Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
Vom Netzwerk:
Fräulein Camerons berühmter Gerechtigkeitssinn? Mochte Dr. Barry ihr das erklären, wenn er konnte. Das Thermometer lag nicht auf dem richtigen Platz, wo dieser auch sein mochte. Susy hatte es nicht fortgelegt, sollte es jedoch sogleich zum Vorschein bringen. Das war ein unbilliges Verlangen.
    In rasender Nervosität riß Susy alle Gegenstände aus den Fächern des Dienstzimmers, ließ sie auf dem Boden liegen und rannte ins Wäschezimmer. Sie zupfte an Laken, Wolldecken und Kopfkissen, so daß alles durcheinandergeriet. Aber das Thermometer fand sie nicht.
    Susy ließ alles liegen, wie es war, und ging ins Klassenzimmer zurück. Die stocksteife weiße Gestalt auf dem Podium blickte ihr kalt entgegen. Ihre Augen sahen wie polierte Stahlkugeln aus. Die ganze Welt schien Susy nur aus diesen beiden Augen und den verschwommenen Gesichtern der erstarrten Klasse zu bestehen.
    »Es ist nicht da, Fräulein Cameron«, preßte sie schließlich hervor.
    »Sie sind eine Schande für Ihren Beruf, Schwester Barden. Es gehört zu den Aufgaben einer Krankenschwester, zu wissen, wo jeder Gegenstand seinen Platz hat. Ihr Verhalten ist recht sonderbar. Ich habe Sie gebeten, mir das Badethermometer zu bringen, aber Sie sind nicht dazu imstande. Ich kann Sie nicht in meiner Klasse brauchen. Bleiben Sie draußen, bis die Stunde zu Ende ist. Ich werde später mit Ihnen reden.«
    »Ja, Fräulein Cameron.«
    Susy drehte sich auf dem Absatz um und ging aus dem Zimmer. Was nun? Mechanisch begann sie, die Sachen aufzuheben, die sie auf dem Fußboden verstreut hatte. Während sie noch damit beschäftigt war, erschien Elfe Holton vollkommen außer Atem.
    »Sie hat mich nach dem Thermometer geschickt. Sie tobt wie eine Wilde. Was soll ich tun? Ich habe keine Ahnung, wo das Ding aufbewahrt wird.«
    »Hier ist es jedenfalls nicht«, antwortete Susy tonlos. »Sie brauchen Ihre Zeit nicht mit Suchen zu verschwenden. Gehen Sie zurück.«
    Elfe eilte ins Klassenzimmer zurück. Immer wieder hörte Susy Fräulein Camerons Worte: »Ich kann Sie nicht in meiner Klasse brauchen.« Sollte das für immer heißen? Würde sie noch heute ihren Koffer packen müssen, um dieses Haus zu verlassen, das ihr die Welt bedeutete? Sollte sie nie wieder den sonnigen Krankensaal mit den weißen Betten sehen? Susy schluckte. Ihre Augen brannten.
    »Sie hat mich ebenfalls hinausgeworfen!« Elfe stand mit großen erschrockenen Augen in der Tür.
    Susy riß sich zusammen. »Willkommen an meiner Seite! Sie können mir helfen, hier ein bißchen Ordnung zu machen.«
    Sie arbeiteten schweigend. Als Susy einmal aufblickte, sah sie, daß Elfe weinte. Das Wäschezimmer war fast in Ordnung, als wieder eine Schülerin hereinplatzte.
    »Ich suche das Thermometer«, keuchte sie. »Wo ist es?«
    »Sehr gescheit von Ihnen, gerade uns danach zu fragen«, antwortete Susy bitter.
    Die Schülerin kletterte keuchend auf die Gestelle und wühlte zwischen der Wäsche umher. Dann stürzte sie wieder hinaus, kam jedoch sehr schnell zurück. »Sie hat mich ebenfalls rausgeschmissen.«
    Die Sache wurde immer phantastischer. Susy lachte überreizt, Elfe grinste albern.
    Die nächste war Connie, und danach kam Hilda. Allmählich füllte sich der ganze Vorraum mit in Ungnade gefallenen Probeschwestern. Nun waren es bereits elf, fast die gesamte Abteilung. Franziska Manson erschien als letzte.
    »Kinder«, stammelte sie atemlos. »Fräulein Cameron ist so weiß wie die Wand. - Was - was wird sie bloß mit uns machen?«
    »Was es auch sein mag, sie wird jedenfalls dazu herauskommen müssen«, antwortete Susy. »Mit einer leeren Klasse kann sie nichts anstellen.«
    »Aber sie hat doch noch Kit und Willi«, rief Hilda. »Und Willi liegt im Bett.«
    Schritte näherten sich. Kit erschien in der Tür.
    »Ihr sollt alle zurückkommen«, keuchte sie. »Fräulein Cameron will euch etwas sagen, besonders dir, Susy.«
    Susy riß erstaunt den Mund auf und schloß ihn dann wieder. Die Probeschwestern gingen zögernd ins Klassenzimmer zurück. Sie machten den Eindruck, als würden sie laut schreiend zusammenzucken, wenn jemand sie auch nur anrührte.
    Fräulein Cameron stand abwartend auf dem Podium. Als alle Mädchen auf ihren Plätzen saßen, begann sie mit ruhiger Stimme zu sprechen, während ihre Augen immer wieder zu Susy gingen. Die Mädchen saßen wie betäubt da und wollten ihren Ohren nicht trauen.
    »Das Thermometer hat sich gefunden. Es lag in der Schublade meines Tisches. Ein unordentliches Ding aus einer

Weitere Kostenlose Bücher