Susan Price
Anspruch seines Lieblings auf die Krone nicht zur Schau, denn er war darauf bedacht, den Frieden zu wahren. Elflings Krone war eine Julkrone: Ein eng geflochtener Strohkranz schützte den Kopf seines Trägers vor den Spitzen der dunkel schimmernden Stechpalme, die mit scharlach- und karmesinroten Beeren verziert war. Abgesehen davon hatte Athelric sein Püppchen wie einen der Zwölfhundert gekleidet: Er trug eine Tunika aus scharlachroter Seide und einen offenen goldenen Halsring, dessen Endstücke mit Granaten verziert waren. Seine langen Haare hatte man von der Stirn zurückgekämmt, und sie fielen zu beiden Seiten bis unter die Schultern. Im hellsten Licht schienen sie weiß zu sein, im Schatten glänzten sie bernsteinfarben.
Unwin starrte diese Augen überrascht an. Das Wesen schien pures Licht auszustrahlen, umgeben vom Glanz der Seide, dem Glitzern des Goldes und dem Funkeln von Glas. Sein Gesicht war erstaunlich, denn kein anderes hatte so scharfe, so klar geschnittene Linien. Die ernst wirkenden Augen glimmerten dunkel, und dann spiegelten sie das Licht wider wie das grüne römische Glas. Das Dunkelgrün und Scharlachrot der Stechpalme strahlte heller, als es Gold jemals konnte. So musste ein Engel aussehen, dachte sich Unwin – und war erbost, dass ihm ein solcher Gedanke kommen konnte. Das war Elfenzauber, dieselbe Hexerei, die das Ding auch schon bei Wulfweard eingesetzt hatte. Aber er war stärker als Wulfweard.
Unwin hatte die Hände des Königs mit seinen eigenen ergriffen, ihn angelächelt und so laut gesprochen, dass es der gesamte Saal hören konnte. »Es ist mir eine Ehre, an Eurem Fest heute Abend teilnehmen zu dürfen. Ich hoffe, Ihr nehmt keinen Anstoß daran, dass ich und meine Gefolgsleute vor dem Eintreffen der Maskierten wieder gehen. Ich bin Christ, und mein Gelübde meinem Gott gegenüber verbietet mir, einen anderen Gott zu verehren.«
Der Blick der Elfenbrut änderte sich leicht, schaute ihm über die Schulter. Irgendwo hinter ihm stand Athelric. Er suchte nach seinem Lehrmeister.
»Ein Gast darf gehen, wann es ihm beliebt«, sagte Elfling. Seine Augen ruhten wieder auf Unwins Gesicht. »Wir werden keinen Anstoß daran nehmen.«
Unwin nickte und beugte sich vor, als ob er Elfling den Begrüßungskuss des Älteren an einen Jüngeren geben wollte.
Elfling wich vor ihm zurück und befreite sich aus seinem Griff. Als alle Platz genommen hatten, lächelte Unwin. Jeder hatte gesehen, wie er Elfling den Bruderkuss angeboten und das Ding ihn abgelehnt hatte.
Im Stimmengewirr und der Hitze des Fests hatte sich Ebba hingestellt, um Elfling besser sehen zu können. Er war so schön, dass sie am liebsten weinen wollte. Sie konnte nicht sagen, ob das, was sie empfand, Hass oder Liebe war. Sie bemerkte, wie viele andere Menschen in seine Richtung schauten, und dann loderte die Eifersucht in ihr auf, und sie wollte laut ausrufen, dass doch alle ihn anschauen sollten. Der Gedanke bekümmerte sie, dass diese Nacht vorbeigehen und mit ihr die Erinnerung verblassen, dass ihre Farben und ihre Pracht dem Vergessen anheimfallen würden. Und wenn der Blutadler geschnitten war …
»Du solltest ein Lied über Elfling machen!«, rief sie zu Ud hinüber.
Wie immer schien das Loch in Uds Gesicht eindringlicher zu starren als sein heiles Auge. »Ja. Ich werde ein Lied für ihn singen.«
Kendidra und ihre Mägde eilten durch den Saal und schenkten den Gästen ein. Unwin achtete darauf zu lächeln, während er sie betrachtete. Sie hatte ihn schon immer irritiert – sie war zu groß, zu schlicht und tat immer das Richtige –, aber nachdem er sie geheiratet hatte, hatte er den Vertrag respektiert, sie immer als seine Frau anerkannt und ihr drei Kinder geschenkt. Sie vergalt es ihm mit der Beleidigung, ihre Ehe aufzuheben. Er sah sie lächeln, als sie Elfling Met einschenkte. Es war nicht schwer zu erkennen, welchem Einfluss sie erlegen war.
Die Frauen begannen Julkuchen zu verteilen – kleine Kuchen, die aus dem Getreide gebacken wurden, das während der Ernte als Letztes eingebracht wurde. Die Kuchen in Eberform wurden zu Ehren Ings gegessen, die in Form von Hirschen zu Ehren Wodens, die in Form von Vögeln zu Ehren Freyas. »Ich kann nicht länger bleiben. Aber es ist gut, dass wir Brot und Salz geteilt haben.« Diese Worte dienten der Beruhigung. Es gab keinen größeren Verrat, als diejenigen anzugreifen, mit denen man Brot und Salz geteilt hatte.
Elfling erhob sich auch. »Wir bedauern, Euch gehen
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