Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
Vom Netzwerk:
über den Kopf und stimmte einen Gesang an – durch ihren Gesang verloren die Männer auf dem Hof völlig den Verstand. Einer rannte zurück ins Haus, die anderen zu den Ställen oder wie Schafe in Panik auf dem Hof hin und her. Einer, dem ein Gefährte in den Weg geriet, machte diesen mit dem Schwert nieder. Elfling erledigte einen weiteren, der sein Panzerhemd im Haus gelassen hatte.
    Die Walküre sprang vom Dach und bewegte sich zwischen den verängstigten Männern auf dem Hof, als sei sie unsichtbar. Sie riss ihren Speer aus dem Leib des Mannes, den er getötet hatte, und durchbohrte einen anderen. Elflings Pfeile surrten durch die Luft. Und dann stand, abgesehen von der Walküre, niemand mehr auf dem Hof. Die Walküre hörte auf zu singen und lachte mit der Heftigkeit und Ausgelassenheit eines kleinen Kindes oder einer Verrückten.
    Elfling zitterte zwar noch, stimmte aber in das Lachen ein. Dann lief er zu ihr auf den Hof und sammelte seine Pfeile ein.
    Drinnen im Haus stand Hunting, voll bewaffnet, am linken Arm den Schild, das gezückte Schwert in der Rechten. Sein Herz schlug unregelmäßig und schnell, und wenn er einen Schritt vorwärts tat, ging er sofort wieder einen zurück. Nie zuvor hatte er derartig gegensätzliche Impulse gefühlt: in den Kampf stürmen und fliehen. Die Eigenartigkeit dieser Panik in seinem Inneren schwächte ihn noch mehr. Bei ihm waren drei Mann. Mehr war von seiner Schar nicht übrig, und diese drei waren ebenso gelähmt durch die Panik wie er.
    »Wer ist das?«, wollte Hunting wissen. »Athelric?« Sein Vatersbruder war der einzige Mann, der ihm einfiel, der eine derartige Macht gegen ihn aufbringen konnte.
    Die drei Männer rangen nach Luft, antworteten jedoch nicht.
    Hunting hielt den Schild vor sich und schlich zur Tür. Er rechnete damit, dass ihm Pfeile über den Schildrand ins Gesicht fliegen würden. Doch dann biss er die Zähne zusammen und zwang sich, über den eisernen Rand des Schildes in den Hof zu spähen. Er brüllte: »Hier spricht Hunting, Königssohn! Wer ist dort?«
    Elfling hatte Schutz hinter der bröckelnden Wand des Schweinestalls gesucht. Er schwieg.
    »Antworte mir!«, ertönte es vom Haus. »Ich bin Hunting Eadmundssohn, ein Atheling! Wer bist du?«
    Die Walküre stand hinter Elfling und stieß ihn mit der Schulter an. »Antworte ihm!«
    Elfling schaute sie an. »Warum denn? Soll er sich doch die Seele aus dem Leib brüllen.«
    »Antworte ihm!«
    Da rief Elfling: »Kennst du mich nicht, Bruder? Ich bin Elfling Königssohn! Nein! Ich bin Elfling Hildssohn und bin auf Rache aus. Komm heraus, Bruder, dann sende ich dir als Geschenk einen Pfeil!« Die Walküre hinter ihm lachte.
    Hunting ging von der Tür weg, lehnte sich an die Wand und dachte über diese Antwort nach. Einer seiner Männer nahm seinen Platz ein und bezog mit hocherhobenem Schild an der Tür Wache.
    Der Elfengeborene, dachte Hunting. Aber die einzige Streitmacht, die dieser zusammenbringen konnte, bestand aus armen Dorftrotteln wie jenen, die am Ende des Hauses aufgestapelt waren. Sie würden vor seinen Gewappneten die Flucht ergreifen, nicht aber sie töten. Er füllte die Lunge mit Luft und brüllte: »Wer ist bei dir?«
    »Komm heraus und sieh selbst, Bruder!«
    Es folgte ein langes Schweigen. Als Elfling einen Blick um die Ecke des Schweinestalls wagte, blockierte ein Schild den schmalen Zugang zum Haus, und ein Mann mit einem Helm stand dahinter. Er blickte zu der Walküre, als wollte er sie um Rat fragen. Doch sie lächelte nur.
    Dann schrie Hunting vom Haus: »Elfenbalg! Hier ist ein Geschenk für dich!« Ein schwerer Gegenstand landete auf der Erde. »Schau dir mein Geschenk genau an, Elfenbalg! Gefällt es dir?«
    Elfling riskierte einen hastigen Blick um die Ecke, so schnell, dass er den Hof nur verschwommen sah und auch Hunting hinter dem Schild in der Tür nur undeutlich wahrnahm. Solange der Schild die Tür blockierte, war es schwierig, irgendeine Waffe nach draußen zu schleudern, deshalb riskierte Elfling noch einen, diesmal längeren Blick. Er sah auf dem Hof runde Dinger mit Wuschelfell herumliegen. Er hätte nie erraten, was diese waren, hätte nicht zufällig ein blasses Gesicht in seine Richtung geschaut. Die abgeschnittenen Köpfe seiner Knechte.
    »Und die Weiber hab ich hier drinnen, Elfenbalg. Willst du deren Köpfe auch, oder kommst du zu mir heraus?«
    Die überschäumende Freude, die sich bei Elfling in lautem Gelächter gelöst hatte, war mit einem Mal verflogen.

Weitere Kostenlose Bücher