Susannah - 02 Auch Geister haben hübsche Söhne
es geschafft, ein Loch in eine Ecke meiner Tasche zu bohren, und nun streckte er ständig eine Pfote mit ausgefahrenen Klauen heraus und krallte blind nach allem, was greifbar war. Also vor allem nach mir, weil ich diejenige war, die die Tasche hielt. Trotz meiner Bettelei weigerte sich Adam, den Kater mit nach Hause zu nehmen, und Cee Cee lachte nur, als ich sie fragte. Mir war klar, dass ich auch keine Chance hatte, Pater Dom zu beschwatzen, Spike als Direktoratskater aufzunehmen: Schwester Ernestine würde so was niemals erlauben.
Übrig blieb also bloß eine einzige Möglichkeit. Und die machte mich alles andere als glücklich. Mal davon abgesehen dass der Kater meine Tasche ruiniert hatte – nur Gott wusste, was er mit meinem Zimmer anstellen würde –, war ich mir ziemlich sicher, dass Katzen im Haus der Ackermans nicht willkommen waren: Hatschi war nämlich extrem allergisch gegen Katzenhaare beziehungsweise – hautschuppen.
Und so war ich immer noch mit diesem Tier geschlagen (plus einer Rieseneinkaufstüte mit Katzenklo, Katzenstreu und rund zwanzig Dosen Futter), als Adam mich schließlich vor meinem Haus absetzte.
»Hey«, sagte er beeindruckt, während ich mich aus dem Auto quälte. »Ihr habt hohen Besuch. Wer ist das denn? Der Papst?«
Ich folgte seinem Blick … und mir wäre beinahe nicht nur der Kater, sondern auch noch die Kinnlade runtergefallen.
In unserer Auffahrt stand eine große schwarze Stretch-Limousine, genau so ein Ding, mit dem ich gern samt Tad zum Abschlussball gefahren wäre.
»Ähm«, sagte ich und schlug die Autotür zu. »Bis bald.«
Ich eilte die Auffahrt hoch, im Arm den Kater, der mich durch Dauerknurren und – fauchen jede Sekunde daran erinnerte, dass er noch da (und gemeinerweise eingesperrt) war. Als ich die Stufen zur Eingangstür hinaufstieg, drangen Stimmen aus dem Wohnzimmer zu mir herüber.
Nachdem ich durch die Tür gegangen war, sah ich auch, zu wem die Stimmen gehörten … Spike wäre beinahe zum Kater-Pfannkuchen geworden, so fest, wie ich die Tasche an die Brust presste.
Denn wer saß da in unserem Wohnzimmer und unterhielt sich aufs Freundlichste mit meiner Mutter, eine Teetasse in der Hand? Kein anderer als Thaddeus »Red« Beaumont.
KAPITEL
12
O h, Suzie«, sagte Mom und drehte sich zu mir um, als ich hereinkam. »Hallo, Süße. Sieh mal, wer dich besuchen kommt. Mr Beaumont und sein Sohn.«
Erst in diesem Moment merkte ich, dass auch Tad da war. Er stand an der Wand, an der unsere Familienfotos hingen. Weil wir ja erst seit einigen Wochen eine Familie waren, waren das noch nicht so viele, hauptsächlich Schulfotos von mir und meinen Stiefbrüdern und ein paar Bilder von Moms Hochzeit mit Andy.
Tad grinste mich an und deutete auf ein Foto von mir, auf dem ich etwa zehn Jahre alt war und zwei Zahnlücken hatte. »Nettes Lächeln«, sagte er.
Ich schaffte es, ihm eine ansehnliche Kopie jenes Lächelns zu schenken, nur ohne Zahnlücken. »Hi«, erwiderte ich.
»Tad und Mr Beaumont waren gerade auf der Heimfahrt, da dachten sie, sie könnten doch spontan hier vorbeikommen und dich fragen, ob du heute Abend mit ihnen essen möchtest. Ich hab schon gesagt, dass du vermutlich noch keine anderen Pläne hast. Stimmt doch auch, Suze, oder nicht?«
Sie sabberte regelrecht vor Freude bei der Vorstellung, dass ich mit diesen beiden Kerlen zu Abend essen würde. Wahrscheinlich hätte sie sogar vor Freude gesabbert, wenn ich mit Darth Vader und seinem Sohn zu Abend gegessen hätte, so heiß war sie darauf, mir einen Freund zu verpassen. Meine Mutter hatte sich nie etwas anderes gewünscht als eine Tochter, die ein ganz normaler Teenager war.
Aber wenn sie wirklich dachte, dass Red Beaumont der passende Baum war, dem ein perfekter Spross für mich entspringen konnte … Mann, dann war sie definitiv auf dem Holzweg, im wahrsten Sinne.
Und wo wir gerade bei Bäumen waren … Max hatte mich soeben zu seinem neuen Interessensgebiet gemacht und schnüffelte winselnd an meiner Tasche.
»Ähm«, sagte ich. »Ich möchte nur schnell nach oben und mein … Zeug loswerden.«
»Kein Problem, kein Problem«, sagte Red Beaumont. »Lassen Sie sich Zeit. Ich hatte Ihrer Mutter gerade von Ihrem Artikel erzählt. Den Sie für die Schülerzeitung machen.«
»Ja.« Mom wandte sich mit einem breiten Lächeln an mich. »Du hast mir ja noch gar nicht erzählt, dass du für die Schülerzeitung arbeitest. Wie aufregend!«
Ich sah Mr Beaumont an, der mich freundlichst
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