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Susannah - Auch Geister koennen kuessen

Titel: Susannah - Auch Geister koennen kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Yvonne Hergane-Magholder
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ist diese Schlampe? Soll die etwa meinen Platz kriegen oder wie?«
    »Hey, pass auf, was du sagst, ja!« Ich funkelte sie wütend an. »Der Mann ist Priester.«
    Sie schnaubte verächtlich. »Ach nee! Ich weiß, dass er Priester ist. Na und – er versucht, mich schon die ganze Woche loszuwerden.«
    Ich sah Pater Dominic überrascht an.
    »Na ja, Heather ist … wie soll ich sagen … etwas renitent …«, stammelte er peinlich berührt.
    »Wenn Sie denken, ich schaue hier einfach tatenlos zu, wie Sie meinen Spind dieser kleinen Schlampe zuteilen …«, keifte Heather.
    »Du nennst mich noch ein einziges Mal ›Schlampe‹, und ich sorge dafür, dass du den Rest der Ewigkeit in diesem Spind verbringst, klar?!«, entgegnete ich.
    Sie starrte mich an, ohne auch nur im Entferntesten eingeschüchtert zu wirken. »Schlahahahahampe«, zog sie das Wort in die Länge.
    Ich schlug so schnell zu, dass sie keine Chance hatte, meine Faust kommen zu sehen. Der Schlag war so heftig, dass sie rücklings gegen einen der Spinde flog und darin eine längliche, körpergeformte Delle hinterließ. Dann landete sie hart auf dem Steinboden, sprang aber schon eine Sekunde später wieder auf die Füße. Ich rechnete damit, dass sie zurückschlagen würde, aber sie wirbelte nur wimmernd auf dem Absatz herum und rannte, so schnell sie konnte, davon.
    »Pfff«, zischte ich. »Feige Nuss.«
    Klar, das war nur ein Überraschungsschlag gewesen, sie würde wiederkommen. Irgendwann, irgendwo. Aber hoffentlich hatte sie bei unserer nächsten Begegnung ein bisschen mehr Respekt vor mir.
    Ich pustete mir auf die Fingerknöchel. Geister haben ungeahnt harte Kieferknochen.
    »So«, sagte ich. »Wo waren wir eben stehen geblieben, Pater?«
    Pater Dominic starrte immer noch auf die Stelle, wo Heather bis eben gestanden hatte, und erwiderte schließlich, ziemlich trocken für einen Priester: »Interessante Mediationstechniken bringen die euch anscheinend an der Ostküste bei.«
    »Hey«, sagte ich. »Keiner beleidigt mich ungestraft. Egal welche Qualen er oder sie in seinem oder ihrem Leben durchzustehen hatte.«
    »Ich glaube, es gibt da einiges, was Sie und ich mal besprechen sollten«, sagte Pater Dominic nachdenklich. Dann legte er sich plötzlich einen Finger an die Lippen. Seitlich von uns war eine Tür aufgegangen und ein großer, bärtiger Mann trat auf den Durchgang hinaus. Offenbar hatte er gehört, mit welchem Karacho Heathers Astralleib – erstaunlich, was Tote so wiegen können – gegen den Spind gekracht war.
    »Alles in Ordnung, Dom?«, fragte er, als er Pater Dominic erblickte.
    »Alles bestens, Carl. Absolut bestens. Schauen Sie mal, wen ich mitgebracht habe.« Pater Dominic legte mir eine Hand auf die Schulter. »Ihre neue Schülerin, Susannah Simon. Susannah, darf ich Ihnen Ihren Klassenlehrer vorstellen: Carl Walden.«
    Ich hielt ihm die Hand hin, mit der ich gerade Heather niedergestreckt hatte. »Nett, Sie kennenzulernen, Mr Walden.«
    »Ganz meinerseits, Miss Simon, ganz meinerseits.« Meine Hand verschwand in seiner Pranke. Der Typ sah überhaupt nicht aus wie ein Lehrer. Eher wie ein Holzfäller. Er musste sich platt an die Wand drücken, damit ich an ihm vorbei ins Klassenzimmer konnte. »Schön, dass Sie zu uns gestoßen sind«, fügte er mit seiner dröhnenden Stimme hinzu. »Danke, dass Sie sie hergebracht haben, Dom.«
    »Gern geschehen«, sagte Pater Dominic. »Wir hatten übrigens gerade ein bisschen Schwierigkeiten mit dem Spind, wie Sie wahrscheinlich gehört haben. Wollte Sie nicht stören. Ich werde den Hausmeister bitten, sich die Sache anzusehen. Susannah, ich erwarte Sie dann um drei in meinem Büro, wir müssen noch … ähm … ein paar Papiere ausfüllen.«
    Ich lächelte ihn süßlich an. »Tut mir leid, das wird nicht gehen. Mein Stiefbruder fährt mich nach Hause und er will um drei los.«
    Pater Dominic runzelte die Stirn. »Dann schicke ich Ihnen einen Erlaubnisschein, mit dem Sie die letzte Stunde ausfallen lassen können. Wir sehen uns dann um zwei.«
    »Okay«, sagte ich und winkte ihm zu. »Tschüs, Pater.«
    Anscheinend war es hier an der Westküste nicht üblich, zum Direktor Tschüs zu sagen oder ihm zuzuwinken, denn als ich mich umdrehte, standen da meine neuen Mitschüler und starrten mich mit offenem Mund an.
    Vielleicht lag es auch an meinem Outfit. Ich hatte ein bisschen mehr als sonst zu Schwarz gegriffen – eine Frage der Nerven. Wenn ich unsicher bin, denke ich immer, zieh was Schwarzes an.

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