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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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können, musste eine Frau ein Land als Mitgift haben. Und selbst wenn sie den magischen Mahlstein gefunden hätte, mit dem sich Weizen in Gold verwandeln ließ, würde ein Sohn Wodens niemals eine Freigelassene heiraten.
    Also war sie in Kingsborough geblieben, als Elfling mit seiner Leibgarde ausgezogen war. Ihr Gold hatte man ihr bald abgenommen, aber das war ihr gleich. Selbst mit Gold war sie nicht freier gewesen als zuvor. Mit dem Gold sollte sie sich einen Ehemann kaufen, aber wenn sie Elfling nicht haben konnte, was wollte sie dann mit einem Ehemann, der doch nur ein neuer Sklaventreiber sein würde? Geh dahin, tu das, hol dies – und sie würde ihm gehorchen müssen.
    In einer königlichen Stadt gab es für sie in den Gasthäusern immer einen trockenen und warmen Platz zum Schlafen, und sie hatte immer etwas zu essen. Aber wenn sie einfach als arme, freigelassene Frau geblieben wäre, dann hätte sich irgendwann sicher jemand an einen freigelassenen Mann erinnert, der seine Miete regelmäßiger zahlen würde, wenn er nur eine Frau hatte, die für ihn arbeitete.
    Da war es besser, wahnsinnig zu sein. Woden schenkte Wahnsinn: Er war sowohl gefürchtet als auch hoch angesehen. Die Wahnsinnigen, von Woden getrieben, sahen und hörten Dinge, die andere nicht sehen oder hören konnten. Als Wahnsinnige durfte sie in den Häusern schlafen und essen, wurde aber in Ruhe gelassen. Wenn jemand die Frechheit besaß zu glauben, sie würde seine Befehle befolgen, konnte sie ihn anspucken, kreischen, zuschlagen, an seinen Haaren ziehen, und dann würde er sich aus Angst vor Woden genauso schnell zurückziehen wie aus Angst vor ihr.
    Es war wunderbar. Sie machte einfach alles, worauf sie Lust hatte. Manchmal griff sie Leute einfach nur deswegen an, weil sie sie anschauten. Das, dachte sie bei jedem ihrer Schläge, ist für jedes einzelne Mal, als ich verprügelt wurde.
    Da sie verrückt war, hatte sie jede Menge Zeit, an Elfling zu denken. Zauberei, die mächtiger war als seine, schien die einzige Hoffnung zu sein. Liebestränke, Liebestalismane, Zaubersprüche, Flüche – eines Tages würde sie schon eine Möglichkeit finden.
    Die privaten Räumlichkeiten des Königs befanden sich über dem Saal. Auf einer Mauerbank in der Ecke saß Ud mit der Harfe, tief in den Schatten verborgen, und wiegte sein Instrument auf dem Knie.
    In der kerzenbeschienenen Mitte des Raums saß Unwin auf einem Stuhl, während Ingvi es sich auf dem Schlafplatz an der Wand gemütlich gemacht hatte. »Es läuft gut«, sagte Unwin. »Wir leeren die Lager und lassen dem Elfenschiss nur noch leere Hülsen übrig. Wir haben den lokalen Widerstand zerschlagen und uns vor Elfchen zurückgezogen – und auf unserem Ritt haben wir die Ernte vernichtet!«
    »Wenn er seine Armee aufteilt –«, sagte Ingvi.
    »– werden wir uns vereinen und ihn vernichten. Er wird seine Männer nicht aufteilen; er hat nicht genug Leute. Auf diese Art werden wir ihn fertigmachen und ihm nichts übrig lassen außer Hungerleidern, um seine Felder zu bestellen, und die Ratten in seinen Lagern. Schauen wir doch mal, wie lange sie ihn den ›Auserwählten der Göttin‹ nennen, wenn sie Hunger haben.« Unwin nahm einen weiteren Schluck aus seinem Horn und legte seinen Fuß auf einen Hocker. »Die Erntezeit steht schon vor der Tür. Sobald das erste Getreide reif ist, hat er keine Armee mehr. Aber wir werden eine haben – dem Herrn sei Dank für landlose Männer!«
    Ingvi lachte und brachte einen Trinkspruch auf landlose Männer aus.
    »Bald schon werden Abgesandte zu uns kommen«, sagte Unwin, »und uns um einen Waffenstillstand bitten. Ich werde von ihnen Neuigkeiten über meine Söhne verlangen. Und über meinen Bruder.«
    Es herrschte Stille. Ingvi, der sich mit den Händen unter seinem Kopf auf der Bank langgemacht hatte, begann sich zu langweilen und fragte sich, ob Unwin mit ihm Fuchs und Henne spielen würde. Sie könnten Spiel um Spiel hinter sich bringen, bis sie nicht mehr konnten und ohne zu träumen schlafen würden.
    Ein Klopfen an der Tür versprach zumindest Ablenkung. Ingvi erhob sich auf einem Ellbogen. »Ja?«
    Ein Mann schaute zur Tür herein. »Jarls, das Mädchen –«
    Unwin drehte sich um die breite Lehne seines Stuhl zu dem Mann hin. »Bring sie herein!«
    Er zog sich zurück, und Ingvi setzte sich auf, um seine Beine baumeln zu lassen.
    Das wahnsinnige Mädchen wurde in den Raum geschoben, immer noch dreckig, ungepflegt wie immer. Ingvi stand auf und

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