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Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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einfach nicht möglich! Operieren konnte niemals langweilig sein. Sie hatte sich doch so lange auf diese Arbeit gefreut.
    Wenn Susy abends zur Station zurückkehrte, nahmen die Patienten sie so sehr in Anspruch, daß sie den Operationssaal und die Schwierigkeiten mit Bill immer bald vergaß. Sie mußte Medizinen geben, müde Rücken stützen, das Abendessen verteilen. Dazu kam noch die Sorge um Anni Meyer, die dünne Probeschwester, mit der Susy vor einiger Zeit im Teezimmer von Haus Brewster gesprochen hatte.
    Anni Meyer machte seit kurzem auf Station 8 Dienst. Die anderen Schwestern wurden nicht recht klug aus ihr und schüttelten oft über ihr sonderbares Verhalten die Köpfe. Anni fuhr zusammen, wenn sie angesprochen wurde, hockte trübselig im Wäschezimmer oder huschte wie ein unruhiger Geist durch den Saal. Susy, die an allen Menschen Anteil nahm, begann sich ernsthafte Sorgen um sie zu machen. Sie forderte sie einige Male auf, ihr anzuvertrauen, was sie bedrückte. Aber ihre Bemühungen waren vergeblich. Anni schien Susy über alle Maßen zu verehren, starrte sie jedoch nur stumm an oder murmelte unzusammenhängende Antworten auf ihre freundlich gestellten Fragen.
    Erst durch einen Zufall kam die Ursache von Anni Meyers Nervosität schließlich ans Tageslicht. Eines Abends hatte Connie plötzlich Lust, Sahnebonbons zu kochen. Kit kaufte die notwendigen
    Sachen ein. Als sie zurückkehrte, gingen die drei Freundinnen in die kleine Küche von Haus Grafton, die jedoch zu ihrem Leidwesen bereits von anderen Schwestern, die denselben Gedanken gehabt hatten, mit Beschlag belegt war.
    »Laßt uns zum Haus Brewster gehen«, schlug Connie vor. »Vielleicht wird die Küche dort nicht benutzt.«
    Sie hatten Glück und fanden die Küche leer. Vergnügt machten sie sich ans Werk. Nachdem die Bonbonmasse eine Weile gekocht hatte, gossen sie etwas davon in eine Tasse mit kaltem Wasser und kosteten. Plötzlich wurde die gespannte Stille durch ein lautes Schluchzen unterbrochen. Sie drehten sich erstaunt um und spähten in das kleine Speisezimmer, das neben der Küche lag. Eine schmächtige Gestalt in blauer Tracht stand, den Rücken zu ihnen gekehrt, am Fenster.
    »Es ist Anni Meyer«, flüsterte Susy.
    Anni hatte die Mädchen in der Küche offenbar nicht bemerkt. Ihr schmaler Rücken sah zusammengesunken und wehrlos aus wie der eines Menschen, der sich allein glaubt. Ihre Schultern bebten.
    »Was fehlt Ihnen, Fräulein Meyer?« fragte Susy. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    Das Mädchen fuhr herum und machte einen kläglichen Versuch, unbekümmert zu erscheinen. Doch sogleich verschwand das schwache Lächeln wieder von ihrem Gesicht. »Ach, Fräulein Barden!« rief sie schluchzend. Dann sank sie auf den nächsten Stuhl, verbarg das Gesicht in den Händen und weinte laut.
    Susy lief zu ihr hin und legte die Hände auf ihre knochigen Schultern. Kit und Connie blieben an der Tür stehen.
    »Wollen Sie mir nicht sagen, was Sie quält?« fragte Susy. »Ich sehe doch schon lange, daß Sie etwas bedrückt. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    Die Probeschwester wollte aufstehen, aber Susy drückte sie auf den Stuhl zurück.
    »Ich wünschte - ich wäre tot!« jammerte das Mädchen. Und dann in steigender Erregung: »Ach, wäre ich doch niemals geb.«
    »Halt!« rief Susy energisch. »Nehmen Sie sich ein bißchen zusammen. So schlimm wird es schon nicht sein. Erzählen Sie mir jetzt, was Sie auf dem Herzen haben. Das wird Sie erleichtern.«
    Susys bestimmter Ton wirkte. Anni richtete sich auf und sah sie aus verweinten Augen an.
    »Ich wußte nicht, daß jemand hier war«, stammelte sie. »Es - es ist alles so furchtbar!« Wieder begann sie zu schluchzen, hörte jedoch sofort auf, als Susy sie ein wenig schüttelte. »Ich - ich habe noch niemals eine Sache ordentlich gemacht«, fuhr sie fort. »Ich - habe immer solche Angst und traue mir überhaupt nichts zu. Sogar Mutter sagt das. Aber ich - wollte doch so gern Krankenschwester werden. Wenn - wenn sie mich jetzt nach Hause schickt, nehme ich mir das Leben. Ich kann das einfach nicht ertragen.« Ihre Stimme wurde schrill.
    »Wer will Sie nach Hause schicken?« fragte Susy.
    »Fräulein Cameron.«
    »Fräulein Cameron! Was hat sie zu Ihnen gesagt?«
    Die Augen des Mädchens füllten sich von neuem mit Tränen. »Sie sagte - ich wäre eine Schande für die Schule. Sie sagte - ich sollte nach Hause zu meiner Mutter gehen. Mädchen, die nicht auf ihr Aussehen achteten, dürften

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