Susannah - Auch Geister koennen kuessen
gestorben?«, fragte ich.
»Hat sich eine Kugel in den Kopf geschossen.« Adam, der Typ, den ich vor dem Direktorenzimmer gesehen hatte, hatte sich zu uns gestellt. Er mampfte Cheetos aus einer riesigen Tüte, die er aus seinem Lederrucksack gekramt hatte. Seinem Louis-Vuitton-Rucksack, möchte ich hinzufügen. »Hat sich den ganzen Hinterkopf weggepustet.«
Eines der pferdegesichtigen Mädchen hatte das wohl mitbekommen, denn es wirbelte zu uns herum. »Mann, Adam! Wie kann man nur so herzlos sein!«
Adam zuckte mit den Schultern. »Hey, ich hab sie schon zu Lebzeiten nicht ausstehen können. Da will ich jetzt nicht plötzlich so tun, als wäre sie ganz toll gewesen, nur weil sie tot ist. Im Gegenteil, ich hasse sie jetzt sogar noch mehr. Ich hab nämlich gehört, wir müssen am Mittwoch zu ihrem Gedenken auf eine Prozession.«
»Ja.« Cee Cee verzog angewidert das Gesicht. »Wir sollen für ihre unsterbliche Seele beten, weil sie Selbstmord begangen hat und jetzt für alle Ewigkeit in der Hölle schmoren wird.«
Adam schaute sie nachdenklich an. »Echt? Ich dachte, Selbstmörder wandern ins Fegefeuer.«
»Nein, du Döskopp. Was meinst du, warum Monsignore Constantine Kelly den Wunsch nach einem Gedenkgottesdienst abgeschlagen hat? Selbstmord ist eine Todsünde. Einer Selbstmörderin würde Monsignore Constantine nie einen Gedenkgottesdienst gönnen, nicht in seiner Kirche. Er lässt ja nicht mal zu, dass ihre Eltern sie in geweihter Erde beerdigen lassen.« Cee Cee verdrehte die rötlichen Augen. »Ich hab Heather auch nie ausstehen können, aber Monsignore Constantine und seine bescheuerten Prinzipien hasse ich. Ich glaube, ich schreibe einen Artikel darüber. Titel: ›Vater, Sohn und heiliger Heuchler.‹«
Die anderen Mädchen kicherten nervös. Ich wartete, bis wieder Ruhe eingekehrt war, dann fragte ich: »Warum hat sie sich eigentlich umgebracht?«
»Na, wegen Bryce natürlich«, sagte Adam gelangweilt. »Er hatte mit ihr Schluss gemacht.«
Ein hübsches schwarzes Mädchen, das Bernadette hieß und uns andere um einen Kopf überragte, beugte sich runter und flüsterte: »Ich hab gehört, er hat's im Einkaufszentrum getan. Könnt ihr euch so was vorstellen?«
»Ja, und zwar an Heiligabend«, sagte ein anderes Mädchen. »Sie waren zusammen unterwegs, letzte Weihnachtsgeschenke einkaufen, und sie zeigte auf die Auslage von Bergdorf's , auf einen Diamantring, so nach dem Motto: ›Den will ich haben.‹ Und da ist er wohl durchgedreht – ich meine, das Ding war eindeutig ein Verlobungsring – und hat auf der Stelle mit ihr Schluss gemacht.«
»Und dann ist sie nach Hause gefahren und hat sich erschossen?« Mir kam die Story an den Haaren herbeigezogen vor. Als ich Cee Cee gefragt hatte, wo wir denn unsere Mittagspause verbringen würden, wenn es denn mal – Gott bewahre – regnen sollte, da hatte sie gesagt, wir müssten alle im Gemeinschaftsraum essen und die Nonnen würden dann Brettspiele wie Parcheesi anschleppen. Und jetzt fragte ich mich, ob die Selbstmordgeschichte genau wie diese Regentaggeschichte frei erfunden war. Es hätte Cee Cee ähnlich gesehen, mich Neuling auf den Arm zu nehmen – nicht aus Bosheit, sondern einfach, um sich einen Spaß zu machen.
»Nein, nicht sofort«, sagte Cee Cee. »Erst hat sie eine Weile versucht, ihn zurückzugewinnen. Hat ihn zum Beispiel alle paar Minuten angerufen, bis Bryces Mom gesagt hat, sie soll das bleiben lassen. Dann hat sie ihm Briefe geschickt, in denen sie mit Selbstmord drohte. Als er nicht darauf reagierte, hat sie sich die Pistole ihres Vaters geschnappt, ist zu Bryce gefahren und hat an der Tür geklingelt.«
An dieser Stelle übernahm Adam das Erzählen, sodass ich mir ziemlich sicher war, dass mir jetzt was echt Blutrünstiges bevorstand. »Genau«, sagte er und stand auf, um mir die Szene vorzuspielen, wobei ihm ein Cheeto als Waffe diente. »Das war an Silvester, und die Martinsons waren nicht ausgegangen, sondern ließen selber eine große Party steigen. Sie machen die Tür auf, und da steht diese Verrückte auf ihrer Schwelle, mit einer Knarre am Kopf, und sagt, sie sollen Bryce holen, sonst schießt sie sich eine Kugel in den Kopf. Aber sie können Bryce nicht holen, denn sie haben ihn über die Feiertage nach Antigua geschickt …«
»… weil sie hofften, dass ein bisschen Sonne und Surfen seine angegriffenen Nerven beruhigen würden«, warf Cee Cee ein. »Bryce stehen nämlich die College-Bewerbungen bevor und eine Stalkerin
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