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Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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anderen Abteilung muß es dort hingelegt haben. Ich werde herausbekommen, wer es war.«
    Sie machte eine Pause. Die Schülerinnen stellten sich schaudernd vor, was die ahnungslose Probeschwester erwartete, die das Thermometer zuletzt benutzt hatte.
    »Ich muß mich bei Ihnen allen entschuldigen«, fuhr Fräulein Cameron fort. »Am meisten aber bei Schwester Barden. Ich habe Sie zu hastig verurteilt, Schwester Barden, und außerdem auch ungerecht. Das tut mir sehr leid.«
    Dann wandte sie sich wieder an die ganze Klasse. »Ich hoffe, Sie werden hieraus etwas lernen. Einige von Ihnen sind ebenso heftig wie ich. Sie ersehen aus diesem Vorfall, wieviel Unheil durch eine solche Schwäche angerichtet werden kann. Das Thermometer hätte in dem Schrank liegen müssen, in dem Schwester Barden es zuerst suchte. Sie wußte, wo sein Platz ist. Es war nicht ihre Schuld, daß jemand es verlegt hatte. Der heutige Unterricht war - aufreibend, sowohl für mich als auch für Sie. Ich schloß voreilig, daß Schwester Barden nicht bei der Sache wäre und das Thermometer übersehen hätte. Ich bitte Sie um Verzeihung, Schwester Barden.«
    Susy konnte nicht länger an sich halten. Sie hob die Hand.
    »Was ist, Schwester Barden?« Fräulein Camerons Stimme klang ungewöhnlich sanft.
    »Fräulein Cameron, ich - ich wußte gar nicht, wo das Thermometer hätte sein müssen. Es tut mir leid.«
    Fräulein Camerons Augen wurden weich, als sie in Susys gerötetes Gesicht blickte.
    »Danke, Schwester Barden. Es gefällt mir, daß Sie den Mut hatten, das zu gestehen. Das ist alles. Schluß für heute!«
    »Sie war großartig«, sagte Susy später zu Dr. Barry. Sie hatte sich beeilt, um ihn noch zu erreichen, bevor er den Krankensaal verließ. »Sie hatten ja so recht, Dr. Barry. Ich - ich hätte beinahe geheult. Sie stand vor der ganzen Klasse auf und demütigte sich. Dabei hätte sie das nicht zu tun brauchen.«
    Dr. Barry sah nachdenklich aus dem Fenster. »Nein«, sagte er leise, »sie hätte es nicht zu tun brauchen - aber sie tat es.«

 
     
Hauben
    Es war vor allem die blaue Tracht, die den Probeschwestern das Leben erschwerte, fand Susy.
    »Sie kennzeichnet uns geradezu als unerfahren«, sagte sie zu Kit und Connie. »Die Schwestern sind reizend zu uns, aber sie scheinen immer mit gefalteten Händen darauf zu warten, daß wir etwas falsch machen. Neue Patienten werden nervös, sobald wir in ihre Nähe kommen, und die Ärzte übersehen uns einfach. Ich werde heilfroh sein, wenn ich die Probezeit hinter mir habe.«
    »Ich nicht«, erwiderte Kit. »Es wäre natürlich ganz angenehm zu wissen, ob man uns hier behält. Andererseits besteht immer noch die Chance, daß wir uns eines Tages vor den Toren des Krankenhauses wiederfinden, ganz ohne Tracht - sei sie nun blau oder grau.«
    »Hör auf, Kit!« bat Connie entsetzt.
    »Es wäre solch ein plötzlicher Sturz in die Tiefe«, fuhr Kit unerbittlich fort. »Hier bereiten wir uns fröhlich darauf vor, Krankenschwestern zu werden und jede fiebrige Stirn im Umkreis von mehreren Meilen zu kühlen. Doch eines Tages sagt die Schulleitung kalt: >Danke, wir können Sie nicht brauchen<. Und wir gehen wieder fort. Meinetwegen kann die Probezeit noch endlos dauern.«
    »Es ist sonderbar, wieviel diese Hauben ausmachen«, bemerkte Connie. »Sie sehen wie umgestülpte Teetassen aus und sind die unkleidsamste Kopfbedeckung, die ich kenne. Und dennoch können wir es kaum erwarten, sie zu bekommen.«
    Kit und Susy nickten zustimmend. Ja, so war es wirklich. Die kleine weiße Haube, die Belohnung für drei Monate äußerster Anstrengungen, bildete augenblicklich den Gipfel all ihrer Wünsche. Es gab für sie kein sehnlicheres Ziel in der Welt, als sie tragen zu dürfen.
    Susy träumte unaufhörlich von dem Tag, an dem sie und Hilda zum erstenmal mit dem schwer errungenen Häubchen in den Krankensaal treten würden. Sie wollte nicht an die Möglichkeit denken, daß dieser Tag vielleicht niemals kommen könnte, daß sie statt dessen wieder heimfahren müßte.
    Ein heißer Schreck durchfuhr sie, als Schwester Waring eines Tages nach einem Telefongespräch bedauernd zu ihr sagte: »Wir werden Sie leider verlieren, Schwester Barden.«
    Susys Finger krampften sich um ein Laken. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht. Alle Zweifel und Ängste, die sie bisher gewaltsam unterdrückt hatte, gewannen plötzlich von ihr Besitz. »Was ist passiert?« hauchte sie.
    »Aber liebes Kind, nichts ist passiert. Es tut mir leid, daß ich

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