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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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sich die Morgensonne langsam bemerkbar. Ingvi blickte über den bräunlich schimmernden Fluss und sah, dass auf der Insel Zelte und ein Sonnendach aufgestellt worden waren. Er wollte hinunter zum Ufer, um den Elfengeborenen endlich zu sehen, von dem er schon so lange gehört hatte.
    Unwin erhob sich aus seinem Stuhl, als sie hereinkamen. »Willkommen – hattet ihr bereits ein Morgenmahl? Wie wäre es mit einer Partie Schach?«
    Diener brachten den Jarls Hocker und reichten ihnen Brot und Bier in kleinen Krügen. »Der Elfenjüngling ist bereits auf der Insel«, sagte Ingvi.
    Unwin schaute ihn an und stellte die Schachfiguren auf. Ingvald setzte sich und begann zu spielen.
    Die Sonne sorgte für einen strahlenden, aber heißen Morgen. Das Schachspiel dauerte lange. Ingvi stand am Zelteingang und starrte über den Fluss. Auf der Insel wuchs kurzes Gras und nur wenige Bäume und Büsche. Elflings Männer waren leicht zu sehen, denn das Sonnenlicht spiegelte sich auf ihren Helmen.
    Er blickte ins Zelt und sah, wie Unwin seinem Bruder einen Bauern abnahm. Mit leisen Schritten verließ er sie und ging zum Wasser hinunter.
    Das schlammbedeckte Ufer der Insel wurde von Schilf und blassem Wiesenschaumkraut überwuchert, von Sumpfdotterblumen und anderen Pflanzen, die feuchte Böden lieben. Elfling schritt dort auf und ab, und in einigem Abstand folgten ihm zwei bewaffnete Wachen.
    Elfling hatte die Insel noch in der nebelschwangeren Dunkelheit des frühen Morgens erreicht. Jetzt, wo es langsam heißer wurde, hatte er sich seiner gepolsterten gelbbraunen Lederjacke entledigt und trug lediglich ein Leinenhemd über dünnen Lederhosen. Seine Füße steckten in schlichten, abgetragenen Reitstiefeln. Er trug kein Gold. Nur sein langes Haar, das im Sonnenlicht weiß glänzte, bewies, dass er kein Bauer mehr war. Er trug es an den Seiten in schmalen Zöpfen und offen am Rücken. Einfache Arbeiter trugen ihre Haare weder lang noch offen.
    Jenseits des Flusses lag die Wiese, auf dem sein kleines Heer lagerte. Neben einigen Pferden und Kühen grasten Schafe und Ziegen zwischen den spärlich vorhandenen Bäumen. Von Kochfeuern erhob sich Rauch, und als Elfling ihm auf seinem Weg in den Himmel mit seinen Augen folgte, sah er über sich den niedergebrannten Berghang. Er wandte sich ab. Brennende Häuser und Schlimmeres. Brennende Felder, brennende Scheunen, Rauch, der sich bis an den Horizont erstreckte.
    Er wandte sich zur Insel um und blickte auf das andere Ufer, wo sich Rauch über Unwins Lager erhob, und er ballte seine Hände zu Fäusten. Er musste einen Waffenstillstand haben.
    Die Zahl seiner Leibwachen – Männer, deren einzige Aufgabe das Kämpfen war – war klein. Der Rest seiner Armee setzte sich aus einfachen Bauern zusammen, die nur schlecht gerüstet und von ihren Höfen gerufen worden waren. Sie sahen, wie das Getreide auf den Feldern reifte, und verschwanden heimlich, nicht einer nach dem anderen, sondern zu Dutzenden. Sie eilten nach Hause, um das Heu einzubringen, die Ernte – und nichts konnte sie aufhalten, weder Belohnung noch Strafe.
    Er wäre ein Narr, sie aufzuhalten. Die Ernte versprach dieses Jahr gut zu werden, doch die dänische Armee fraß sich wie ein Heer von Heuschrecken durch das Land und zerstörte alles auf ihrem Weg. Stand das Getreide zu lange auf den Feldern und schlechtes Wetter verdarb es, dann würde im nächsten Jahr eine Hungersnot ausbrechen. Hungrige Menschen würden ihre Pferde und Ochsen schlachten, und dann gäbe es im darauf folgenden Frühjahr zu wenige Pferde für die Reiterei und zu wenige Ochsen, um Karren zu ziehen. Er hätte zu wenige Männer, zu schwache Männer – und Unwin würde gewinnen.
    Er musste einen Waffenstillstand aushandeln, um Zeit für die Ernte zu gewinnen – um eine Hungersnot zu verhindern.
    Diese Sorgen hatte Unwin nicht. Seine Horde landloser Männer fraß sich an Elflings Land satt. Er hatte so viele Männer – aus dem Norden, aus Dänemark, aus Norwegen –, dass er seine Streitkräfte aufteilen und plündern lassen konnte, wo immer er wollte. Elfling war immer zu weit entfernt. Unwins Verluste wurden bald durch frische Rekruten ersetzt, und sie brachen Vorratskammern auf, schlachteten das Vieh und taten sich an ihm gütlich, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie das, was sie aßen, ersetzt werden sollte.
    Elfling blieb zwischen dem Schilf und Schlamm am Rand der Insel stehen, schlang die Arme um den Leib und senkte den Kopf. Hinter ihm

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