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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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starrte über den Schildrand hinweg mit offenem Mund auf Elfling.
    Auf dem Hof stand Wulfweard. Auf den ersten und zweiten Blick war Hunting sich ganz sicher. Wulfweards Gesichtsfarbe, seine Größe und schlanke Gestalt, Wulfweards Antlitz. Erst bei weiterem Hinschauen sah er die Unterschiede. Statt des langen Haares, das bis zum Gürtel reichte, hatte dieser Bursche das Haar struppig kurz geschnitten. Es fiel ihm nur auf die Schultern. Und dieser Bursche war größer als Wulfweard; ja – Hunting nahm es als Beleidigung –, dieses Halbding war größer als alle anderen Mitglieder der Königssippe. Aber es war Wulfweards Gesicht – einfach perfekt –, und in Hunting stieg erneut Wut auf, als er sehen musste, dass dieses Ding das Wort »Bruder« nicht einfach so verwendet hatte. Es war der lebende Beweis für ihre Verwandtschaft. Die Vaterschaft Eadmunds war bei ihm so eindeutig ausgeprägt wie bei Wulfweard oder Unwin und – noch mehr Wut – weitaus deutlicher als bei ihm selbst. Es verschlug ihm den Atem. Das Schwert in seiner Hand lockerte sich, als sich Schweiß auf seiner Handfläche bildete.
    Dieses Etwas, welches ein Ungeheuer war, ein Halbwesen, ein Teufel, verbarg sich in so schöner Gestalt und behauptete lautstark, sein Bruder zu sein.
    Hunting rannte los. Er würde keinen unbewaffneten Burschen niedermachen, sondern eine Ratte erschlagen.
    Da Hunting an seinem Gegner keine Rüstung sah, führte er seinen stärksten Schwerthieb ohne die gebotene Vorsicht. Elfling wusste genug, um seinen Schild hochzuheben – aber der Hieb, der mit aller Wucht den Schild traf, war so mächtig, dass er den Halt verlor, seine Beine einknickten und er zu Boden fiel.
    Von den Männern bei der Tür ertönte lautes Geschrei. Sie hatten gesehen, wie ein Schild am Arm des zu Boden gestürzten Burschen erschienen war, auch den Helm auf seinem Kopf. Hunting wich verblüfft einen Schritt zurück. Dann griff er wieder an – und sah Wulfweards Gesicht unter dem Schildrand. Er zauderte lange genug, dass Elfling ihm einen Fußtritt in die Kniekehlen versetzen konnte und ihn damit zu Fall brachte. Klirrend schlug die Rüstung auf den Boden. Hörbar entwich die Luft seine Lunge.
    Auch Elfling keuchte, kroch ein Stück weiter und kam trotz der Behinderung durch Schild und Schwert wieder auf die Beine. Er drehte sich, um sich erneut Hunting zu stellen, der mit lange eingeübter Schnelligkeit aufsprang.
    Die Walküre stieß einen Schrei aus. Schreierin und Wüterin hießen ihre Schwestern.
    Der Ton, scharf wie eine gezahnte Säge, durchbohrte Huntings Kopf, und Angst lähmte seine Gliedmaßen. Elfling hingegen verlieh er neue Kraft und Stärke. Er schoss vorwärts und schwang das Schwert, das die Walküre ihm geliehen hatte. Das Schwert schien seinen Arm zu führen, als es auf das von ihm gewählte Ziel zusprang. Es biss tief in Huntings Bein, knapp unter der Hüfte, und durchschnitt mühelos den Rockschoß seines Kettenhemdes. Als Elfling das Schwert herausriss, stürzte Hunting zu Boden. Die Männer an der Tür stießen einen Schrei aus. Als der erste herbeilief, um Hunting zu rächen, tötete die Walküre – die nur Elfling sehen konnte – ihn mit ihrem Speer. Der Rest wich danach angstvoll zurück.
    Hunting lag auf dem Boden. Blitzschnell stellte Elfling seinen Fuß auf den Schwertarm des Gegners und drückte ihn nieder. Aber Hunting schwang den Schildarm und brachte mit der Schwere des Schildes und dessen Metallbeschlag Elfling ins Stolpern. Trotz der schrecklichen Wunde im Oberschenkel mühte sich Hunting aufzustehen. Seine Männer jubelten. Vielleicht würde ihr Herr doch noch diesen Rotzjungen töten. Das hofften sie.
    Doch Hunting konnte nicht mehr stehen, und Elfling schwang seinerseits den Schild, traf ihn mit dem Buckel voll ins Gesicht und schlug ihn nieder. Dann trieb die Walküre den Speer durch Hunting und nagelte den Toten am Boden fest. »Lass uns die Sache hier beenden«, sagte sie. »Hol deinen Bogen!«
    Elfling ließ Schwert und Schild fallen und lief zurück zum Schweinestall, wo er seinen Bogen zurückgelassen hatte. Daneben lagen einige Pfeile. Er spürte, dass er sich ungeschickt anstellte, als er den Bogen nahm und die Pfeile in den Gürtel steckte. Aus solch geringer Entfernung hörte er die wütenden Schreie deutlich. Ein Mann tauchte an der Ecke des Stalls auf. Elfling lief in großen Sprüngen fort, um sich die Zeit und die Distanz zu verschaffen, den Pfeil auf die Sehne zu legen. Der Mann war beinahe bei

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