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Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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einer Tante in —.« Sie schien verzweifelt nach einem Namen zu suchen. »In Rockland«, schloß sie triumphierend.
    »Tatsächlich?« fragte Luise ungläubig.
    »Ja, wirklich«, rief Hilda erleichtert. »Ich verbrachte die Nacht bei meiner Tante.«
    Luise warf ihr einen verächtlichen Blick zu. Sofort füllten sich Hildas Augen mit Tränen. Sie stand hastig auf.
    »Ich - ich will hier nicht länger bleiben und mich wie einen Knochen benagen lassen«, stieß sie hervor und flüchtete aus dem Saal.
    Mit feierlichen Gesichtern standen Susy, Kit und Connie ebenfalls auf und gingen ihr nach.
    »Puh!« rief Kit, als sie draußen waren. »Das ging beinahe schief. Oder schweben wir noch in Lebensgefahr?«
    »Ich bestimmt.« Susy wischte sich mit der Hand über die Stirn. »Glaubt Franziska uns nun, oder glaubt sie uns nicht? Ich meine, bezweifelt sie, was wir sagten, oder ...«
    »Wir wissen schon, was du meinst«, unterbrach sie Connie. »Aus Franziskas Gesicht konnte ich nichts herauslesen. Ist dir eigentlich bewußt, daß wir kein Frühstück gegessen haben? Und nun sind wir im Interesse des Dramas noch um unser Mittagessen gekommen. Ich sterbe vor Hunger.«
    »Ich auch«, klagte Kit.
    Susy antwortete nichts. Sie dachte darüber nach, wie sie Hilda beruhigen könnte.
    Während der ersten Viertelstunde auf der Station fand sie keine Gelegenheit, mit Hilda zu sprechen. Diese stand mit geschwollenen Augen in der Wäschekammer.
    Sobald Susy eine Minute frei hatte, eilte sie aus dem Saal, um ihr die Wahrheit zu sagen, selbst auf die Gefahr hin, daß Hilda das ganze Spiel verriet. Als sie sich der Wäschekammer näherte, hörte sie leise Stimmen und blieb lauschend stehen.
    »Ach, lassen Sie nur«, sagte Hilda. Nun antwortete eine andere Stimme - Franziskas Stimme: »Nein, Hilda, Sie müssen mich wenigstens anhören! Wenn man mich hier erwischt, bekomme ich einen Tadel. Ich hatte gar nicht die Absicht, Ihnen nachzuspionieren. Es tut mir alles so leid. Ich bin sehr häßlich zu Ihnen gewesen - ohne jeden Grund. Ich habe mir schon soviel Vorwürfe deswegen gemacht - seit der vergangenen Nacht. Nein, Sie brauchen mir nichts zu erklären. Ich weiß alles. Fräulein Cameron hat gar nichts gegen Sie. Ich tat nur so, um Sie zu quälen. Ich wollte Ihnen das schon am Mittagstisch sagen, aber die drei Teufel ließen mich ja nicht zu Wort kommen.«
    Susy schlich auf den Zehenspitzen in den Saal zurück. »Es geschehen noch Zeichen und Wunder!« murmelte sie vor sich hin.

 
     
Thermometer und Gerechtigkeit
    Nun folgte eine Zeit ruhiger, gleichmäßiger Arbeit, die nur einmal durch ein Maskenfest am Abend vor Allerheiligen unterbrochen wurde. Sogar die Unterrichtsstunden bei Fräulein Cameron verliefen ohne besondere Zwischenfälle. Trotzdem wurden die Probeschwestern immer unruhiger. Zwei Monate der Probezeit waren vergangen. Nun lag nur noch ein Monat vor ihnen. Ein Mädchen aus Susys Abteilung verließ das Krankenhaus plötzlich, weil sie »es satt hatte«, wie sie sagte. Zwei andere wurden eines Tages zur Schulleitung bestellt. Sie kamen mit roten Augen wieder, packten ihre Koffer und fuhren ohne Erklärung ab. Da ihre Leistungen von Anfang an ziemlich schlecht gewesen waren, wunderten die übrigen Schülerinnen sich nicht weiter, wenn sie auch ein wenig erschraken.
    Susy hatte Dr. Barry lange nicht gesehen. Eines Morgens, als sie im Dienstraum beschäftigt war, hörte sie seine Stimme draußen im Gang.
    »Sie brauchen sich nicht um mich zu kümmern, Schwester Waring«, sagte er. »Ich weiß, daß Sie zu tun haben. Geben Sie mir eine Ihrer Probeschwestern zur Hilfe. Sie müssen jetzt doch soweit sein, einen Verband machen zu können.«
    »Nun, wenn Sie meinen«, antwortete Schwester Waring. »Sie sind beide tüchtig. Warten Sie mal - Schwester Grayson ist zur Apotheke gegangen, und Schwester Barden - Ach, da sind Sie ja, Schwester Barden. Helfen Sie Dr. Barry bitte beim Verbinden von Fräulein Colemann.«
    Susy hatte bei Fräulein Cameron gelernt, wie ein Verband gewechselt wird. Aber sie hatte noch wenig Übung darin. Wenn sie vom Unterricht kam, waren die Patienten meistens schon verbunden. Nur in Ausnahmefällen durften Probeschwestern unter Aufsicht Verbände machen. Susy hatte noch niemals mit einem Arzt zusammengearbeitet. Sie spürte, daß Dr. Barry sie belustigt beobachtete, als sie den Verbandstisch überprüfte.
    »Sie machen Fortschritte«, bemerkte er, während sie den Tisch neben die Patientin schob und einen

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