Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
Vom Netzwerk:
Zwillinge und nackt wie Geister. Sie weckten uralte Ängste in den Herzen der Christen.
    Doch Unwin hatte seinen Befehl erteilt. Die mutigsten unter ihnen begannen die ungeschützten Seiten der Brüder auf die Probe zu stellen.
    Kendidra schrie die Namen ihrer Kinder mit einem Schrei, der ihren Hals zu sprengen drohte, im verzweifelten Versuch, sich über dem Tumult, dem Klirren von Metall und Schilden, dem Lärm fliehender und brüllender Gestalten Gehör zu verschaffen. Menschen rannten mit voller Wucht in sie hinein, und sie schob sie aus dem Weg, setzte dabei ihre Fäuste und Fingernägel ein, um sich einen Weg durch die hin und her wogende Menge zu bahnen. Sie erhaschte kurz einen Blick auf ein Kindergesicht – dort! – nein, hier! – wieder! –, doch jedes Mal ging es sofort im Tumult unter, und ihr verängstigter Geist machte jedes Kind zu dem ihren.
    Ihre Verzweiflung hatte sie unverletzt durch das Kampfgewühl getrieben – wie, das wusste sie selbst nicht, und sie wollte es auch nicht wissen. Sie musste auf den Füßen bleiben, denn sie musste ihre Kinder finden; alles andere war unwichtig.
    Sie erinnerte sich dumpf an einen Helm, der vor ihr auftauchte, an ein erhobenes Schwert – selbst daran, dass sie das Schwert zur Seite stieß, weil sich dahinter ihre Kinder befanden.
    Ihre Knie und Schienbeine trafen auf die harte Mauer, und ihre Hände kratzten über grob behauene Steine. Sie hob ihren Rock und kletterte hinauf. Der Wind packte sie, zerrte an ihrem Rock, hob ihren zerrissenen Leinenschleier hoch und stahl ihr die Kälte aus dem Leib. Aber sie sah Godhilda und Godhelm. Sie hielt den Atem an und starrte in die Dunkelheit. Sie verwandelten sich auch nicht in Fremde, während sie Blickkontakt hielt: Sie erkannte Godhilda an ihrem kleinen Köpfchen und der Art, wie ihre Haare herabfielen. Bevor sie irgendetwas anderes gesehen hatte, war sie schon von der Mauer gesprungen und rannte auf sie zu. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, und ihr Verstand brabbelte nur unzusammenhängende Dankgebete an alle Götter in ihrer Welt.
    Dann sah sie, dass sie unter einem Weißdorn standen, und eine Laterne in seinen Ästen schwang über ihren Köpfen, deren Licht wie Glühwürmchen auf ihren Körpern tanzte. Athelric war bei ihnen, stand vor ihnen und hielt die Männer von ihnen fern, die sie mit Schilden und Speeren bedrohten. Auf einem kleinen Messer in Athelrics Hand spiegelte sich das Licht – seinem Fleischmesser. Die einzige Waffe, die er am Vorabend von Jul bei sich trug, aus Respekt vor dem Julfrieden.
    Kendidra raffte ihren Rock und schrie wie eine Walküre, als sie zu ihnen rannte, um sich auf Athelrics Seite in den Kampf zu werfen. Während sie noch rannte, sah sie den Speer in seinen Körper eindringen und ihn in die Knie zwingen. Er packte den Speer, und ein Schwert, dessen Klinge im Laternenlicht aufleuchtete, schlug von der anderen Seite auf ihn ein. Dunkle Gestalten sprangen über ihn hinweg, und Godhildas kleiner Körper war nicht mehr zu sehen. Godhelm taumelte, als er am Arm weggezerrt wurde.
    Kendidra warf sich mit voller Wucht in den Schild, hinter dem sich Godhilda befand, und es war so, als ob sie sich in eine Mauer geworfen hätte. Sie schlug mit ihren Fäusten auf den Schild ein, griff hinüber und nach dem Helm, der sich dahinter verbarg, versuchte, mit ihren Nägeln durch die Augenlöcher zu kratzen.
    Der Mann hob seinen Schild hoch und warf sie nach hinten, aber sie blieb auf den Beinen und stürmte wieder auf ihn ein, packte den Schildrand und versuchte, ihn wegzuzerren, um dahinterzugelangen. Sie schrie Godhildas Namen, glaubte eine Antwort zu hören und zerrte mit der Kraft einer Wahnsinnigen weiter.
    Sie wurde von hinten gepackt und hochgehoben. Männer lachten und brüllten Worte, die sie nicht verstand. Sie trat und zerrte an den Armen, die sie festhielten, kämpfte, bis sie spürte, wie ihre Gelenke nachgaben, aber es kamen nur noch mehr Männer, die denen halfen, die sie bereits festhielten. Sie wurde hochgehoben, auf den Boden fallen gelassen, gezogen. Nie war sie so misshandelt worden.
    Man ließ sie los, und sie schlug schwer auf den Boden auf. Sie lag auf Händen und Knien im Schnee, und als sie aufsah, erkannte sie die Mauer des Gräberfelds. Eine Fackel zwischen ihren Steinen erhellte zwei kleine Gestalten neben ihr – sie sah nur sie. Godhelm und Godhilda, die beide laut weinten – o danke dir, Freya! Sie lebten! Godhilda versuchte, zu ihr zu laufen, aber ein Mann hielt

Weitere Kostenlose Bücher