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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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Schwert in der Baumscheide. Nimm eines der anderen Schwerter. Sie sind hübscher. Du wirst zwar nicht die Zukunft haben, welche du hättest haben können, aber deine wird dafür ruhiger und länger sein.«
    Ihre Stimme klang kühl, und sie drehte sich etwas beiseite. Elfling vermochte das nicht zu ertragen. Er packte das Heft von Wodens Versprechen und zog die lange Klinge aus dem Holz. Sie glitt leicht heraus; auf dem Eisen glitzerte ein rötlicher Saft.
    Elfling hielt die Klinge zwischen den Händen und musterte sie genau. Von einem Ende der Klinge zum anderen Ende der Blutrille in der Mitte sah er eng verschlungene dreieckige Knoten: Das Zeichen der Schlachtenfesseln. Angesichts der Arbeit, welche notwendig gewesen war, um dieses Muster ins Eisen zu schlagen, blieb einem der Verstand stehen. Wayland selbst musste dieses Schwert geschmiedet haben. Elfling schwang es durch die Luft. Tatsächlich stöhnte die Luft, und das Schwert schien in seiner Hand nichts zu wiegen.
    »Du hast es herausgezogen, jetzt musst du ihm Blut zu trinken geben.« Sie hob die Stimme und rief: »Atheling!«
    Elfling drehte sich um und sah, wie sich die vielen Männer, die sich in der Halle gedrängt hatten, plötzlich wie Rauch in Luft auflösten. Durch den Rauch schritt – Elfling wich erschrocken zurück, als er in der Gestalt sich selbst erkannte. Dieselbe Größe, derselbe kräftige, doch geschmeidige Körperbau, dasselbe Gesicht und langes helles Haar.
    »Hier ist ein Lamm, bei dem du dein Schwert blutig machen kannst«, sagte Jarnseaxa. »Er möchte dich töten, daher brauchst du keine Schuldgefühle zu haben, ihn zu töten.«
    Elfling stellte jetzt fest, dass der Junge kein Spiegelbild von ihm war, sondern jünger, und dass sein Ausdruck wie blind und benommen war. Keine Heldenzöpfe hingen an seinen Wangen, und Gold glitzerte auf seiner Kleidung und seinen Waffen. Der Junge blieb abrupt vor Elfling stehen, und sein Blick wurde klarer, dann aber fragend, als würde er sich über die Ähnlichkeit dieses Fremden mit ihm wundern.
    Elfling tat er leid. Es war nicht leicht, verwirrt und ohne Zorn in einen Kampf verstrickt zu werden. Das Schwert in seiner Hand lechzte nach Blut, doch hielt er es für unmöglich, ihm das dieses Jungen zu trinken zu geben.
    Jarnseaxa stand neben dem Jungen und sagte: »Das ist der Bastard, der deinen Bruder Hunting ermordet hat. Er ist das Halbwesen, dessen Kopf du haben wolltest. Jedenfalls hast du das geschworen.«
    Der Junge richtete sich auf und hob den Kopf. Seine Augen glänzten vor Wut, in sein Gesicht kam mehr Farbe. Obwohl Elfling keinen Schritt zurückwich, sondern fest stehen blieb, spürte er eine verzweifelte Angst – nicht um sich selbst, sondern um den Jungen. Dieser Junge war nicht durch die harte Schule einer Walküre gegangen, die ihn im Kampf gestählt hatte. Wenn Elfling, bei seiner Waffenschulung, gegen diesen Jungen kämpfte, war das schlichtweg Mord, lediglich, um das schreckliche Schwert in seiner Hand zu füttern. Und dennoch – was spielte es für eine Rolle? Jarnseaxa, seine Gebieterin, wollte, dass er den Jungen tötete – das war offensichtlich –, und was bedeutete schon das Leben eines Jungen für das Gleichgewicht der Dinge? So ausgebildet, wie er war, würde ihn der Kampf nicht viel Mühe kosten. Und wenn ihm jetzt der Junge leidtat, würde er das bald vergessen. Wie oft hatte er flüchtiges Mitleid für das unbedeutende Leben von Schafen, Schweinen oder Pferden empfunden! Es hatte ihn nie davon abgehalten, sie zu töten oder zu essen.
    Dennoch … Er warf das Schwert in die linke Hand und streckte die rechte dem Jungen entgegen. »Ich habe Hunting Eadmundssohn getötet, aber erst nachdem er meine Leute umgebracht hatte … und wenn er dein Bruder war, dann sind wir Halbbrüder, und ich möchte dich nicht töten, Bruder.«
    Bei diesen Worten steigerte sich die Wut des Jungen. »Du bist nicht mein Bruder, kein Bruder von uns! Halbding! Bastard! Unfreier!« Der Junge zog sein Schwert mit Goldgriff aus der Scheide, schwang es, zauderte jedoch. Vielleicht war er sich doch nicht sicher, vielleicht auch nicht genügend zornig.
    Elfling spürte, wie Wut in ihm aufstieg. Seine Muskeln spannten sich für den Kampf. Es war instinktiv, so wie eine Katze nicht lange nachdenkt, ehe sie sich auf eine dahinhuschende Maus oder einen flatternden Vogel stürzt. Er biss die Zähne zusammen und unterdrückte seine Wut. Er wiederholte: »Ich will dich nicht töten.«
    Das steigerte nur den

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