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Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache

Titel: Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Mund. Also echt, vielleicht ist das Vermitteln ja doch nicht meine wahre Berufung. Vielleicht sollte ich Lehrerin werden oder Kinderpsychologin oder so. Ohne Scheiß.
    Als wir dann in der Stadt waren, war Jack allerdings nicht besonders glücklich darüber, dass wir den Weg zum Geschichtsmuseum einschlugen. Er wäre viel lieber zum Strand gegangen. Aber als ich sagte, der Ausflug ins Museum würde dazu dienen, einem Geist zu helfen, war er doch einverstanden.
    Eigentlich machte ich mir nicht viel aus Museen, aber selbst ich fand es cool, auf den ganzen alten Fotos zu sehen, wie Carmel und Salinas County hundert Jahre zuvor ausgesehen hatten, lange bevor die ersten Einkaufszentren und Fastfood-Lokale aufgemacht hatten. Überall nur Felder und Zypressen, genau wie auf den Bildern in meinen Schulbüchern der achten Klasse. Das Museum besaß einige interessante Exponate, leider nicht viel aus Jesses Zeiten, aber dafür einiges aus
der Zeit nach dem Bürgerkrieg. Jack und ich sahen uns gerade etwas an, das sich Stereo-Betrachter nannte - damit hatten sich die Leute vor Erfindung des Kinos amüsiert -, als plötzlich ein ungepflegter, kahlköpfiger Mann aus einem Büro heraustrat. Er starrte uns durch Colaflaschenboden-dicke Brillengläser an. »Sie wollten mich sprechen?«, fragte er.
    Ich sagte, wir wollten den Leiter des Museums sprechen. Das sei er, erwiderte der Mann und stellte sich als Clive Clemmings, Dr. phil., also Doktor der Geisteswissenschaften, vor. Anschließend erzählte ich Dr. phil. Clive Clemmings, wer ich war und wo ich wohnte, holte die Zigarrenschachtel aus meinem JanSport-Rucksack (Kate Spade passte beim besten Willen nicht zu plissierten Shorts) und zeigte ihm die Briefe …
    Er flippte regelrecht aus.
    Ja, richtig gehört. Er drehte komplett durch. Er war so aufgeregt, dass er der Dame am Empfang sagte, sie möge seine Anrufe entgegennehmen. (Sie sah verwundert von ihrem Liebesroman auf - anscheinend bekam Dr. phil. Clive Clemmings nicht gerade viele Anrufe.) Dann bugsierte er Jack und mich eilig in sein Büro.
    Dort bekam ich beinahe einen Herzinfarkt. Denn in besagtem Privatbüro hing direkt über Clive Clemmings’ Schreibtisch das Porträt von Maria de Silva - das gleiche wie in dem Buch, das Schweinchen Schlau aus der Bücherei mitgebracht hatte.
    Ich sah auf den ersten Blick, wie gut der Maler sie getroffen hatte. Die kunstvoll gedrechselten Löckchen, die goldene Rubin-Kette um ihren elegant geschwungenen
Hals, der hochnäsige Gesichtsausdruck - alles war perfekt.
    »Das ist sie!«, schrie ich unwillkürlich auf und zeigte mit dem Finger auf das Gemälde.
    Jack sah mich an, als wäre ich verrückt geworden. Na ja, das war ich vielleicht kurzfristig auch. Währenddessen schaute Clive Clemmings über seine Schulter zu dem Bild hinüber. »Ja, Maria Diego«, sagte er. »Das Gemälde ist sozusagen der Edelstein in der Krone unserer Sammlung. Wir konnten verhindern, dass eines ihrer Enkelkinder es auf einem Garagen-Flohmarkt verkauft, können Sie sich so was vorstellen? War ziemlich abgebrannt, der Kerl. Eine Schande, wenn man es recht bedenkt. Aber keiner der Diegos hat es je zu etwas gebracht. Schlechtes Blut bleibt eben schlechtes Blut … Und Felix Diego …«
    Dr. Clemmings öffnete die Zigarrenschachtel und faltete den ersten Brief mithilfe einer merkwürdigen Spezialzange auseinander. »Oh mein Gott«, keuchte er ergriffen.
    »Ja, die sind von ihr«, sagte ich und deutete mit dem Kopf auf das Gemälde. »Maria de Silva. Die Briefe hat sie an Jesse … ich meine, an Hector de Silva geschrieben, ihren Vetter, den sie eigentlich heiraten sollte, nur dass er kurz vorher …«
    »Verschwunden ist.« Clive Clemmings starrte mich an. Trotz der runden Glatze, die oben auf seinem Kopf glänzte, musste er noch unter vierzig sein, und obwohl er nicht mal ansatzweise attraktiv war, sah er jetzt nicht mehr ganz so widerwärtig aus wie vorher. Der Ausdruck
tiefsten Erstaunens, der vielen Menschen nicht bekam, wirkte bei diesem Mann offenbar Wunder.
    »Mein Gott«, sagte er. »Wo genau haben Sie die Briefe gefunden?«
    Ich erzählte ihm die Geschichte also noch mal und seine Aufregung wuchs weiter. Dann ließ er uns in seinem Büro warten, während er etwas holen ging.
    Wir warteten. Jack machte das richtig gut. Die Frage »Wann können wir denn endlich zum Strand?« stellte er nur zweimal.
    Als Dr. phil. Clive Clemmings schließlich zurückkam, hatte er ein Tablett und zwei Paar Latex-Handschuhe dabei,

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