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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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entdeckte, als wenn er zufällig zum Vorschein käme, was leicht passieren kann. Aber ich bin nicht mehr imstande, der Sache nachzugehen. Die Leute meiden mich ja, als ob ich die Pest hätte. Keiner will mit mir sprechen, keiner würde meine Fragen beantworten.« Er zögerte ein wenig. »Und dann noch etwas! Wegen Eliot kann ich nicht mehr lange ohne Einnahmen bleiben. Ich muß bald Geld für ihn verdienen. Natürlich könnte ich mir notfalls etwas borgen.«
    »Wie lange kannst du noch aushalten, ohne Schulden zu machen?«
    »Ungefähr einen Monat. Ich habe Eliot fast all mein Geld geschickt; damit wird er ein paar Monate auskommen. Aber ich muß schließlich auch leben. Und ich kann nichts unternehmen, weil alle gegen mich sind.«
    »Vielleicht könnte ich etwas unternehmen«, sagte Susy.
    »Wie meinst du das?«
    »Na, ich komme doch viel herum. Ich könnte Fragen stellen und vielleicht einen Anhaltspunkt finden. Dann sage ich es dir, und du ...«
    »Nein, das will ich nicht! Geh meinetwegen herum und stell Fragen. Vielleicht entdeckst du wirklich etwas, aber dann sollen auch alle wissen, daß du es entdeckt hast. Verstanden?«
    »Gewiß.«
    »Gut! Jetzt fahre ich heim, und du kannst endlich ins Bett gehen.« Er stand auf, küßte sie und ging.
    Susy ging aber noch lange nicht ins Bett. Sie blieb grübelnd neben dem alten Ofen im Wohnzimmer sitzen und schmiedete einen Plan.
     
Susanne Barden als Detektiv
    Es war nicht leicht für Susy, ihren Plan auszuführen. Infolge der Epidemie war sie so sehr mit Arbeit überlastet, daß sie nur selten Zeit fand, private Besuche zu machen. Die Typhuskranken, die nicht ins Krankenhaus geschickt worden waren, wohnten weit voneinander entfernt, und Susy hatte niemand, der ihr half. Zwar hatte sie den Angehörigen ihrer Patienten gezeigt, wie ein Kranker im Bett gebadet oder mit Alkohol abgerieben wird, wie man ihm den trockenen Mund anfeuchtet und ein Durchliegen verhindert. Aber da war noch vieles zu bedenken, zum Beispiel die Gefahr einer Darmperforation, das heißt eines Durchbruchs des Darms in die Bauchhöhle. Susy konnte nicht überall zur gleichen Zeit sein. Am liebsten hätte sie jeden Kranken täglich zweimal besucht, doch das war ganz unmöglich. Sie verbrachte viel Zeit damit, die Patienten in eiskalte, nasse Laken zu wickeln, um das Fieber herunterzudrücken. Sie mußte darauf achten, daß die Kranken richtig ernährt wurden, und gab Ratschläge für die Zubereitung der ihnen bekömmlichen Speisen. Anstatt die Kranken am selben Tag ein zweites Mal zu besuchen, konnte sie den Angehörigen nur immer wieder einschärfen, es umgehend zu melden, falls sie bei dem Kranken auch nur den geringsten Anfall von Übelkeit oder Schluckauf bemerkten oder er gar plötzlich einen scharfen Schmerz verspürte.
    »Der Schmerz würde scharf und kurz sein«, wiederholte sie immer wieder geduldig. »Geben Sie gut acht! Wenn der Kranke einen kurzen scharfen Schmerz verspürt, müssen Sie sofort Dr. Barry anrufen.« Dann fügte sie ein wenig bitter hinzu: »Falls Sie Dr. Barry nicht haben wollen, wird er jemand anders schicken.« Sie beunruhigte die Leute nicht gern. Perforationen kamen selten vor, und Unterleibsschmerzen sind bei Typhus nichts Ungewöhnliches. Aber sie mußte dafür sorgen, daß die Familie wachsam blieb. Wer es nicht gewohnt ist, Kranke zu pflegen, wird nach langen gleichförmigen Tagen und Nächten leicht unaufmerksam. Und wenn der Schmerz, der eine Perforation anzeigt, sich auch von gewöhnlichen krampfartigen Schmerzen unterscheidet, so kann er doch leicht unbeachtet bleiben, weil er so kurz anhält.
    Susys Wagen war vom frühen Morgen bis in die Dunkelheit hinein unterwegs; und jetzt im März wurden die Tage schon länger. Sie mußte ja auch noch bei Unfällen zur Stelle sein. Ein kleiner Junge, der beim Rodeln verunglückt war, hielt sie eines Tages so lange auf, daß sie erst spät am Abend zu ihren Typhuspatienten kam. Die Eltern des Jungen wollten durchaus nicht, daß Bill ihn behandelte, und Susy wagte ihn nicht zu verlassen, bevor Dr. Howard aufgefunden werden konnte. Ein Farmer fand eines Tages seinen Nachbarn, der ganz allein lebte, bewußtlos in der Scheune liegen. Er rief Bill zu Hilfe. Der Mann hatte eine schlimme Lungenentzündung und kam nun auch noch auf Susys Besuchsliste.
    Während dieser Zeit sah Susy sehr wenig von Marianna. Abends war sie immer so müde, daß sie sofort nach dem Essen ins Bett ging. Das junge Mädchen, das an den Lärm und die

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