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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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Er bebte am ganzen Leib vor Angst und Wut. Als er an der knarrenden Wand aus Lehm und Weidengeflecht lehnte, sagte die Walküre hinter ihm: »Biete ihm einen Zweikampf an. Vor seinen Männern kann er den nicht ablehnen.«
    Elfling drehte sich um und schaute sie an. »Er wird mich töten. Er hat eine Rüstung – ich nicht. Er hat das ganze Leben lang den Umgang mit Waffen gelernt – ich bin nur gut mit dem Bogen. Es sei denn, du beabsichtigst, dass ich ihn niederschießen soll, wenn er herauskommt?«
    »Nein«, erwiderte die Walküre. »Du vergisst, ich bin auf deiner Seite. Ich entscheide über den Ausgang des Kampfes.«
    »Aber –« Elfling spähte noch einmal um die Ecke des Schweinestalls. »Er ist der Sohn eines Königs und ein Krieger – er gehört Woden.«
    »Du bist der Sohn eines Königs und einer Elfin. Er ist ein Christus-Anhänger.«
    Elfling schaute sie verblüfft an.
    »Ich leihe dir meine Rüstung«, sagte die Walküre. »Wir haben ungefähr die gleiche Größe. Meine Brünne dürfte dir passen.« Sie nahm den Helm ab und setzte ihn Elfling auf. Er passte gut genug, um seinen Schädel vor einem Schlag zu schützen. »Ich leihe dir auch meinen Schild und mein Schwert.«
    »Ich weiß aber nicht damit umzugehen.«
    Sie nahm ihn bei den Schultern und drückte ihm ihre Daumen in die Mulden über den Schlüsselbeinen. Ihre Nase berührte beinahe die seine, als sie ihm tief in die Augen blickte. Ihre waren so kalt wie grauer Winterhimmel, mit einem dunklen Rand um die Iris. Sie schüttelte ihn leicht und sagte: »Ich entscheide über Leben und Tod!«
    Elfling spürte, wie sein Rücken und seine Gliedmaßen stärker wurden, und sein Mut stieg. Es war, als würde man an ein warmes Feuer kommen, nachdem man im kalten Regen gefroren hatte, als würde man nach einem Tag des Hungerns essen. Die Walküre sah die Veränderung über ihn kommen und nahm schnell das Gehänge ab, an dem ihr Schwert hing, dann ihr Kettenhemd. Es war so fein gearbeitet, dass sie es wie ein Leinenhemd zusammenrollte und ihm über den Kopf streifte – aber das Gewicht auf den Schultern glich dem von Eisen. Sie nahm den Schild von der Wand, wo sie ihn angelehnt hatte, und zeigte ihm, wie man den Arm durch die Schlaufe steckte und wie man den Griff hielt. Dann zog sie das Schwert aus der Scheide – auf der Klinge war das Muster einer Schlangenhaut eingraviert – und bot ihm das Heft. Der Griff war ein wenig klein für seine Hand und presste die Finger zusammen.
    »Umso besser«, erklärte sie. »Dann lässt du es nicht so leicht fallen.« Ohne Rüstung wirkte die Walküre in der dunkelblauen Tunika schmächtig. »Jetzt ruf ihn, und biete ihm den Zweikampf an.«
    Der schnelle Herzschlag ließ Elflings Körper erbeben. Die Walküre hatte zwar irgendwie seinen Mut gestärkt, aber er wusste, dass Hunting ihn töten würde – trotz allem. Aber vor der Walküre wollte er nicht feige davonlaufen. Er holte tief Luft und rief: »Bruder! Königssohn!« Er war überrascht, dass seine Stimme nicht versagte oder heiser klang. »Weshalb sollten die Frauen sterben? Weshalb sollten noch mehr Männer sterben? Der Streit ist zwischen dir und mir. Lass ihn uns austragen. Der Tod von einem von uns soll ihn beenden.«
    »Ich kämpfe nicht gegen Bauerntrampel«, höhnte Hunting zurück.
    »Hast du Angst? Du bist doch hergekommen, um mich zu töten – dann komm und töte mich.«
    »Ich bin auch kein Metzger!«, rief Hunting, »und töte keine kleinen zahmen Hoftiere. Aber ich habe meine Metzger mitgebracht, kleines Schwein, und sie haben mir bereits etliche Schweineköpfe serviert. Und sie werden noch mehr auftragen, wenn du nicht zu mir kommst! Weiberköpfe! Kinderköpfe! Los, du kannst nur einmal sterben.«
    »Zeig dich ihm!«, sagte die Walküre. »Tu, was ich dir sage.«
    Elfling trat hinter dem Schweinestall hervor und auf den Hof, wo ihn jeder, der in der Tür des Haupthauses stand, sehen konnte. Er rief: »Wenn du kein Feigling bist, Bruder, dann komm heraus und kämpfe mit mir!«
    Obgleich Elfling jetzt die Rüstung und den Helm sowie Schild und Schwert der Walküre trug, schien er für die, welche aus dem Haus spähten, gänzlich unbewaffnet zu sein. Für sie stand er mit bloßen Händen und ohne Waffen da, gekleidet in den schmuddeligen Kittel aus Wolle, Beinlinge und die gebundenen Schuhe eines armen Bauern.
    Trotzdem vermochten die Männer aus dem Haus den Anblick kaum zu fassen. Sie bekreuzigten sich und murmelten etwas vor sich hin. Hunting

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