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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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Mädchen hielt, aber auch die Hände der alten Frau, welche sie sich verbrannt hatte, als sie die Flammen ausschlug. Elfling zog die alte Frau an sich, küsste ihre Hände, richtete sie gerade und strich sanft darüber. Schließlich schloss er sie in die Umarmung mit dem Mädchen ein.
    Morcar spürte, wie sein eigener Zorn verflog. Er schämte sich sogar und steckte das Messer zurück in die Scheide. Der Heiler hatte ihn beleidigt – das war wahr, aber was konnte ein Mann gegen eine solche Macht ausrichten? Er musste die Beleidigung herunterschlucken und demütig um Hilfe bitten.
    Elfling ließ Hild los und legte Ebba behutsam auf eine der unordentlichen Schlafstellen im Haus. Er deckte sie zu, kniete neben ihr nieder und betrachtete sie. Das Mädchen schien zu schlafen.
    Hild zeigte Owen ihre Hände, schloss und öffnete sie, um ihm vorzuführen, wie mühelos die Finger sich bewegten. Keine Spur mehr von den schweren Brandwunden. Ein Wunder, dachte Morcar.
    Als Elfling aufstand, trat Morcar vor. Auch die Knechte bewegten sich nach vorn, doch Morcar hielt die Hand hoch, um seine friedlichen Absichten kundzutun. »Herr«, sagte er zu Elfling. »Ich gestehe offen, dass mir alles leidtut, was ich gesagt und getan habe, das dich kränken musste. Ich habe mich schwer geirrt und falsch gehandelt. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.«
    Die Entschuldigung war überaus höflich und hätte eine ebenso höfliche Antwort verdient, mit der Elfling die Verzeihung und Freundschaft annahm. Der Elfengeborene blickte ihn jedoch nur mit diesem durchdringenden Blick seiner sich farblich stets verändernden Augen an, mit denen er jegliche Macht hätte ausüben können, wenn er gewollt hätte.
    »Ich gebe meinen Fehler zu«, fuhr Morcar fort. »Und ich bitte dich als Heiler um Hilfe für mich, sollte ich diese brauchen, nicht für meine Frau.«
    Elfling griff zu den dünnen Dachsparren aus Zweigen hinauf, welche das Stroh stützten, und holte einen Langbogen und ein Bündel Pfeile heraus. Dann erklärte er: »Ich gehe auf die Jagd. Pack deine Sachen und verschwinde von meinem Land. Ich möchte dich hier nicht mehr sehen, wenn ich zurückkomme. Scher dich weg und suche anderswo nach Heilung.« Er steckte die Pfeile in den Gürtel und ging zur Tür. Morcar starrte ihn sprachlos an. Elfling schwankte ein wenig, als sei ihm schwindlig. Sofort packte ihn einer seiner Knechte, um ihm Halt zu geben. »Wenn irgendjemand kommt und um Heilung bittet, sagt ihm – sagt ihm, ich sei mit den Elfen unterwegs«, sagte er zu dem Mann.
    Nachdem er fort war, blickten die beiden Parteien – auf der einen Seite das Gesinde des Hofs, auf der anderen die Dienerschaft Morcars – einander unsicher an.
    »Er ändert seine Meinung nicht«, erklärte Hild nach einer Weile. »Hat er mal gegen jemanden eine Abneigung gefasst, ändert sich das nie.«
    »Wir werden morgen aufbrechen«, sagte Morcar. »Ich danke dir für deine Gastfreundschaft, Herrin.«
    Hild nickte.
    »Es gibt noch ein paar andere Sachen, die du ausprobieren kannst«, sagte sie. »Brennnesseln. Mit Brennnesseln schlagen soll gut sein, habe ich gehört.«
    Danach trennten sich die beiden Gruppen. Morcar befahl seinen Leuten, alles zu packen, und die Knechte und Mägde gingen wieder aufs Feld. Hild fragte sich, ob sie selbst mit dem Mahlen beginnen oder Ebba wecken sollte. Sie beschloss, das Mädchen für den Rest des Tages schlafen zu lassen.
    Als Morcars Männer den Wagen beluden, sichteten sie als Erste die Schar Bewaffneter, die auf den Hof zugeritten kam. Schnell holten sie Morcar, und dieser zögerte nicht, Hild und die Knechte zu alarmieren. Die Bewaffneten glitzerten im Sonnenschein, als sie näher ritten. Sie trugen nicht nur lederne Wämser. Offenbar waren sie keine Schutztruppe für einen Handelsreisenden. Morcars Erfahrung nach bedeuteten Männer wie diese Ärger.

DIE WALKÜRE

    Die bewaffneten Reiter näherten sich in leichtem Trab. Ihre Rosse waren groß, wertvolle Tiere, und jeder Mann trug einen Helm mit Metallplatten, Nasenschiene und Wangenschutz. Keine einfachen Lederkappen. An jeder Schulter hing ein Schild, und die Hälfte der Männer hatte einen Speer in der Hand, welche nicht den Zügel hielt. Alle trugen Wämser aus dickem Leder, auf das Metallringe aufgenäht waren, dazu ein besticktes Wehrgehänge, an dem ein Schwert hing. Die Brosche auf der Schulter eines jeden Umhangs glänzte in der Sonne.
    Was ist denn das?, wunderte sich Morcar. Mit Sicherheit ritt ein Reicher mit

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