Susan Price
einem Planwagen reiste und von einer Priesterin begleitet wurde. »Ein Haus, in dem er einen eigenen Raum hat.«
»Hier ist es ruhig«, sagte Elfling und schien sich dabei mehr an die Priesterin als an sie zu wenden. Kendidra sah sie zustimmend nicken. »Ich habe es selbst ausgewählt. Es ist weit weg von der Schmiede und den Pferchen.« Sein Blick ruhte nun auf Kendidra, und er sprach sie direkt an. »Lasst in den Straßen Stroh auslegen.«
Wie er mit ihr sprach, nur um ihr einen Befehl zu urteilen, erzürnte sie, obwohl sie durchaus verstand, dass er nur die Geräusche von Pferden, Karren und vorbeigehenden Menschen dämpfen wollte. »Wir können das Stroh nicht entbehren«, sagte sie. »Wir brauchen es für die Unterkünfte und –«
Plötzlich starrte er sie mit einer Dringlichkeit an, als ob eine gewaltige Wucht in seinem Blick lag, und unwillentlich wich sie einen Schritt zurück. Elfenaugen! Sie schienen selbst die Farbe geändert zu haben, waren im schwachen Licht des Raums groß und dunkel geworden. »Legt Stroh auf den Straßen aus«, wiederholte er. Er wandte seinen Blick ab, wandte sich von ihr ab, als ob sie mit einem Mal aufgehört hätte zu existieren.
Wut kochte in ihren Adern, und sie spürte eine Hitzewelle durch ihren Körper rasen. Sie erinnerte sich, wie seine Stille ihre Kinder herbeigelockt, und wie sie dieselbe Anziehungskraft empfunden hatte, aber nun … Nun, das wurde ihr schmerzlich bewusst, fühlte sie sich wie die Soldaten, übergangen und eifersüchtig. Genau wie sie würde sie ihre Gereiztheit in dem Moment vergessen, wenn er sie anlächelte und seine Aufmerksamkeit ihr Inneres zum Strahlen brachte. Solche Gefühle, ihre eigenen Gefühle, überraschten und entsetzten sie.
Diener schoben den Vorhang zur Seite und brachten einen kleinen Kübel mit dampfendem Wasser, einen Krug und Handtücher.
Die Priesterin rief sie zu sich und begann den Patienten zu entkleiden, um ihn waschen zu können.
Kendidra schaute an ihnen vorbei zum Bett. In diesem schlichten alten Haus war es in eine Ecke gebaut worden, mit Türen, die es in ein kleines Zimmer verwandelten. Ein Bett, das sich ein wohlhabender Bauer leisten würde.
»Lasst mich nach einem anderen Bett schicken«, sagte sie. »Im Lager haben wir viel bessere. Ich könnte eins holen und in wenigen Augenblicken zusammensetzen lassen.« Dabei dachte sie an ein bestimmtes, mit kunstvoll geschnitzten und vergoldeten Eckpfosten, einem hohen Kopfende und einem Baldachin, an dem sich Vorhänge zum Schutz vor Zugluft befestigen ließen. Sie würde ihr bestes Leinen und ihre besten daunengefüllten Decken holen. Das würde Elfling gefallen.
»Er wird es auch in diesem Bett warm und ruhig haben. Mehr braucht er nicht. Lasst es gut sein«, sagte die Priesterin.
Elfling richtete den Patienten auf und lehnte ihn vorsichtig an seiner Schulter an. Kendidra blickte in die beiden Gesichter, die sich nun so nahe waren, und bemerkte verblüfft, wie ähnlich sie sich sahen, obwohl eins von beiden schwer von Krankheit gezeichnet war. »Oh!«, rief sie aus, und sowohl Elfling als auch die Priesterin schauten zu ihr auf. »Es ist Wulfweard!« Hatte sie Elfling nicht mit ihm verwechselt, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte? »O Herr! Wulfweard!«
Sie rannte zum Bett hinüber, um die Türen zu öffnen. Ihr junger Schwager, so krank, dass er dem Tode nahe schien! Wusste Unwin davon? Das Bett war bereits mit Leinenlaken und einer daunengefüllten Decke bezogen worden. Sie selbst hätte es nicht besser auswählen können, aber wirkliche Erleichterung brachte ihr diese Entdeckung nicht.
Im Schrankbett stand auf einem Regal eine Schüssel mit süßlich duftenden getrockneten Kräutern. Sie warf die Decke zurück und verteilte den getrockneten Lavendel auf Kissen und Laken. Sie streute Blumen auf Wulfweards Grab … Wusste Unwin, dass sein jüngster, ihm liebster Bruder noch lebte – oder sollte die Nachricht besser lauten – starb?
Sie warf einen Blick über die Schulter zurück und sah, wie Elfling aufstand und Wulfweard in seinen Armen hochhob. Jeder der Soldaten drängelte nach vorne, um die ehrenvolle Aufgabe zu erfüllen, Elfling die Last abzunehmen, doch er überging sie, trug Wulfweard selbst zum Bett hinüber und legte ihn vorsichtig hin.
Im Augenblick, bevor die Decke über ihn gezogen wurde, erkannte Kendidra auf Wulfweards Brust dunkle, kaum verheilte Wunden, unter denen sich jede einzelne Rippe düster abzeichnete.
Die Priesterin setzte sich
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