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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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zu sehen. Aber wir möchten Euch nicht eures Glaubens untreu werden lassen.«
    In der gesamten Halle erhob sich das christliche Gefolge, von denen einige mehr als ein wenig betrunken waren. Unwin packte Elfling an den Schultern und küsste ihn auf die Wangen. Er spürte, wie sich das Ding unter seinen Händen verspannte, wie es sich zurückzog, und er war sowohl belustigt als auch verärgert. Wenn er es schon über sich bringen konnte, dieses Ding zu berühren, um des guten Benehmens willen, dann hätte Athelric ihm doch auch beibringen können, stillzustehen und einen Kuss höflich zu empfangen.
    Als Unwin seine Nordwaliser aus dem Saal führte, schaute Elfling die Tische entlang, bis er Athelric sah. Der alte Mann nickte kurz, ein Zeichen, dass alles in Ordnung war.
    Ud erhob sich von seinem Platz an der Wand, um seinem Herrn zu folgen. Er schlang seinen blauen Mantel um sich und schaute Ebba an.
    »Können wir nicht bleiben?« Das Fest würde noch Stunden dauern, und sie könnte Elfling anschauen.
    Uds Auge starrte sie an, und sie beeilte sich, seine Harfe zu nehmen und ihm zu folgen. Sie wandte ihren Blick immer wieder zurück, um Elfling, so oft es nur ging, an seinem Ehrentisch stehend sehen zu können. Die Seide seines Gewandes glühte rot im Licht, auch das Gold schimmerte rötlich, seine Stechpalmenkrone schimmerte, der Kerzenschein flackerte um sein Gesicht, das Glas funkelte. Dann durchschritt sie die Tür, und die Kälte ließ ihre Haut auf den Knochen zu Eis erstarren. Die Dunkelheit beraubte ihre Augen des Lichts. Nichts begehrte sie nun mehr als das Licht und die Wärme des Festsaals.
    Am Ende des Ehrentisches trank Ingvi aus seinem Metbecher und blieb, weil Ingvald geblieben war. Als Wulfweard etwas zu ihm sagte – was bei dem Krach nicht zu verstehen war – und lächelte, fühlte er sich schrecklich. Es machte ihn krank, im Saal zu bleiben, wenn er doch wusste, was geplant war. Aber was war schlimmer? Einen Mann in seinem Haus zu verraten, in dem man als Gast willkommen geheißen worden war, oder den Herrn, dem man seine Treue geschworen hatte? Beides war unverzeihlich.
    Dann kamen die Maskierten und mit ihnen mehrere Böen eiskalten, scharfen Winds, die die Kerzenflammen flackern und die Schatten tanzen ließen. Sie schlugen mit ihren langen Stäben auf den Boden und trugen rauchende Fackeln bei sich, die rote Funken sprühten. Ihre Körper waren unter einem Wirrwarr aus Lederschnüren verborgen, die sie mit Knochen und glitzernden Bronzeringen verziert hatten, und ihre Gesichter versteckten sie hinter Tiermasken: Eberfratzen mit Hauern, Hirsche mit hoch erhobenen Geweihen, gehörnte Ziegen. Zwei von ihnen trugen Schwerter – die einzigen Waffen im Saal.
    Jeder stand auf, lachte und klatschte zum Lied der Maskierten, und die Menschen bildeten Reihen zwischen den Tischen, um den Maskierten bei ihrem Tanz durch den Saal zu folgen und hinaus in die Nacht. Ingvi konnte trotz seiner schlechten Stimmung nichts anderes tun als grinsen, denn das war fast wie Jul zu Hause am Hofe Ingvalds.
    Draußen vor dem Saal standen die Leute, die nicht zum Fest eingeladen worden waren. Eingewickelt in viel Stoff warteten die Bedürftigen und die Frauen. Sie fingen zu lachen an, als die Maskierten wieder erschienen, und folgten der lauten, trunkenen Prozession, die sich nun durch die dunklen Straßen der Burg schlängelte.
    Die Maskierten bildeten den Anfang des Umzugs, und kurz dahinter fanden Elfling und Athelric im Licht der roten knisternden Fackeln schnell zueinander. »Ich habe Wachen postiert«, sagte Athelric.
    Elfling nickte. Bewaffnete Wachen aufzustellen hieß, den Julfrieden zu brechen, aber mit dem Feind innerhalb ihrer eigenen Mauern wäre alles andere selbstmörderisch.
    Doch Elflings Haut kribbelte, durch seine Gedanken huschten dunkle Schatten, und kaltes Wasser schien sich durch seine Adern zu quälen. Es lag nicht am Met, den er getrunken hatte. Er kannte das Gefühl; es hatte ihn schon früher gewarnt. Wenn er ihm erlaubt hätte, sich seiner Zunge zu bemächtigen, so hätte es geflüstert: Etwas Böses ist auf dem Weg.
    Er betete: Freya, seid mit uns – aber er wusste, dass sie nicht bei ihm war.
    Also wiederholte er in Gedanken immer wieder: Der Tag meines Todes und die Art meines Sterbens sind mir bereits vor langer Zeit bestimmt worden.
    Das Licht der Fackeln und Laternen sorgte für kurz aufblitzende Risse in der Dunkelheit, während sich die laut singende, johlende und grölende Meute am Tor

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