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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Susy ausstieg. »Ich werde hier warten.«
    »Gut, Mammi.«
    Bisher war es Susy gelungen, alle trüben Gedanken an die verschobene Hochzeit zu unterdrücken; es hatte keinen Zweck, darüber zu klagen. Außerdem traf es Bill viel härter als sie. Und es war vor allem wichtig, aus den veränderten Verhältnissen zu machen, was sich irgend machen ließ. Aber jetzt, da Bills Haus vor ihr stand - das Haus, in dem sie zusammen hatten wohnen wollen - , fühlte sie plötzlich schmerzhaft, was sie verloren hatte.
    Das hübsche alte Haus lag ein wenig von der Straße zurück und war von hohen Ulmen umgeben. Es sah ansehnlich und würdevoll aus - ein Haus, auf das sie hätte stolz sein können. Hier wäre sie als junge Frau eingezogen, Bill strahlend an ihrer Seite. Hier hätten sie zusammen ihr Leben aufgebaut. Nun würden andere Menschen in diesem Haus wohnen, während sie und Bill — Susy kämpfte gegen die Tränen an, die ihr die Augen verschleierten, so daß sie kaum noch den Pfad erkennen konnte.
    »Du Dummkopf!« schalt sie sich selbst. »Mußt du ausgerechnet im ungeeignetsten Moment zu weinen anfangen?« Sie blieb einen Augenblick stehen und nahm verzweifelt bei ihrem Humor Zuflucht, um sich wieder in die Hand zu bekommen. »Das ist ja wie in einem rührseligen Kitschfilm! Die schöne Heldin schwankt tränenüber- strömt auf ihr verlorenes Heim zu und rutscht auf ihren zu Eis gefrorenen Tränen aus.«
    Sie lächelte schwach, ging entschlossen weiter und zog an der altmodischen Glocke. Sogleich ertönten drinnen Schritte, ohne Hast, aber bestimmt. Die Tür wurde geöffnet, und Susy stand einer Frau von etwa fünfzig Jahren mit einem freundlichen Gesicht und klugen grauen Augen gegenüber. Sie gefiel ihr auf den ersten Blick. »Frau Cooney?«
    »Ja, das bin ich. Und Sie sind Fräulein Barden, nicht wahr? Ich habe Sie erwartet.« Sie streckte Susy eine tüchtige, an Arbeit gewöhnte Hand entgegen. »Ist Ihre Mutter nicht mitgekommen?«
    »Sie ist draußen im Wagen.«
    »Aber Kind! Es ist kalt draußen; sie wird ja erfrieren!« Mit energischen Schritten ging sie zum Wagen. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Frau Barden«, hörte Susy sie sagen. »Kommen Sie ins Haus. Der Kaffee wartet schon. Vorsicht, daß Sie nicht ausrutschen! Es ist glatt hier.«
    Sie half Frau Barden aus dem Wagen und führte sie durch den Vorgarten. Susy faßte wieder Mut. Die Mutter hatte ganz recht gehabt, Frau Cooney würde ihr nützlich sein. Sie wollte sie um Rat fragen, sobald die Höflichkeit es gestattete.
    Frau Cooney bewirtete ihre Gäste in der Küche, denn alle Zimmer des Hauses befanden sich in einem heillosen Durcheinander und waren schon teilweise ausgeräumt. Susy sah sich in dem gemütlichen Raum um. Die von jahrelangem Gebrauch abgenutzte Einrichtung gehörte wahrscheinlich Frau Cooney. Bill könnte allenfalls noch die rotweiß karierte Tischdecke ausgesucht haben, aber auf keinen Fall hatte er den in grellen Farben schreienden Wandkalender oder die geschnitzte Wanduhr ins Haus gebracht - und den altertümlichen Schaukelstuhl neben dem Herd erst recht nicht. Auch die bunt bemalten Kaffeetassen stammten sicherlich aus Frau Cooneys Besitz.
    Susy hätte sie gern gefragt, ob man Bill wieder böse Streiche gespielt habe. Aber sie mochte die Mutter nicht beunruhigen und beschloß daher zu warten, bis sie mit Frau Cooney allein sprechen konnte.
    Frau Cooney bewegte sich hurtig zwischen Herd und Tisch hin und her, füllte die Kaffeetassen, schnitt mit sicherer, geübter Hand Brot ab, legte neues Holz auf das Herdfeuer und steckte schließlich die Lampe an. »Im Winter wird es hier schrecklich früh dunkel«, sagte sie. »Die Berge sind schön, aber sie nehmen uns auch viel Licht weg.«
    Susy stellte ihre Tasse hin. »Ich möchte gern einen Rat von Ihnen haben, Frau Cooney«, begann sie. »Meine Mutter meint, Sie könnten mir am ehesten helfen.«
    »Ob ich Ihnen helfen kann, weiß ich nicht, aber Ratschläge geb ich Ihnen gern. Darin bin ich flinker als ein Pferd im Trab.«
    Susy lachte. Dann begann sie lebhaft, ihre Pläne auseinanderzusetzen. Frau Cooney zog sich einen Stuhl an den Tisch, stützte ihre Arme auf die rot weiß karierte Tischdecke und hörte aufmerksam zu.
    Von Zeit zu Zeit tauschten die beiden älteren Frauen einen Blick, Frau Barden fragend und zweifelnd, Frau Cooney ruhig und ermunternd.
    Als Susy mit ihrem Bericht zu Ende war, streckte sie das Kinn vor und warf den Kopf mit den zerzausten roten Locken zurück. Ihre

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