Susan Mallery - Buchanan
Katherine gern gesehen hätte, wollte sie sie in keinem Fall stören. Andererseits, kurz Hallo zu sagen war wahrscheinlich keine wirklich große Störung.
Sie ging den Flur entlang, der zu Katherines Arbeitszimmer führte. Das Zimmer war auf der Südseite des Hauses und lichtdurchflutet. Als Katherine Dani bei einem ihrer letzten Besuche das ganze Haus gezeigt hatte, hatten ihr die blauen Möbel und die Wände, die in einem warmen Gelb gehalten waren, sehr gut gefallen.
Die Tür war halb offen. Dani wollte gerade anklopfen, als sie hörte, wie im Gespräch ihr Name fiel.
„Natürlich freue ich mich über Marks Tochter“, sagte Katherine gerade.
Dani sah, dass Katherine telefonierte und wollte sich sofort wieder zurückziehen. Doch dann blieb sie stehen. Sie wollte hören, was über sie gesagt wurde.
Dafür komme ich sicher in die Hölle, dachte sie. Zu lauschen war kindisch, unhöflich und respektlos. Und doch rührte sie sich keinen Millimeter von der Stelle.
„Sicher“, fuhr Katherine fort, „es war eine große Überraschung, keine Frage. Aber eine positive Überraschung. Mark ist außer sich vor Freude.“ Dann war eine Zeit lang nichts zu hören, bis Katherine schließlich sagte: „Nein, er hat Danis Mutter lange vor unserer Verlobung gekannt. Dann war die Sache zwischen ihnen beendet, ich bin nach Seattle gekommen, und der Rest ist Geschichte. Mhm, ja, ich glaube, Dani ist sehr glücklich, dass wir jetzt ihre Familie sind. Ja, stimmt, sie war sehr jung, als ihre Mutter gestorben ist.“
Katherine drehte sich um, und Dani trat einen Schritt zurück. Okay, nun durfte sie wirklich nicht mehr länger zuhören. Doch in diesem Moment sah sie, wie Katherine sich über die Augen wischte. Dann fiel die Sonne durch das Fenster auf ihr Gesicht, und Dani merkte, dass Katherine weinte.
„Aber du kennst doch Alex“, sagte Katherine fröhlich, doch es klang sehr gezwungen. „Er war schon immer unkonventionell. Die beiden sind ja nicht blutsverwandt, und wir mögen Dani furchtbar gern, also freuen wir uns sehr darüber. So bleibt alles in der Familie. Gleich in mehrfacher Hinsicht.“
Katherine ging es schlecht, auch wenn sie es sich am Telefon nicht anmerken lassen wollte. Ihr Gesichtsausdruck und ihre Tränen sprachen Bände. Dani fragte sich, mit wem sie wohl gerade redete. Offensichtlich mit jemandem, dem sie nicht sagen konnte, wie es ihr wirklich ging.
Dani ging leise zurück in die Eingangshalle. Sie bereute, dass sie gelauscht hatte. Es war egoistisch und charakterlos gewesen, und sie hatte dadurch eine sehr traurige Wahrheit erfahren. Dass sie einen Menschen zutiefst verletzt hatte, den sie sehr schätzte und mochte. Und dass es nichts gab, was Katherines Schmerz lindern konnte – außer, sie selbst, Dani, würde aus dem Leben der Canfields wieder verschwinden. Darauf, einen solchen Schritt tatsächlich in Erwägung ziehen zu müssen, war Dani nicht vorbereitet gewesen.
14. KAPITEL
E s hätte einiges gegeben, was Alex lieber getan hätte, als im Shoppingcenter am Bellevue Square einzukaufen. Doch die Vorstellung, den Nachmittag mit seiner Lieblingsschwester – obwohl er es vor niemandem zugeben würde, dass sie es war – und Dani zu verbringen, war unwiderstehlich gewesen. Außerdem würde es ihn von der unangenehmen Tatsache ablenken, dass er noch immer seinen Vater zur Rede stellen wollte. Er wusste nicht genau, was er zu ihm sagen sollte.
Im Grunde seines Herzens wusste Alex, dass die Politik einfach nicht seine Welt war und er dort nicht hingehörte. Doch er war es Mark schuldig. Und wie wichtig es war, seinen Verpflichtungen nachzukommen, wusste er seit dem Zeitpunkt, als Katherine ihn adoptiert hatte. Also stand die Möglichkeit, sich aus der Kampagne zurückzuziehen, nicht zur Debatte. Was bedeutete, dass er sich mit der Situation arrangieren musste. Falls Mark nominiert und tatsächlich zum Präsidenten gewählt würde, wäre nichts mehr in Alex’ Leben wie zuvor.
Nachdem sie alle im „PF Chang’s“ zu Mittag gegessen hatten, weil Dani gemeint hatte, sie müssten sich vor dem Einkaufsbummel mit einem chinesischen Essen stärken, gingen sie zu „Nordstrom“.
„Das ideale Geschäft, wenn man neue Schuhe braucht“, erklärte Dani und hakte sich bei Bailey unter. „Sie haben eine fantastische Auswahl und tolle Verkäufer. Ihr werdet begeistert sein.“
Bailey strahlte. „Kann ich mir jede Farbe aussuchen, die ich will?“
„Klar“, sagte Dani. „Es sind ja deine
Weitere Kostenlose Bücher