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Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Nachtschwester die Aufsicht über die Station. Susy konnte also ein wenig Erfahrung im nächtlichen Betrieb eines Krankenhauses sammeln, bevor sie den Nachtdienst antrat. Sie kam sich auch bald sehr erfahren vor und war überzeugt, genügend auf alles Kommende vorbereitet zu sein.
    Aber im letzten Augenblick wurde sie plötzlich von bösen Vorahnungen heimgesucht. Mit Entsetzen erinnerte sie sich an alle Geschichten, die sie jemals über nächtliche Vorkommnisse in einem Krankenhaus gehört hatte. Schwestern schliefen ein und wurden entlassen. Patienten wurden plötzlich verrückt, bekamen Herzkrämpfe oder versuchten zu entfliehen. Und man hatte ihr eingeschärft, daß eine Nachtschwester für alles verantwortlich war, was auf ihrer Station geschah.
    Schließlich machte sie sich wie betäubt vor Furcht und Schrecken auf den Weg zur Station 27. Ihre Schritte hallten in dem leeren Treppenhaus wider. Sie hatte das unheimliche Gefühl, als folgte ihr jemand. Auf dem zweiten Treppenabsatz sah sie sich verstohlen um, obwohl sie sich vorgenommen hatte, es nicht zu tun. Natürlich war niemand zu sehen. An der Tür zum Krankensaal blieb sie einen Augenblick stehen. Wenn sie über diese Schwelle getreten war, würde sie Nachtschwester sein.
    Anfangs erkannte sie den Saal fast nicht wieder. Er war von schwarzen lastenden Schatten angefüllt, in deren Mitte ein kleiner heller Lichtfleck schwamm. An dem Pult der Stationsschwester saß die Schwester vom Zwischendienst und legte Gazetupfer zusammen. Das gelbliche Licht der abgeschirmten Lampe lag auf ihren flinken und geschäftigen Händen. Von dem großen viereckigen Kamin neben dem Schreibtisch war nur eine Seite zu sehen, die mattweiß aus dem Dunkel hervorschimmerte. Allmählich erkannte Susy undeutlich die Umrisse der weißen Betten an der Wand. Die Luft im Saal war kühl und frisch. Es war sehr still, und man hörte nur das Atmen der Schlafenden. Genau so mußte der Saal in der vergangenen Nacht gewirkt haben, als sie Zwischendienst gehabt hatte, dachte Susy. Aber gestern hatte sie es nicht so empfunden.
    Endlich trat sie über die Schwelle. Die Schwester am Tisch blickte auf. »Guten Abend«, sagte sie, als Susy neben ihr auftauchte. »Alles ist friedlich. Sie werden eine ruhige Nacht haben. Kommen Sie, ich werde Ihnen die Anordnungen für die Nacht übergeben.«
    Susy zog einen Stuhl an den Tisch und setzte sich. Das Rascheln ihrer Schürze klang unnatürlich laut in der Stille.
    »Geben Sie acht«, begann die Schwester. »Fräulein Wolf - Blinddarmoperation - kann alle drei Stunden ein Sechstel Morphium bekommen, falls es nötig sein sollte. Aber sie wird wahrscheinlich nichts brauchen. Ich habe ihr bereits was gegeben, das dürfte genügen. Sehen Sie jedoch hin und wieder nach, ob sie blutet. Fräulein Parson - Krampfadern - keine Anordnungen. Sie schläft meistens ruhig.«
    Weiter las die Schwester die einzelnen Anordnungen vor, während sie die Seiten des Buches umblätterte. Als sie zu Ende war, sah sie auf die Uhr und stand auf.
    »Ich mache mich jetzt aus dem Staub. Ihren Nachtbericht habe ich bereits vorbereitet. Sehen Sie hier!« Sie schlug ein Heft mit einem Pappdeckel auf. »Die Namen der Patientinnen und die Art der Krankheiten habe ich schon ausgefüllt. Sie brauchen nur noch die Temperaturen einzutragen.«
    »Danke vielmals.«
    Susy begleitete die Schwester zur Tür und horchte mit bebendem Herzen auf die sich entfernenden Schritte. Dann wandte sie sich um und machte langsam die Runde durch den Saal. Niemand rührte sich. Während des Zwischendienstes hatten die Patienten miteinander geplaudert, und der Saal war voller Leben. Jetzt hörte Susy nur das Rascheln ihrer Schürze und das leise Quietschen ihrer Schuhe auf dem Linoleumboden. Sie hatte dieses Geräusch bisher noch niemals wahrgenommen. Eine lange, einsame Nacht stand ihr bevor. Sie ging in die verlassene kleine Küche, hielt sich jedoch nur kurz darin auf. Das Wäschezimmer wirkte anheimelnder. Auch dort war es sehr still, aber das Licht schien warm und tröstlich auf rote zusammengelegte Morgenröcke und gelbe Wolldecken. Wieder quietschten ihre Schuhe, während sie durch den Gang zum Dienstzimmer ging. Ihr war, als grinsten die glänzenden Flaschen darin sie boshaft an.
    Plötzlich fiel ihr Fräulein Wolf ein. Sie eilte in den kühlen und dämmrigen Saal zurück, lüpfte die Bettdecke der Patientin und leuchtete mit der Taschenlampe auf den Verband. Er war schneeweiß. Fräulein Wolf stöhnte leise

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