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Susannah - Auch Geister koennen kuessen

Titel: Susannah - Auch Geister koennen kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Yvonne Hergane-Magholder
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Mit Schwarz kann man nichts falsch machen.
    Oder vielleicht doch. Denn als ich in die Runde der ungläubigen Gestalten schaute, erblickte ich nirgendwo auch nur ein einziges schwarzes Kleidungsstück. Viel Weiß, ein bisschen Braun und haufenweise Kaki, aber kein Schwarz.
    Ups.
    Mr Walden fiel nicht weiter auf, wie unbehaglich ich mich fühlte. Er stellte mich der Klasse vor und bat mich zu erzählen, woher ich stammte. Meine Mitschüler hörten mir mit ausdruckslosen Gesichtern zu. Mein Nacken prickelte vor Schweiß. Also ehrlich, manchmal sind mir Untote lieber als gleichaltrige Lebende. Sechzehnjährige können echt gruselig sein.
    Aber Mr Walden war okay. Er setzte mich nur kurz den starren Blicken der Klasse aus, dann bat er mich, Platz zu nehmen.
    Klingt supereinfach, nicht? Such dir einen Sitzplatz aus. Das Problem war nur, es gab zwei freie Plätze in der Klasse. Einen neben einem hübschen, sonnengebräunten Mädchen mit dichten honigblonden Locken. Und den anderen ganz hinten, hinter einem Mädchen, das so weiße Haare und so rosa Haut hatte, dass es nur ein Albino sein konnte.
    Nein, das war kein Witz. Ich meine wirklich, ein Albino.
    Zwei Dinge beeinflussten meine Entscheidung. Zum einen sah ich mit einem Blick, dass hinter dem hinteren Platz die Fenster waren, die direkt auf den Schulparkplatz hinausschauten.
    Klar, nicht gerade ein toller Ausblick. Aber der Punkt ist: Hinter dem Parkplatz lag das Meer.
    Im Ernst. Meine neue Schule bot einen Ausblick auf den Pazifik, der noch besser war als der aus meinem Zimmer, weil die Schule um einiges näher am Strand lag. Man konnte sogar die Wellen erkennen! Also wollte ich natürlich so nahe wie möglich am Fenster sitzen.
    Der zweite Grund, weswegen ich mich für den hinteren Platz entschied, war ganz klar: Ich wollte mich nicht neben das hübsche Mädchen setzen und damit das Albino-Girl zu dem Schluss kommen lassen, ich wollte nicht neben ihr sitzen, weil sie so merkwürdig aussah. Blöd, was? Bestimmt war es ihr völlig egal, was ich tat. Aber ich zögerte trotzdem keine Sekunde. Ein Blick aufs Meer, ein Blick auf das Albino-Mädchen und schon war der hintere Platz meiner.
    Ich hatte mich kaum hingesetzt, da kicherte ein Mädchen, das ein paar Reihen entfernt saß, schon boshaft los. »Na bitte schön«, sagte sie leise, aber deutlich hörbar, »setz dich doch neben die Missgeburt, wenn du meinst …«
    Ich sah sie an. Ihre Locken waren perfekt gestylt, die Augen perfekt geschminkt. Dann sagte ich, und zwar ganz und gar nicht leise: »Entschuldige bitte, du hast nicht zufällig Tourette?«
    Mr Walden hatte sich weggedreht, um etwas an die Tafel zu schreiben, aber der Klang meiner Stimme ließ ihn herumfahren. Alle Augen waren auf mich gerichtet, auch die des angesprochenen Mädchens. Sie blinzelte mich verständnislos an. »Wie bitte?«
    »Das Tourette-Syndrom«, sagte ich. »Das ist eine neurologische Erkrankung, bei der die Betroffenen Sachen sagen, die sie gar nicht meinen. Leidest du darunter?«
    Ihre Wangen verfärbten sich schlagartig purpurrot. »Nein.«
    »Oh«, sagte ich. »Dann hast du mich mit Absicht beleidigt.«
    »Mit ›Missgeburt‹ hab ich nicht dich gemeint«, erwiderte sie hastig.
    »Das ist mir durchaus klar«, sagte ich. »Deswegen werde ich dir nach dem Unterricht auch nur einen Finger brechen und nicht alle.«
    Sie drehte sich so schnell von mir weg, dass ich fast ihre Halswirbel knacken hörte. Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück. Keine Ahnung, woran sich der Rest der Klasse nun eifrig zu schaffen machte, aber eines sah ich genau: die Kopfhaut des Albino-Mädchens, die unter ihren weißen Haaren deutlich erkennbar war und die sich jetzt vor Verlegenheit dunkelrot verfärbt hatte. Mr Wal-den rief die Klasse zur Ordnung, und als niemand auf ihn hörte, schlug er mit der Faust auf den Tisch und sagte, wo wir offensichtlich so viel zu sagen hätten, könnten wir ja auch einen Aufsatz über die Schlacht bei Bladensburg während des Krieges von 1812 schreiben – mit tausend Wörtern, doppeltem Zeilenabstand und am nächsten Morgen fällig.
    Na prima. Ein Glück, dass ich sowieso nicht vorgehabt hatte, Freundschaften zu schließen.

KAPITEL
7
    A ber ich tat es trotzdem. Freundschaften schließen, meine ich.
    Dabei trug ich eigentlich nichts dazu bei. Ich hatte es echt nicht mal vorgehabt. Ich meine, ich hatte genug Freunde in Brooklyn. Oder zumindest hatte ich Gina, die beste Freundin, die man sich wünschen kann, das reichte mir

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