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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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sich nicht erneut aus den Armen seiner Mutter befreit und auf ihn gestürzt hätte, diesmal mit Schlägen und Tritten. Elfling hob seine Arme hoch in die Luft, die Hände geöffnet, und bewegte sich von ihm weg, seinen Schlägen mit kurzen Bewegungen ausweichend. Der andere Mann schnappte sich den immer noch wütenden Jungen und übergab ihn einem der Männer aus Elflings Begleitung, der vom überfüllten Treppenabsatz hereingekommen war.
    Godhildas Gesicht war rot angelaufen, und sie weinte. Godhelm wirkte, als ob er selbst jeden Augenblick zu schluchzen anfangen würde, wenn er sich auch bereits für zu groß hielt. Ihr Weinen machte Kendidra Angst: Es störte, und sie fürchtete, es könnte noch mehr Zorn verursachen und Unheil über sie bringen. Sie packte eins ihrer Kammermädchen an der Hand und zog sie in Richtung Godhilda. »Nimm sie mit!«, befahl sie. »Nehmt sie mit, beruhigt sie. Alle – geht!«
    Die Mädchen flohen und scheuchten die Kinder vor sich her. Auf der Treppe wurde ihnen Platz gemacht. Unten befanden sich die Räume, in denen die Kinder und die Kammermädchen normalerweise lebten, und dort war es ruhiger.
    Kendidra verschloss die Tür vor den neugierigen Gesichtern auf der Treppe und wandte sich an Elfling. Er stand mit dem Rücken zum Fenster, und das Licht verwandelte seine Haare in ein strahlendes, funkelndes Weiß, dessen Helligkeit sein Gesicht im Schatten versinken ließ. »Bitte, seid nicht zornig auf ihn. Er ist doch nur ein Kind. Er glaubt, er müsse uns verteidigen. Ihr seid unverletzt und –«
    Er hielt seine Hände hoch, um sie zum Schweigen zu bringen. »Herrin, Ihr habt nichts zu befürchten.«
    Sie näherte sich ihm und faltete die Hände. »Tötet meinen Ehemann«, sagte sie. »Er ist mir gleich.« Da sie allein waren, konnte sie es ihm sagen, und es erleichterte sie, die Wahrheit einfach auszusprechen. Es gab ihr Hoffnung. Sie schaute zu ihm auf und bemerkte, dass er sie mit derselben Ernsthaftigkeit anschaute, mit der er auch die Kinder bedacht hatte. Ihr Herz schlug schneller, als sie dieselbe Anziehungskraft verspürte, die auch Godhilda gespürt haben musste. Da sie ihm nun näher war, erkannte sie die Farbe seiner Augen, das grünlich-gräuliche Blau von Lavendel, Farbtöne, die ineinander zu verlaufen schienen, mit kleinen ockerfarbenen Einschlägen, wie sie bei Flechten vorkamen. Sie waren klar und wunderschön. Elfenaugen, dachte sie. Der böse Blick. Mit diesen Augen konnte er sie verfluchen oder gar töten. »Es klingt vielleicht falsch, dies zu sagen, aber … es bestand nie wirkliche Liebe zwischen mir und meinem Ehemann. Ich musste mein Zuhause verlassen, mein Volk und meine eigenen Götter. Ich habe ihm drei Kinder geschenkt – zwei Söhne –, und ich bin ihm immer treu gewesen. Er ist mir nie treu gewesen. Aber, König – Ihr merkt, ich nenne Euch ›König‹ –, ich liebe meine Kinder. Bitte verschont meine Kinder. Sie sind Euch keine Gefahr.« Sie ergriff seine Hand, deren Wärme sie überraschte. »Bitte, werdet Ihr bei Thunor schwören, dass Ihr ihnen niemals Schaden zufügen werdet?«
    Elfling erkannte ihre Verzweiflung in ihrer ganzen Deutlichkeit. Mit dem Herzschlag ihrer Hand fand sie ihren Weg zu ihm. Er verstand ihre Angst um ihre Kinder. Er verstand, dass ihre Welt düster und kalt werden würde, sollten sie sterben. Und er sah tiefer und weiter und erkannte, dass es ohne Bedeutung war, ob ihre Kinder starben oder überlebten. Auf der Welt gäbe es immer noch Hunderte von Kindern.
    Aber sie sah nur Verständnis in seinem Blick, als sie zu ihm aufschaute, und packte seine Hand noch fester.
    Er sprach zu ihr. »Herrin, warum sollte ich mich um Eure Kinder sorgen?«
    Sein Gesicht war so jung: Es lagen nur wenige Jahre zwischen ihm und Godwin. Sie wollte seine Worte nicht verstehen. Das Sonnenlicht ließ ockerfarbene und hellgrüne Flecken in seinen Augen aufblitzen. »Aber sie sind doch noch so klein, sie können niemandem –«
    »Ich meine, Herrin, warum sollte ich mich mehr um Eure Kinder sorgen als um die der Sklaven in Euren Dörfern? Sie sterben jeden Tag, Ihr kennt nicht einmal ihre Namen.«
    Natürlich, er war unheimlich. Er würde noch jung aussehen, wenn er bereits so alt wie Athelric war. Sie wich von ihm zurück, wütend und brüskiert. »Meine Kinder gehören zur königlichen Familie!«
    »Ich bin auch ein Mitglied der königlichen Familie, ein Bastard, der auf einem Bauernhof im Gebirge von Ziegen und Sklaven erzogen wurde.« Sie warf

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