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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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den Berghängen verstreute Farmhäuser und in kleinen Seitentälern winzige Dörfchen entdeckte. Sie zählte fünf solcher Ortschaften und vermutete, daß in den Falten der Hügel noch mehr versteckt lagen. Kein Wunder, daß Bill sagte, hier gäbe es Arbeit für ein halbes Dutzend Ärzte. Aber dann mußte es auch Arbeit für Krankenschwestern geben. »Wenn Springdale auch nur ein Fünkchen Verstand hat, muß es mich mit einem Jubelschrei ans Herz drücken«, dachte Susy.
    Vor einer Tankstelle am Eingang des Ortes hielt sie an. Ein junger Mann im Overall kam gemächlich herbeigeschlendert. Susy öffnete das Fenster und erkundigte sich nach Gasthöfen.
    »Kahlschlag hat geöffnet«, antwortete er, während er Susy mit unverhohlener Bewunderung anstarrte. »Das Hotel liegt dort oben am Hang. Aber Bowkers ist näher, am anderen Ende des Ortes. Sie können es nicht verfehlen, wenn Sie geradeaus weiterfahren.«
    »Danke. Können Sie mir vielleicht auch sagen, wo Dr. Barry wohnt?«
    Der junge Mann zeigte auf einen Felsvorsprung hoch oben über dem Ort. »Dort steht sein Haus - aber er zieht aus.«
    »Danke«, sagte Susy noch einmal. Sie wollte gerade weiterfahren, als der Tankwart hinzufügte: »Der Doktor ist nicht daheim. Er ist vor einer Stunde fortgerufen worden und wird nicht so bald zurückkommen.«
    »Ob jemand im Hause ist?«
    »Ich denk schon. Sicher ist die Haushälterin da.«
    Susy fuhr los und lächelte ihrer Mutter zu. »Hier weiß jeder, was der andere tut.«
    »Nun ja, es ist eben ein kleiner Ort.«
    »Aber er ist wunderhübsch. Himmel, hast du schon jemals so viel
    Schnee gesehen?«
    Der Wagen kroch durch weiße Schluchten, die durch die Schneewehen der Hauptstraße geschnitten worden waren. Einige Männer waren dabei, den Schnee in Lastwagen zu schaufeln. Plötzlich rief Frau Barden: »Paß auf, Kind!«
    Aber die Warnung kam zu spät. Ein Vorderrad des Wagens fuhr über eine Schaufel, die jemand auf der Straße liegengelassen hatte. Der Stiel flog in die Höhe und schlug einem der Männer gegen die Handknöchel. Er schrie vor Schmerz auf und fluchte.
    Susy bremste erschrocken und stieg aus. »Entschuldigen Sie bitte! Ist es sehr schlimm?«
    Der junge Mann rieb sich die Hand. »Na, es hätte schlimmer sein können.«
    »Zeigen Sie die Hand mal her«, forderte sie den Jungen auf. »Ich bin Krankenschwester. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    Folgsam streckte er ihr die Hand hin und sah mit ernstem Gesicht auf sie hinunter. Die Handknöchel röteten sich und begannen anzuschwellen, aber gebrochen war nichts. Die Männer, die um den Lastwagen herumstanden, stützten sich auf ihre Schaufeln und sahen schweigend zu, wie Susy Schnee auf die Hand preßte.
    »Die Kälte wird es verhindern, daß die Hand noch mehr anschwillt«, sagte sie. »Es ist nicht weiter schlimm, aber - es tut mir sehr leid.«
    Die Augen in dem schmalen Gesicht des jungen Mannes zwinkerten ihr zu. Er hatte nette Augen, fand Susy. »Kein Grund zur Aufregung! Sollte mich nicht wundern, wenn ich’s überlebe.«
    Er sprach in dem Dialekt des Landes, der Susy von ihrer Kindheit her vertraut war. Unwillkürlich antwortete sie in dem gleichen Tonfall. »Das erwart ich auch beinah. Aber meine Schuld ist’s bestimmt nicht!«
    Nun mischte sich ein anderer Mann ein. »Ich dachte, Sie wären aus der Stadt? Kommen Sie vom Süden rauf?«
    Susy nickte. Dann wandte sie sich wieder ihrem Opfer zu. »Wie heißen Sie? Geben Sie mir bitte Bescheid, falls Ihre Hand schlimmer werden sollte. Ich wohne bei Bowkers.«
    »Ich heiß’ Ira Prouty. Sorgen Sie sich nicht um die Hand. Ich glaub, der Schreck wird sie kurieren.«
    »Sind Sie denn sehr erschrocken?«
    »Soll man keinen Schreck kriegen, wenn jemand aus dem Wagen steigt, um zu sehn, was er angerichtet hat?«
    Susy hatte einen Freund gewonnen. Froh stieg sie wieder ein und fuhr weiter. Sie sollte sich später einmal über den Zufall wundern, der sie gerade zu diesem bestimmten Zeitpunkt mit diesen Männern zusammengeführt hatte. Ihr sollte klarwerden, daß Bills Wirken als Arzt in Springdale höchstwahrscheinlich nach einem Jahr ein Ende gefunden hätte, wenn sie nicht über die Schaufel gefahren wäre. Aber im Augenblick tat sie den Zwischenfall als unwichtig ab.
    Bowkers Gasthof war klein, sauber und sehr gemütlich. Susy und ihre Mutter ließen sich ein Zimmer geben, stellten ihr Gepäck ab und fuhren zu Bills Haus hinauf.
    »Geh erst einmal hinein und sieh nach, ob jemand da ist«, sagte Frau Barden, als

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