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Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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die sich für Nelli vielleicht nie wieder erhellen würde. Sie, sie allein hatte Nelli dazu bewogen, den Versuch mit sich machen zu lassen. Wie konnte sie das verantworten?
    Als sie am nächsten Morgen zum Dienst ging, kam sie wie immer an der orthopädischen Klinik vorbei. Die beleibte, grauhaarige Grete kam watschelnd auf sie zu.
    »Moment, Schwester!« Sie zögerte, sah sich verstohlen um, drehte an einem Knopf ihres Kleides. »Sie sind doch die Schwester von der Chirurgischen für Frauen, nicht?«
    »Ja.« Susy war gespannt, was nun kommen würde.
    »Hm. Sagen Sie - ist dort nicht eine gewisse Nelli?«
    Susy unterdrückte ein Lächeln. »Ja, natürlich. Nelli ist dort.«
    Grete wand sich wie ein Aal. »Hm. Es ist nicht weiter wichtig. Geht mich ja eigentlich auch nichts an. Bloß - ich hörte, daß sie Kummer hat.«
    »Liebe Grete!« rief Susy gerührt.
    Gretes rundes glänzendes Gesicht wurde dunkelrot.
    »Nein, nein, Sie verstehen mich falsch. Ich will gar nichts von der Nelli. Sie ist ein Teufel. Aber ich dachte .«
    »Natürlich, Grete! Sobald ich etwas erfahre, komme ich her und sage Ihnen Bescheid.«
    »Danke schön, Schwester.« Plötzlich ergriff sie Susy am Handgelenk. »Sie werden keinem sagen, daß ich wissen wollte .... nicht?«
    »Nein, Grete, bestimmt nicht.«
    »Danke, Schwester.«
    Am Nachmittag gingen Susy und Schwester Perkins zur Augenstation, um Nelli zu besuchen. Man sagte ihnen, daß sie noch nicht bei Bewußtsein wäre und daß der Erfolg oder Mißerfolg der Operation sich erst nach zwei Wochen herausstellen werde.
    Zwei Wochen lang ging Susy jeden Tag zu Nelli. Sie saß in dem verdunkelten Raum neben ihrem Bett, sah auf ihren verbundenen Kopf und erzählte ihr Neuigkeiten aus dem Ambulatorium. Gern hätte sie ihr auch erzählt, wie sehnsüchtig Grete jeden Tag auf den Bericht über Nellis Befinden wartete. Aber sie hatte Schweigen gelobt und sagte daher nichts.
    Nellis Zimmer war immer voller Blumen. Sie war sehr stolz darauf.
    »Die roten Rosen sind von den Chirurgen. Sie vergessen die alte Nelli nicht. Die gelben sind von Fräulein Cameron .«
    »Von Fräulein Cameron?« rief Susy erstaunt. »Ich wußte gar nicht, daß Sie Fräulein Cameron kennen.«
    »Natürlich kenne ich sie. Wir haben doch so manches Jahr hier zusammengearbeitet. Oft und oft habe ich sie durchs Ambulatorium laufen sehen, die Schwestern wie eine fliehende Antilopenherde vor ihr her. Immer ist sie stehengeblieben und hat mit mir gesprochen. Nie hat sie ein böses Wort zu Nelli gesagt.«
    Eines Tages sah Susy ein fest zusammengebundenes Sträußchen Ringelblumen auf dem Tisch neben Nellis Bett. »Von wem sind die Ringelblumen, Nelli?«
    Nellis bandagierter Kopf bewegte sich ein wenig.
    »Ich - ich weiß nicht. Die Schwester sagt, sie kommen von der Orthopädischen. Keine Ahnung, wer mir von dort Blumen schickt. Sie sind hübsch, nicht wahr? Ich kann sie nicht sehen, aber ich rieche sie.«
    Nelli sprach niemals von ihrer Rückkehr zum Ambulatorium. Die Schwestern erzählten Susy, daß sie nicht ein einziges Mal nach dem Ausgang der Operation gefragt hatte. Dieses Schweigen erschien Susy bei weitem quälender als die aufgeregtesten Fragen.
    An dem Tag, an dem Nellis Verband abgenommen wurde, hatte Susy besonders viel zu tun. Sie verrichtete ihre Arbeit mechanisch. Ihre Gedanken waren unaufhörlich bei Nelli.
    Um halb zwölf verließ Dr. Evan die Klinik. »Ich gehe zur Augenstation. Rufen Sie mich bitte dort an, falls man mich braucht.«
    Susy schluckte. »Ja, Dr. Evan.«
    Um zwölf Uhr ging Susy zum Telefon und hob zitternd den Hörer ab.
    »Augenstation bitte. Hier ist die chirurgische Frauenklinik.«
    Nach ein paar Augenblicken knackte es heftig im Apparat.
    Susy hörte nur ein Knacken.
    »Wie bitte?«
    »Können Sie mir sagen, wie es Nelli geht?«
    Wieder war nur ein Knacken im Hörer.
    »Nichts zu machen!« Susy hing ein.
    Jetzt konnte sie nur noch eins tun. Sie konnte ihre halbstündige Mittagspause dazu benutzen, um zu Nelli zu gehen.
    »Ich kann nichts essen«, dachte sie. Deutlich hörte sie im Geiste Nellis Stimme: »Leerer Magen, unsichere Hände!«
    Als Susy auf der Augenstation ankam, fand sie Nellis Zimmer verschlossen. Hinter der Tür ertönte Stimmengemurmel. Sie wartete, die Augen auf ihre Uhr gerichtet.
    Die kostbare Zeit verrann. Von der halben Stunde waren schließlich nur noch fünfzehn Minuten übrig, dann nur noch zehn Minuten.
    »Sie können hereinkommen, Schwester Barden.« Die Schwester, die Nelli

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