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Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Telefonmädchen begrüßten sie herzlich. Die Inspektorin im Schulbüro schien erfreut, sie wieder zu sehen.
    Sie bekam ihr altes Zimmer und sollte sich am nächsten Morgen in der Unfallstation melden. Susy atmete tief. Sie war wieder in ihrer eigenen Welt.
    Connie traf ein paar Stunden später ein und stürzte aufgeregt in Susys Zimmer.
    »Ich habe das übernächste Zimmer«, rief sie, während sie Susy umarmte. »Ist das nicht herrlich?«
    Die beiden konnten kein Ende finden mit Erzählen und fielen sich oft gegenseitig ins Wort. Schließlich befahl das Läuten der Glocke um zehn Uhr unerbittliche Ruhe.
    Susy freute sich auf ihren Dienst in der Unfallstation. Nur in der Operationsabteilung ging es ebenso lebhaft zu wie hier. Tag und Nacht fuhren Krankenwagen vor dem Eingang vor. Sie kamen von Bahnhöfen, vom Fluß und aus den Armenvierteln. Sie brachten Opfer von Verkehrsunfällen, von Mordversuchen und Selbstmordversuchen, Schlägereien und Tumulten.
    Die Station bestand aus vielen kleinen, weiß getünchten Räumen, in denen die Verunglückten operiert und verbunden wurden oder ein paar Stunden ruhen konnten. Ein größerer Raum war für die Übernachtung von Patienten eingerichtet. Die Stationsschwester, ein schlankes, dunkelhaariges Mädchen, erzählte Susy, daß in der Unfallstation entweder so viele Patienten einträfen, daß man kaum mit allen fertig werden konnte, oder überhaupt keine. »Ein Unglück kommt eben selten allein«, meinte sie.
    Außer Susy war noch Franziska Manson auf der Station tätig. Sie erwies sich als tüchtige Kraft. Die Patienten behandelte sie zwar kurz angebunden und kühl, aber niemals richtig unfreundlich. Im übrigen verrichtete sie ihre Arbeit flink und geschickt.
    »Franziska würde sich niemals für jemand aufopfern«, sagte Susy zu Connie. »Ich verstehe nicht, warum sie ausgerechnet Krankenschwester geworden ist.«
    »Frage sie doch.«
    »Ja, das werde ich tun.«
    Bald darauf stellte sie Franziska die Frage so taktvoll wie möglich.
    Franziska zögerte ein wenig, ehe sie antwortete. »Sie werden mich nicht verstehen, weil Sie zu weich sind. Trotzdem will ich es Ihnen sagen. Ich kann Kranke nicht leiden, aber ich organisiere gern. Am liebsten möchte ich eines Tages eine große Organisation leiten - so wie das Rote Kreuz. Mich reizt nur eine Aufgabe mit Entwicklungsmöglichkeiten. Ich will Verhandlungen führen, Ausstattungen einkaufen oder Schwesternhäuser einrichten, aber nach Möglichkeit keinen Kranken zu Gesicht bekommen.«
    Franziska hatte also auch ihren Traum. Susy konnte nur nicht verstehen, daß jemand Patienten nicht leiden mochte. Sie fand alle ohne Ausnahme interessant - von der kleinen Millionärstochter, die von ihrem Pony gefallen war und sich ein Bein gebrochen hatte, bis zu der riesigen Negerin, die von ihrem Mann mit einer Lampe auf den Kopf geschlagen worden war.
    Die Menschen benahmen sich manchmal merkwürdig, fand Susy. Da war das junge Mädchen, das man bewußtlos ins Krankenhaus eingeliefert hatte - die Folge einer Meinungsverschiedenheit zwischen ihr und ihrer Schwester. Letztere hatte in der Hitze des Gefechts einen Klavierschemel nach ihr geworfen. Die Verletzte hatte drei Tage lang bewußtlos gelegen.
    »Warum haben Sie das Mädel nicht früher hergebracht?« fragte der diensttuende Arzt die Eltern.
    Sie machten verdutzte Gesichter. Darauf wären sie gar nicht gekommen, erklärten sie.
    Eines Morgens traf eine Frau mit einem gebrochenen Handgelenk ein, deren Körper voll blauer Flecke war. Ein großer, starker Mann begleitete sie. Er war sehr bedrückt und meinte, er müsse wohl angetrunken gewesen sein, sonst hätte er sie nicht so furchtbar zugerichtet.
    Der Assistenzarzt machte ihm Vorwürfe wegen seiner Rohheit, wurde jedoch bald von der Frau unterbrochen, die sich mit funkelnden Augen von ihrer Trage aufrichtete.
    »Was fällt Ihnen ein, so mit meinem Mann zu reden? Er kann mich schlagen, soviel er will. Bin ich nicht seine Frau? Lassen Sie ihn gefälligst in Ruhe!«
    Ein Junge von sechzehn Jahren mit einer schiefen Nase kam zur Unfallstation, um sich die Nase brechen und wieder geraderichten zu lassen. Sein Mädchen liebte ihn, könnte aber sein Gesicht nicht leiden, erklärte er allen Ernstes.
    An einem Spätnachmittag - das Licht der Lampen verlieh den weißen Wänden einen gelblichen Ton - standen Susy und Franziska müßig neben dem Schreibpult und unterhielten sich, denn es waren einmal ausnahmsweise keine Patienten auf der Station. Da

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