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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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jemand die Frage beantworten würde, doch die meisten der Knechte und Mägde hatten sich außer Sicht versteckt. Nur ein Mann stand auf dem Hof, der älteste, der Owen hieß, aber außer Hörweite. Wieder blickte Morcar zu dem berittenen Jarl empor, der von oben auf ihn herabsah, und überlegte, was er am besten antworten sollte. Der Jarl wollte den Heiler. Würde er fortreiten, wenn er ihm sagte, dass der Elfengeborene nicht hier sei? Beinahe musste Morcar lachen. Ein Mann kam nicht mit einer solchen Reiterschar her, um wieder abzuziehen. Aber würde er –? Morcar gestand sich ein, dass er genau das befürchtete. Würde der Jarl alle sofort umbringen, sobald er hörte, dass der Heiler nicht hier war, oder –?
    »Antworte!« herrschte Hunting ihn an.
    Nein. Er würde abwarten. Und wie jeder Jäger wollte er seine Beute nicht alarmieren. Er wünschte nicht, dass der armselige Hof anders als immer aussah.
    »Der Heiler ist nicht hier, Jarl. Er ist auf die Jagd gegangen. Heute morgen erst. Er kommt vielleicht erst in ein paar … Tagen zurück.«
    Hunting saß schweigend auf seinem Pferd, das unruhig mit den Hufen scharrte. Morcar dachte: Vielleicht lässt er mich und meine Leute fortgehen.
    Hunting wandte sich an den Reiter, der ihm am nächsten war, und sagte: »Treib alle zusammen!«
    Etliche Reiter saßen ab. Einer packte mit seiner großen Hand Morcars Arm, um ihn auf den Hof zu stoßen. »Jarl!«, schrie Morcar. Ein zweiter Reiter kam seinem Kameraden zu Hilfe, und gemeinsam schleppten sie Morcar mitten auf den Hof.
    Die Bewaffnetenschar stieg aus dem Sattel, zückte die Schwerter. Beim Klang des Klirrens von Metall gegen Metall durchlief Morcar eine Welle der Angst. Sie gingen über den Hof, duckten sich in die kleinen Hütten und holten die Leute in ihren armseligen Kitteln heraus und stießen sie in die Mitte des Hofs. Morcar sah, wie etliche seiner Männer mit den billigen Schwertern, mit denen er sie ausgestattet hatte, aus dem Haupthaus auftauchten. »Legt die Schwerter nieder!«, brüllte er. »Legt sie nieder! Kämpft nicht! Thor schützt uns, kämpft nicht!«
    Die Männer schauten verblüfft von ihm auf die Bewaffneten. Doch auf erneuten Befehl Morcars ließen sie die Schwerter fallen. Alle Männer Morcars kamen aus dem Haus, legten die Schwerter nieder und ließen sich widerstandslos in die Mitte des Hofs treiben. Morcar wurde von Übelkeit erfasst, ja, von einem regelrechten Brechreiz. Die Schmerzen waren wie eine Kolik und rührten daher, dass er bezweifelte, das Richtige getan zu haben. Vielleicht hätten sie kämpfen sollen? Aber jetzt war es zu spät, und überhaupt Waffen erheben gegen solche … Jetzt wurde vor seinen Augen Aldgytha von einem Bewaffneten aus dem Haus geführt. Ohne nachzudenken, drängte er sich an ihre Seite und wollte sie wegbringen.
    »Alles in Ordnung, wirklich!«, erklärte er dem behelmten Krieger, der fluchte, und legte den Arm um Aldgytha. Er führte sie in die Hofmitte. »Alles ist in Ordnung, Liebling«, sagte er. »Alles wird gut.« Er spürte, wie sie zitterte. Auch er zitterte am ganzen Leibe. »Ich spreche noch mal mit dem Jarl«, sagte er.
    Alle, die zum Hof gehörten, und Morcars Männer wurden in der Mitte des Hofs zusammengetrieben und von Huntings Bewaffneten umringt. Sie standen so eng beieinander, dass sie ihre Arme nicht bewegen konnten und kaum Platz zum Atmen hatten. Das ist nicht gut, dachte Morcar. »Jarl«, sagte er. »Darf ich etwas sagen –?«
    Plötzlich begann die eng zusammengepresste kleine Gruppe, zu der er gehörte, zu schwanken. Stöhnen wurde laut, dann verzweifeltes Schluchzen. Und wieder dieses Zittern. Aldgytha drückte sich noch enger an Morcar und bebte vor Angst. Es hatte begonnen! Morcar bekam eine Gänsehaut, sein Gesicht erstarrte, als ihm klar wurde, was dieses Beben und Schluchzen der Gruppe bedeutete. Die Bewaffneten hatten angefangen zu töten! Sie stießen die Schwerter den Menschen in die Leiber und rissen sie wieder heraus. Die Toten fielen zu Boden. Als die Menschen fliehen wollten, behinderten sie sich gegenseitig, oder Huntings Schergen standen vor ihnen und bildeten eine feste Mauer aus Schilden – und davor waren ihre Schwerter.
    Morcar presste Aldgytha an sich und schrie verzweifelt: »Jarl! Jarl!«
    Huntings Antwort lautete: »Ihn!« Er zeigte auf Morcar. Dieser wurde durch ein Schwert zum Schweigen gebracht; eine scharfe Klinge aus Stahl bohrte sich in seinen Leib. Nach Luft ringend sank er auf die Knie, wobei er

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