiert. Behandelte die Verkäuferin sie hier deshalb so merkwürdig, weil Bailey das Downsyndrom hatte? Dani wollte es ihr nicht unterstellen ... doch sie hatte das ungute Gefühl, dass genau hier das Problem lag.
Dani sagte sich, dass solche Leute dumm waren und selber massive Probleme hatten. Sie würde die Frau nicht darauf ansprechen, sondern einfach mit Bailey möglichst rasch das Weite suchen.
Als das grauenhafte Abendkleid wieder über dem Kleiderbügel hing und Bailey sich angezogen hatte, schob Dani sie aus dem Geschäft.
„So, ich glaube, wir müssen uns etwas stärken, bevor wir weitermachen“, sagte Dani. „Wie wär’s mit einem kleinen Snack?“
„Salzbretzel?“, fragte Bailey begeistert.
„Salzbretzel klingen gut.“
Sie gingen zu „Auntie Anns Bude“ und bestellten sich jeweils eine Bretzel und etwas zu trinken. Dann setzten sie sich auf eine Bank und aßen. Bailey erzählte Dani von der Schule.
„Ich mag Lesen lieber als Mathe“, sagte Bailey. „Manchmal kommt Alex zu uns und hilft mir beim Rechnen. Du weißt ja, ich bin in einer Förderklasse – aber ich bin eine ziemlich gute Schülerin.“
„Ich bin überzeugt, dass du das bist. Du lernst sicher fleißig.“
„Ja, stimmt.“ Bailey lächelte und schob sich eine rote Locke hinters Ohr. „Ich bin froh, dass du meine Schwester bist. Mom hat mir erklärt, wie wir miteinander verwandt sind.“
„Ich bin auch froh darüber“, sagte Dani. „Ich habe drei Brüder, und das bedeutet, dass du mit denen eigentlich auch verwandt bist, oder? Oder doch nicht? Sehr verwirrend, diese Familienverhältnisse ...“
„Ich durchschaue das auch nicht wirklich.“
Bailey lehnte sich an Dani und legte ihren Kopf auf ihre Schulter.
„Du bist lieb. Fiona war nie lieb zu mir.“ Sie sah Dani an und hielt sich die Hand vor den Mund. „Das hätte ich nicht sagen dürfen.“
„Macht nichts, ich werde es nicht weitersagen.“
„Gut.“ Bailey legte ihren Kopf wieder auf Danis Schulter. „Sie war oft gemein zu mir. Nicht, wenn Alex dabei war, aber wenn wir allein waren. Manchmal habe ich Angst vor ihr gehabt. Aber ich wollte nichts sagen.“
Was für ein Miststück, dachte Dani. Sie war wütend auf Fiona. Was um alles in der Welt hatte Alex je an ihr gefunden? Unglaublich, dass er trotzdem wieder mit ihr zusammen war, obwohl er wusste, dass sie ihn betrogen hatte ...
Danis Magen krampfte sich bei diesem Gedanken zusammen. Eigentlich wollte sie ihn noch nicht gänzlich verteufeln – vielleicht gab es ja eine
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