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Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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nur ihre Überzeugung, daß sie zwar gutwillige, aber nichtsnutzige Jungen waren, die man um der Klinik willen in guter Laune halten mußte. Als Susy eines Tages in den großen Saal der Klinik trat, überraschte sie Dr. Evan, den ältesten Chirurgen, einen würdigen und in der medizinischen Welt bekannten Mann, dabei, wie er etwas hinter dem Heizkörper versteckte. Er versuchte, ein möglichst unschuldiges Gesicht zu machen, als Nelli hinter Susy auftauchte.
    »Jetzt hab ich Sie endlich erwischt, Dr. Evan«, rief sie mit scharfer Stimme. »Geben Sie die Gummihandschuhe her.«
    Dr. Evan lachte. »Bitte, sie taugen sowieso nichts mehr.«
    »Und warum taugen sie nichts mehr? Sie können Gummihandschuhe doch nicht behandeln, als wären sie aus Gußeisen. Sehen Sie bloß, was Sie wieder angerichtet haben!«
    Sie hatte die Handschuhe hinter der Heizung vorgezogen und legte sie auf den Tisch. In dem rechten befand sich ein langer Riß. Nellis weiße Haare sträubten sich vor Empörung. Ihr Gesicht nahm einen strengen Ausdruck an.
    »Sie werden die Klinik in einen schlechten Ruf bringen mit Ihrer Hast und Ihrem ewigen Zerreißen. Was soll ich bloß mit Ihnen machen?«
    »Geben Sie mir ein neues Paar«, antwortete Dr. Evan.
    »Neues ... Man höre! Wie viele haben Sie heute schon verbraucht? Werden Sie mir die neuen unzerrissen zurückgeben?«
    »Ja, Nelli. Ich verspreche es Ihnen.«
    Als Nelli gegangen war, wandte sich Dr. Evan ein wenig verlegen zu Susy um. »Ach, was Nelli immer redet!«
    Susy lachte. »Ich finde, sie hat hier sehr viel zu sagen.«
    »Hm. Ja, Sie haben recht. Aber sie ist auch eine gute Seele, einer der besten Menschen, die ich kenne. Sie würde für jeden von uns ihr Leben hingeben.«
    »Ich weiß«, antwortete Susy ernst.
    Sie liebte Nelli. Der unerschrockene Geist in dem kleinen Körper machte mehr Eindruck auf sie, als sie selber wußte.
    Nelli war, ebenso wie Fräulein Cameron, ein Teil der gewaltigen Triebkraft des Krankenhauses. In ihrer Art war auch sie eine großartige Frau.
    Susy dachte an den Tag zurück, an dem sie das Krankenhaus zum erstenmal betreten hatte. Seitdem waren erst acht Monate vergangen. Aber schon jetzt erschien ihr die Susanne Barden von damals wie ein dummes kleines Mädchen, das ins Leben hinaustritt, als ginge es zum Tanz. Ein großes Krankenhaus ist wie ein Querschnitt durch das ganze Leben, dachte Susy. In dieser kurzen Zeit hatte sie sehr viel über die Menschen, über die Arbeit und über sich selbst gelernt. Wieviel würde sie erst wissen, wenn ihre Lehrzeit zu Ende war! Susy glaubte, ihr jetziges Leben wäre so wunderbar, weil sie sich in einem Krankenhaus befand. Sie wußte noch nicht, daß es in jedem Fall wunderbar ist, wenn man ein bestimmtes Ziel im Auge hat, daß sie das Gefühl befriedigte, zu wissen, wohin sie ging, und schon auf dem richtigen Weg zu sein, während die meisten Mädchen in ihrem Alter noch unentschlossen bald diesen, bald jenen Pfad versuchten. Sie fühlte nur dies: Glaube, Treue und Beharrlichkeit hatten Nelli so gemacht, wie sie eines Tages auch einmal sein wollte - natürlich in einem größeren Sinn, dachte sie in plötzlich aufglühendem Ehrgeiz. Ein solcher Gedanke wäre ihr vor acht Monaten auch noch nicht gekommen.
    Eines Mittags beobachtete Susy, wie Nelli die Instrumente mit zärtlicher Sorgfalt prüfte, bevor sie sie verwahrte. Es fiel ihr auf, daß die Alte jedes Instrument ganz dicht vor die Augen hielt.
    »Sind Sie kurzsichtig, Nelli?« fragte Susy. »Dann müßten Sie doch eine Brille tragen.«
    »Eine Brille!« rief Nelli aufgeregt. »Meine Augen sind tadellos. Niemals werde ich eine Brille tragen. Dreißig Jahre bin ich jetzt hier, und ich bin die einzige von dem alten Stamm, die keine Brille trägt. Sogar Grete von der Orthopädischen hat so ein Ding, und sie ist am selben Tag wie ich eingetreten.«
    Das ganze Ambulatorium wußte, daß Grete und Nelli schon jahrelang nicht miteinander sprachen. Nelli hatte einst, als sie noch jung und leichtsinnig gewesen war, für sechs Monate eine Stellung als Privatpflegerin bei einer reichen Dame angenommen. Viele Jahre später hatte Grete sie einmal deswegen geneckt und behauptet, daß sie, Grete, aus diesem Grund eine längere Dienstzeit im Krankenhaus vorzuweisen hätte als Nelli. Darüber war es zu einem heftigen Streit zwischen den beiden gekommen.
    Susy hütete sich, noch einmal etwas von einer Brille zu sagen, fuhr jedoch fort, Nelli zu beobachten.
    »Nelli scheint manchmal fast blind

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