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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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verwundet leben, ertrinken, sterben – überall um sie herum. Und nichts davon war von Bedeutung, denn anderes Leben marschierte heran, ersetzte es, wuchs wie Gras über die Überreste eines niedergebrannten Hauses.
    Als Elfling sich Wulfweard zuwandte, schenkte er ihm ein so schönes Lächeln, dass es den Atheling aus der Fassung brachte. »Ich glaube, Godwin hat seine eigene Zukunft vorhergesagt.«
    Wulfweard konnte sein Lächeln nicht erwidern.

SCHWERTTANZ

    Ebba hatte den größten Teil ihres Lebens unter Menschen verbracht, die nur die Grau-, Schwarz- und Brauntöne ungefärbter Wolle trugen. Die vielen verschiedenen Farben im Saal faszinierten sie: Karomuster und Streifen, Fransen und bestickte Borten, alles in hellem Rot oder Blau oder Gelb oder Grün gehalten, das im Kerzenlicht zu flackern und zu pulsieren schien. Viele trugen auch Gold, welches das Licht zurückwarf und den Raum in ein ständiges Glitzern und Funkeln tauchte.
    Der Saal war für das Julfest mit Girlanden aus grünen Blättern und hellroten Beeren geschmückt worden, die sich zwischen den goldenen Schnitzereien erstreckten. Sie saß mit dem Rücken zur Wand neben Ud auf einer Bank. Sein blauer Mantel lag zusammengerollt neben ihnen, und seine Harfe hatte sie auf ihrem Schoß. Niemand warf einen Blick auf sie, aber sie konnte sich so viel umschauen und Leute anstarren, wie sie nur wollte.
    Der Ehrentisch machte den größten Eindruck. Kronen aus Stechpalmen, Efeu und brennenden Kerzen hingen an langen Bändern von den Dachsparren herab. Zahllose Kerzen flackerten entlang des Tisches und ließen Armbänder und Broschen aufblitzen, und ihr Licht spiegelte sich ebenso an den Fingern gestenreicher Hände und auf goldenen Halsketten. Es glitzerte und sprühte auch von den grünen Glaskelchen, wenn sie erhoben und wieder abgestellt wurden. Ebba hatte noch nie zuvor Glas gesehen, und für sie ging von ihm eine größere Faszination aus als von dem Gold. Sie wollte es berühren, um herauszufinden, ob es sich kalt anfühlte, wie Eis.
    Elfling war am Tag zuvor hinausgeritten, um seine Julgäste auf ihrem Weg zur Burg zu begleiten. Unwin war alles andere als erfreut gewesen, als er in den Innenhof ritt und seine Frau erkannte, die sie mit Brot und Bier begrüßte und dem Thronräuber als Gastgeberin diente. Aber er hatte gelächelt und seine Frau und Kinder mit Küssen begrüßt.
    In Begleitung Athelrics hatte Kendidra die Gäste zu ihren Unterkünften geleitet. An diesem Abend würden sie unter sich speisen, in ihren Räumen, und an gutem Essen würde es nicht mangeln. Am nächsten Abend waren sie in den königlichen Saal eingeladen, um am Vorabend des Julfestes gemeinsam zu feiern.
    »Tragt keine Waffen«, hatte Athelric gesagt.
    Unwin hatte weiter gelächelt, obwohl er in einen Saal eingeladen worden war, den er als sein Eigen betrachtete. »Aber Athelric, der Frieden hat noch nicht begonnen. Es ist doch erst der Vorabend des Jul.«
    »Der Frieden beginnt um Mitternacht. Keine Waffen.«
    »Ich habe einen Waffenstillstand abgeschlossen, und ich halte mein Wort«, sagte Unwin. »Herrin, werdet Ihr uns heute Abend einschenken?«
    Kendidra hatte mit gesenktem Haupt vor ihm gestanden, die Hände ineinandergepresst vor ihrer Brust. Nun hob sie ihren Kopf. »Ich will Euch nicht verärgern, Unwin, aber … Ich habe vor Zeugen meinen Willen kundgetan und unsere Heirat aufheben lassen. Ich werde Mägde schicken, um Euch zu bedienen, aber ich bin nicht länger Eure Frau, und nein, ich werde Euch nicht einschenken.«
    Auch während dieser Worte lächelte Unwin einfach weiter. Er sagte lediglich: »So soll es sein. Bis morgen Abend dann, beim Fest.«
    Als Unwin seine Männer zum Fest führte, hinterließ er beachtlichen Eindruck, denn er trug blaue Seide, Gold um seinen Hals und an Armen und Händen. Der Gürtel um seine Hüfte hatte eine große goldene Schnalle und war mit Goldplättchen verziert, aber er trug keine Waffen – nur einen kleinen Dolch, um sein Fleisch zu schneiden. Hinter ihm schritten die Jarls und ihre Männer in den Saal: groß gewachsene Dänen und christliche Waliser in ihren dunklen Überwürfen.
    Athelric trat vor, um Ingvald an den Platz neben sich zu führen, und Wulfweard geleitete Ingvi an seine Seite. Der Stuhl neben Elfling, in der Mitte des Ehrentischs, war Unwin zugedacht.
    Als er sich seinem Platz näherte, schaute sich Unwin um, ob die Elfenbrut das hohe goldene Diadem trug, die sächsische Krone – aber Athelric stellte den

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