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Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache

Titel: Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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war wieder so unausstehlich wie eh und je. »Das war total cool, Suze, du hättest das mal sehen sollen. Ich bin mit der Schaufel direkt durch den Schädel gestoßen und hab ihn gespalten, als wär’s ein Ei oder so.«
    Das reichte. Sofort stellte sich der Tunnelblick wieder ein. Aber vorher sah ich noch, dass etwas von der Bahre fiel, als diese an mir vorbeigetragen wurde. Wie gebannt beobachtete ich, wie das Etwas zu Boden segelte und direkt zu meinen Füßen landete. Es war ein fleckiges, extrem fadenscheiniges Stück Stoff, nicht größer als meine Hand. Es ähnelte einem Putzlumpen, aber man konnte erkennen, dass es einst mit Spitze gesäumt gewesen sein musste. Wie kleine Sägezähne ragten noch vereinzelte
Spitzenreste an den Rändern heraus, vor allem rund um die Ecke, auf der man drei verblasste Initialen lesen konnte: MDS.
    Maria de Silva. Dieses Taschentuch hatte Jesse erst letzte Nacht noch dazu benutzt, mir die Tränen zu trocknen. Nur dass das hier das echte Taschentuch war, ausgefranst und vom Alter vergilbt.
    Es war aus dem zerfallenden Gewebehaufen herausgesegelt, der Jesses Knochen zusammenhielt.
    Ich drehte mich weg und erbrach den freitäglichen Cheeseburger mit Bacon samt Pommes im hohen Bogen an die Hauswand.
    Überflüssig zu erwähnen, dass mich außer meiner Mutter niemand bemitleidete. Hatschi erklärte, er habe noch nie so was Ekelerregendes gesehen. Anscheinend hatte er vergessen, was er selber keine zwölf Stunden zuvor im Mund gehabt hatte. Andy marschierte einfach los, um den Gartenschlauch zu holen, während Schlafmütz unbeeindruckt sagte, er müsse jetzt los, sonst käme er zu spät zum Pizza-Ausfahren.
    Mom bestand darauf, mich ins Bett zu stecken, obwohl ihre Anwesenheit in meinem Zimmer so ziemlich das Letzte war, was ich mir wünschte. Schließlich hatte ich gerade zugesehen, wie Jesses Leiche aus unserem Garten abtransportiert wurde. Zu gern hätte ich mit ihm über diesen bestürzenden Anblick gesprochen, aber wie sollte ich das machen, wenn meine Mutter dabei war?
    Am Ende beschloss ich, sie eine halbe Stunde schwadronieren zu lassen, dann würde sie sicher wieder abziehen.
Aber sie blieb weit über die halbe Stunde hinaus da, zwang mich zu duschen und meine Hotel-Uniform gegen einen Seiden-Pyjama zu tauschen, den sie mir zum Valentinstag geschenkt hatte. (Dummerweise war er das einzige Valentingsgeschenk gewesen, das ich bekommen hatte.) Dann bestand sie darauf, mir die Haare zu bürsten, wie früher, als ich ein kleines Mädchen gewesen war.
    Natürlich wollte sie auch reden. Vor allem über das Skelett, das Andy und Hatschi gefunden hatten. Bestimmt sei es nur ein »armer Kerl« gewesen, der in eine Schießerei geraten war, vor langer Zeit, als unser Haus noch eine Pension für Handlungsreisende, Revolverhelden und durchgeknallte Rancher-Söhne gewesen war. Sie sagte, die Polizei würde den Fall nur so lange als Mordfall behandeln, bis der Gerichtsmediziner festgestellt hatte, wie lange die Leiche schon in der Erde gelegen hatte. Aber angesichts der Tatsache, dass an der Leiche noch Sporen (Pferdesporen!) gewesen waren, könnte man getrost davon ausgehen, dass er zum selben Schluss kommen würde wie sie: dass dieser Mensch nämlich schon länger tot war, als irgendeiner von uns auf der Welt weilte.
    Mom tat alles, um mich zu beruhigen. Aber natürlich vergebens. Wie hätte sie auch wissen können, warum ich so durcheinander war? Ich meine, ich war ja nicht Jack. Ich hatte ihr nie erzählt, welch verborgene Gabe ich besaß. Mom hatte keine Ahnung, dass ich wusste, wessen Leiche da ausgebuddelt worden war. Und noch weniger Ahnung hatte sie davon, dass dieser Mensch
vor zwölf Stunden auf meiner Tagesdecke gesessen und sich über »Die Brücken am Fluss« schlappgelacht hatte. Nachdem er mich wiederum ein paar Stunden zuvor geküsst hatte - zwar nur auf den Kopf, aber immerhin.
    Also ehrlich. Da wäre doch jeder durch den Wind gewesen.
    Irgendwann ging Mom dann doch. Ich atmete erleichtert auf - endlich konnte ich mich entspannen.
    Aber nein, Mom hatte überhaupt nicht vor, mich allein zu lassen. Das wurde mir klar, als wenige Minute später das Telefon klingelte und Andy nach oben rief, der Anruf sei für mich. Ich hatte null Lust, mit jemandem zu reden, aber ich hatte keine Wahl. Andy hatte schon kundgetan, dass ich zu Hause war. Also hob ich ab, und wessen Stimme ertönte da am anderen Ende der Leitung?
    Ja, genau.
    Es war Schweinchen Schlau.
    »Suze, wie geht’s dir?«,

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