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Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Sie geht ins Ambulatorium. Wir sehen daher nicht viel von ihr, aber sie ist soweit ganz nett. Und die Oberschwester - ja, ich weiß nicht recht. Schwester Meredith ist Lernschwester vom Stabe und meint es gewiß gut. Aber sie ist solch eine Heulsuse mit Veilchenaugen, die den Assistenzärzten immer was vorjammert. Sie hätte es so schwer, und die Lernschwestern taugten alle nichts. Und wenn mal eine Suppenschüssel oder ein Thermometer kaputt geht, läuft sie gleich zur Schulleitung. Ich glaube nicht, daß sie lange auf der Station bleiben wird.«
    »Wie entzückend! Ich kann es kaum erwarten, sie kennenzulernen.«
    »Komm, ich stelle dich vor. Ich muß sowieso wieder in den Saal zurückgehen.«
    Sie fanden Schwester Meredith damit beschäftigt, die Flaschen im Medizinschrank abzuwischen. Dies war eigentlich die Arbeit der Medikamentenschwester. Schwester Meredith erklärte nervös: »Sogleich wird die Inspektorin eintreffen. Schwester Wilmont kommt heute nicht dazu, dies hier zu machen.« Und dann im selben Atemzug: »Guten Tag, Schwester van Dyke. Ich hoffe, Sie sind tüchtig. Diese Station ist sehr schwierig.«
    Sie machte Kit mit den Patienten bekannt, die sie zu betreuen hatte. Dann kam Luise Wilmont auf Kit zu, begrüßte sie mit wohlabgewogener Herzlichkeit und fügte warnend hinzu, die Station wäre sehr schwierig.
    »Hübsches Heim hier«, sagte Kit später zu Susy. »Und so fidel! Was tun Willi und Schwester Meredith eigentlich, um die Patienten zu unterhalten? Helfen sie ihnen, die Inschriften für ihre Grabsteine zu entwerfen?«
    Susy lachte. »Ach, so schlimm ist es gar nicht. Schwester Meredith läßt uns ziemlich freie Hand. Wenn etwas schiefgeht, weint sie nur. Man gewöhnt sich daran. Und Willi ist fleißig und niemals schlecht gelaunt. Das Gefühl, ohne Hilfe Berge versetzen zu können, macht sie restlos glücklich.«
    »Immer besser und besser! Es ist so nett, zu einer glücklichen Familie zu gehören.«
    Aber Susy hatte recht, es war nicht so schlimm. Eine Zeitlang ging alles gut. Mitte des Monats trafen sechzig neue Probeschwestern ein. Susy und ihre Klassenkameradinnen, nun nicht mehr die Babys des Krankenhauses, trugen ihre graue Tracht im vollen Bewußtsein ihrer Würde. Sie gaben sich Mühe, tüchtig und erfahren zu erscheinen, und sahen es nicht ungern, wenn die Neuankömmlinge sie bewundernd anstarrten.
    Connie erzählte, sie wären mit schief sitzenden Trachten aufgeregt und erwartungsvoll zu ihrem ersten Unterricht bei Fräulein Cameron gegangen. Kit sah sie anderthalb Stunden später bleich und zitternd zurückkommen.
    Haarsträubende Geschichten wurden verbreitet. Eine Probeschwester hatte sich im Wäschezimmer von Station 10 die Schuhe ausgezogen und sich auf einen Wäschehaufen gelegt. Als man sie zur Rede stellte, hatte sie erklärt, sie mache nachmittags immer ein Nickerchen. Ein großes, dünnes Mädchen, das früher Lehrerin auf dem Land gewesen sein sollte, hatte einen Medizinstudenten im zweiten Semester ehrfurchtsvoll mit »Herr Professor« angesprochen. Die Schwestern machten sich einen Spaß daraus, den Studenten zu necken, indem sie sich vor ihm verbeugten und tiefe Knickse machten. Eine der Probeschwestern hatte es unternommen, Fräulein Cameron eine bessere Methode des Bettenmachens zu zeigen.
    »Haben wir uns eigentlich damals auch so unmöglich benommen?« fragte Susy verwundert.
    »Sicherlich«, gab Kit zurück. »Ich erinnere mich zum Beispiel an ein Mädel in unserer Klasse, das sich im Keller verirrte und von einem ritterlichen Hausarzt wieder auf den rechten Weg zurückgeführt werden mußte.«
    »Ach, laß das doch!« sagte Susy ein wenig verlegen.
    Kit zwinkerte mit den Augen, aber sie schwieg.
    Die Mädchen kamen gerade vom Frühstück und gingen zur Station. Zum erstenmal empfand Susy das Leben einer Krankenschwester als eingeengt. Durch jedes Fenster, an dem sie vorbeiging, bot sich ihr ein Ausblick auf grünen Rasen und knospende Ulmen, deren Zweige sich von einem zartblauen Himmel abhoben. Die Luft duftete frisch und süß. Es war Frühling geworden, aber die Arbeit auf den Stationen mußte wie immer gemacht werden.
    An der Tür zum Krankensaal kam Schwester Meredith ihnen aufgeregt entgegen. Ihre Hände flatterten.
    »Schwester van Dyke! Dr. Andersen hat Schlammbäder für Ihre
    Typhuspatientin angeordnet.«
    »Schlammbäder?« rief Kit. »Ich dachte, die würden nicht mehr gegeben.«
    »Im allgemeinen nicht. Aber Dr. Andersen hat es sich nun einmal in den

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