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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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vorbei durch die Obstgärten zu den Feldern bewegte und dabei rief: »Wir kommen, wir kommen!«
    Sie marschierten und tanzten um die gefrorenen Felder, und zuweilen enthüllte der Fackelschein für Bruchteile einer Sekunde schwarze Erde und Schnee, bevor es das Gesehene wieder in Dunkelheit versinken ließ. Sie läuteten Glocken, klatschten, riefen und schrien, dass es Jul sei, Jul, und sie seien gekommen, um die Felder aus ihrem Winterschlaf zu wecken. Die Totenstille der Nacht wurde durch das Knirschen der Füße auf Schnee, lautes Pfeifen und Danksagungen an die Bäume durchbrochen.
    Ud mit der Harfe sagte den Wachen: »Ich kann das Fest nicht zu euch bringen, aber ich kann euch ein Lied singen!
    Oh, mit der Harfe spielen konnte er,
    Besser als alle anderen zuvor,
    Und die jungen Mädchen wurden wilder und wilder,
    Mit den Saiten brachte er die richtigen Töne hervor.
    Seine Harfe zauberte Fische aus dem Meer,
    Ließ Blut aus kaltem Marmor fließen,
    Und aus der unberührten Brust einer Jungfer
    Sang er Milch, und ließ sie ersprießen.«
    Er konnte einem Mann die Kälte in die Knochen spielen und Schlaf in seine Augen, und jede einzelne von Athelrics Wachen ließ er schlafend und frierend zurück. Als Unwin seine Männer vorsichtig durch die Straßen der Burg führte, gab es niemanden, der sie aufhalten oder eine Warnung rufen konnte.
    Als Unwins Männer mit leichten Schritten leise über den harten Boden eilten, mit klirrenden Waffen, trat Ud aus dem Schatten einer Tür hervor und schloss sich ihnen an. Ebba war an seiner Seite, in seinen blauen Mantel gehüllt, und trug ihm seine Harfe.
    Das Gräberfeld war der Acker, auf dem die Toten gesät wurden. Es war von einer niedrigen Steinmauer umgeben, und die Menschenmenge lehnte an der Mauer, saß auf ihr, stand sogar auf ihr. Die Fackeln hatten sie zwischen den Steinen festgeklemmt, und der Wind trug den Geruch verbrannten Holzes mit sich. An den Weißdornen, die als Wächter um das Gräberfeld standen, hatte man Laternen aufgehängt, und flackerndes Licht tanzte über die Grabhügel.
    Die Maskierten sprangen über die Mauern und tanzten zur Musik von Flöten und Trommeln, die in der allumfassenden Dunkelheit nur leise zu hören war, auf den Gräbern. Ihre fantastischen Schnurkostüme wirbelten um sie und schlugen auf ihre nackte Haut. Ihre riesigen maskierten Köpfe sahen furchterregend aus. Dann zogen sich die Maskierten zur Mauer zurück, bis auf die beiden, die Schwerter trugen und die sich inmitten der Gräber einander gegenüber aufstellten.
    Totenstille folgte. Kinder und andere Geschwätzige wurden zum Schweigen gebracht. Die Maskierten zogen die Schwerter und hielten sie hoch in die Luft. Jetzt würden sie ihre Masken und zerlumpten Gewänder ausziehen, sich entblößen und wie Neugeborene nackt vor den Toten tanzen, bevor sie die auferstandenen Geister in den Festsaal führten.
    Doch stattdessen wandten sie sich Elfling und Wulfweard zu, die nebeneinander vor der Menge standen. Die Maskierten streckten ihnen die Schwerter entgegen.
    Elfling und Wulfweard tauschten kurz Blicke aus und schüttelten schon halbherzig den Kopf, als die Menge erst zu murmeln und dann zu rufen anfing. Als Elfling seine Stechpalmenkrone von sich warf und seinen Gürtel öffnete, wurde aus den Rufen ein begeistertes Gejohle. Wulfweard entledigte sich grinsend seiner Kleidung.
    Der Alkohol und die Verfolgung der Maskierten hatte sie aufgewärmt, doch als sie ihre Kleidung auszogen, biss die kalte Winterluft tief in ihren Leib. Der Schnee auf dem hart gefrorenen Boden schmerzte unter ihren nackten Füßen, und sie warteten nicht lange damit, den Maskierten die Schwerter abzunehmen und sich in der Mitte des Gräberfelds aufzustellen. Nur der Tanz konnte sie warmhalten, als sie über und für die kalten Toten tanzten.
    Die Schwerter waren armselige, billige Dinger, ordentlich geschärft, aber schwerfällig. »Mit denen könnten wir uns gegenseitig umbringen«, sagte Wulfweard.
    Elfling grinste. »Davon träumst du nur!«
    Die Musik begann zu spielen. Unter offenem Himmel klang die Flöte sehr leise, und die Trommelschläge kamen wie aus weiter Ferne. Sie schlugen ihre Schwerter mit einem lauten Klirren aufeinander. Dann sprangen sie, sich drehend, voneinander weg, und in der Drehung sprang Wulfweard über einen Schlag Elflings, und dann sprang Elfling über Wulfweards Schwert. Die Schwerter prallten erneut aufeinander, und die Tänzer drehten und duckten sich, sprangen und machten

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