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Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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lächelte.
    Das Orchester begann zu spielen. Obwohl das Publikum in der Musik bei bestem Willen keine Beziehung zu Dr. Marston erkennen konnte, setzten sich alle erwartungsvoll zurecht.
    Nun ertönte ein voller Tenor oben von der Treppe her. Dr. Benton kam langsamen Schrittes herunter. Hellblondes lockiges Haar umrahmte sein rundes kindliches Gesicht. Flehentlich hielt er die Augen auf Dr. Barry gerichtet. Hinter ihm folgte paarweise der Chor, der aus acht Hausärzten in weißen Kitteln bestand.
    Die schöne Stimme sang ernst und feierlich:
    »Geringer als der Staub, der deinen Schuh bedeckt,
    Geringer als der Rost, der nie deinen Ford befleckt,
    Geringer als das Vertraun, mit dem du, o Herr, uns beehrst,
    Geringer als dies alles —«
    Die letzte Zeile wurde gesenkten Hauptes von dem Chor wiederholt. Die Zuhörer grinsten, denn die Stellung der Hausärzte zu den
    Stabsärzten gab immer zu allerlei Witzen Anlaß. Als die Prozession Dr. Barry erreicht hatte, kniete Dr. Benton nieder. Der Chor formte in demütiger Haltung einen Halbkreis um die beiden.
    »Geringer als das Kraut, mit dem man uns ernährt,
    Geringer als die Freizeit, die man uns gewährt,
    Geringer als der Stolz, den man in uns erweckt,
    Geringer als dies alles sind wir.«
    An dieser Stelle bog Dr. Benton den Kopf zur Erde. Dr. Barry stellte schweigend und ungerührt einen großen Fuß auf seinen Nacken. Der Chor kniete ebenfalls nieder und senkte die Köpfe zu Boden, während er dumpf wiederholte: »Geringer als dies alles sind wir.«
    Dr. Bentons Stimme klang jetzt natürlich etwas gedämpft. Trotzdem war jedes Wort zu verstehen, das er sang.
    »Lächle nur einmal, wir flehen, uns niederen Sklaven zu,
    Sag, daß wir eines Tages mächtig sein werden wie du.
    Blick gnädig auf uns herab, o Herr!«
    »Blick gnädig auf uns herab, o Herr!«
    wiederholte der Chor, während das Licht ausging.
    Die Zuhörer waren nicht kritisch und spendierten freigebig Beifall. Dann entstand eine allgemeine Unruhe. Gestärkte Schürzen raschelten, Stühle knarrten, und Füße scharrten.
    Plötzlich rief eine Stimme:
    »Das Publikum wird gebeten, nicht mit faulen Äpfeln zu werfen, jeder, der entfliehen will, mag dies jetzt tun.«
    Die nächste Nummer war ein Sketch. Ein großer Assistenzarzt in weißer Schwesterntracht und ein kleiner dicker Assistenzarzt in der blauen Tracht der Probeschwestern zeigten in einer Groteskszene, wie Fräulein Cameron einer Schülerin das Bettenmachen beibrachte.
    Es endete mit dem Zusammenbruch der Schülerin, die auf einer Bahre fortgetragen werden mußte. Darauf wurden noch andere Persönlichkeiten des Krankenhauses mit ihren besonderen Eigenheiten karikiert, was große Heiterkeit beim Publikum erregte.
    Nach den Charakterdarstellungen erschien das »Baby« wieder mit dem Plakat. Darauf war zu lesen:
    Schlußvorstellung Danach Tanz
    Das Licht ging aus, und es folgte eine längere Pause. Von der Treppe her hörte man dumpfes Gepolter, dazwischen unterdrücktes Gelächter und ein sonderbares, scharrendes Geräusch. Susy lehnte sich müde zurück und schloß die Augen. Sie hörte, wie Kit sich leise mit jemand in der Reihe hinter ihnen unterhielt. Connie rührte sich nicht.
    Plötzlich flammte im hinteren Teil der Halle ein heller Scheinwerfer auf und warf einen runden weißen Kreis neben die Treppe. Darin war nichts als eine große Seifenkiste zu sehen. Alle lachten. Susy, die angespannt in die Dunkelheit hinter dem Scheinwerferlicht spähte, sah undeutlich eine unförmige Gestalt, die sich langsam auf die Seifenkiste zu bewegte. Wieder ertönte das scharrende Geräusch. Dann tauchte plötzlich ein Gesicht hinter der Seifenkiste auf, ein phantastisches, gespenstisches Gesicht. Susy fuhr unwillkürlich zurück. Erst nach einer Weile erkannte sie, daß das unheimliche Wesen eine Gasmaske trug. Die rüsselförmige Nase bewegte sich hin und her. Die großen Augen blickten lebhaft und wachsam. Von der Stirn gingen lange bebende Fühler aus.
    Schwerfällig kletterte die Gestalt auf die Seifenkiste. Sie befand sich jetzt im hellen Scheinwerferlicht, so daß man sie genau betrachten konnte. Lange schwarze Flügeldecken waren auf dem Rücken übereinandergelegt und spitzten sich nach hinten zu. Nachdem das Wesen einen Augenblick still auf der Kiste gesessen hatte, richtete es sich mühsam auf, bis es auf seinen Hinterbeinen stand. Ein Paar Beine waren über dem Bauch gekreuzt. Woraus sie bestanden, konnte man nicht erkennen. Aber das oberste Beinpaar,

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