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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Hoffnungen zu wehren. »Wenn ich mir vorstelle, daß es wirklich wahr werden könnte .«
    »Es wird wahr werden - und damit basta!« Susy beobachtete ihn gespannt. Als das Feuer einmal hell aufflammte, sah sie ihn plötzlich näher an. »Hast du einen blauen Fleck unter dem Auge, Bill?«
    Er fuhr sich mit der Hand ins Gesicht. »Ach - sieht man es noch? Jemand hat neulich im Dunkeln mit Steinen geworfen, sein Ziel verfehlt und aus Versehen mich getroffen. Es hat nichts zu bedeuten.«
    Susy sprang auf und setzte sich auf die Lehne seines Sessels. Mit zarten Fingern strich sie über den blauen Fleck. War der Stein wirklich fehlgegangen? Je schneller ich nach Springdale komme, desto besser ist es, dachte sie.
    Bill lehnte den Kopf an ihre Schulter und schloß die Augen. Seine Lider zitterten vor Übermüdung, und während Susy noch mitleidig in sein Gesicht blickte, war er auch schon eingeschlafen. Sie rückte etwas weiter, damit er sich bequemer an sie lehnen konnte, und sah auf ihren Ring, der im Feuerschein funkelte. Ihre Lippen bebten ein wenig - aber nur kurz, dann formten sie sich zu einer geraden entschlossenen Linie.
    Als Frau Barden nach einer Stunde, durch mütterlichen Instinkt geweckt, leise nach unten kam, hatte Susy sich noch nicht von der Stelle gerührt.

 
     
Springdale
    Am Nachmittag des nächsten Tages fuhr Bill zurück, um seinen Umzug vorzubereiten. Nachdem er lange und fest geschlafen hatte, sah er bedeutend besser aus. Susy fühlte, daß die Beschäftigung mit praktischen Dingen ihn am ehesten von seinem Kummer ablenken würde, und versuchte nicht, ihn zu längerem Bleiben zu überreden. Ihre Eltern stimmten ihr darin bei. Bevor er abfuhr, wurde verabredet, daß Susy ihm am Montag folgen sollte, um aus dem Nichts eine Stellung hervorzuzaubern. Frau Barden wollte sie als Beschützerin und moralische Stütze begleiten. Weder sie noch ihr Mann glaubten, daß Susy ihr Ziel erreichen würde, hatten jedoch nichts dagegen, daß sie es wenigstens versuchte. Susy aber wollte nichts von einem Fehlschlag hören und war überzeugt, daß sie sich eine Stellung schaffen könnte. Wie sie das anstellen sollte, wußte sie allerdings noch nicht. »Ich muß erst einmal dort sein, dann werde ich schon weitersehen«, sagte sie zu ihrer Mutter.
    Unter anderen Umständen hätte Susy die Fahrt nach Springdale in vollen Zügen genossen. Sie hätte gespannt nach dem ersten Schimmer der Weißen Berge ausgeschaut. Sie hätte vor Entzücken aufge- schrien, als hinter einer Wegbiegung der Mount Washington auftauchte, dessen blendendweißer Gipfel in den kaltblauen Himmel hinaufragte, rings umgeben von zahllosen niedrigeren Bergspitzen, die sich in die Ferne zogen, so weit das Auge reichte. Heute beachtete sie die Berge kaum und übersah sogar ein Hundegespann, das nicht weit von der Straße entfernt in einer Wolke von Pulverschnee über ein Feld flog.
    Ihre Hände umklammerten das Steuerrad von Frau Bardens kleinem geschlossenem Wagen mit unbewußter Anspannung. Unter der winzigen Astrachankappe, die ihr verwegen auf einem Ohr saß, quollen die rotgoldenen Locken hervor. Ein wenig nach vorn gebeugt, die Wangen gerötet und die Augen unentwegt auf ein unsichtbares Ziel vor sich gerichtet, beachtete sie ihre Umgebung nicht. Frau Barden warf hin und wieder einen Seitenblick auf sie, sagte aber nichts. Sie wußte, daß Susy über ihr Problem nachgrübelte und daß sie ihr nicht helfen konnte, ohne Springdale zu kennen. Erst nachdem sie lange Zeit schweigend gefahren waren, meinte sie: »Ich glaube, diese Frau Cooney könnte dir in manchem nützlich sein. Sie scheint doch aus Springdale zu stammen.«
    »Ja. Mal sehen, wie sie ist. Ich muß vor allem etwas von den
    Menschen im Ort wissen.«
    Nachmittags näherten sie sich ihrem Ziel. Die Straße lief in Haarnadelkurven in ein tiefes Tal hinunter. Susys Herz schlug schneller. »Dort unten liegt Springdale«, sagte sie zu ihrer Mutter.
    »Ja, mein Kind. Es sieht hübsch aus, nicht wahr?«
    Durch das Tal wand sich ein Fluß, der aus einem in der Ferne schimmernden See entsprang. An seinen Ufern standen in gehörigen Abständen hübsche weiße Häuser mit anschließenden Scheunen. Kleine Steinbrücken spannten sich hier und dort über den Fluß, und auf dem Eis bildeten die kahlen Zweige von Weiden ein zartes Spitzenmuster. Ein Rathaus, eine Kirche und eine große Schule waren die einzigen öffentlichen Gebäude. Susy war erstaunt über die Größe des Schulhauses, bis sie ringsum auf

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