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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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erwiderte Bill bitter.
    »Nicht doch! Werfen Sie nicht gleich die Flinte ins Korn! Sie haben immer noch Freunde. Der erste Gemeindevorsteher schwört auf Sie. Und der junge Prouty hat den Männern neulich in der Kneipe ordentlich die Meinung gesagt, wie ich hörte. Alle Patienten haben Sie ja auch nicht verloren.«
    Wirklich hielten einige Patienten treu zu Bill. Und in Harville ließ man nichts auf ihn kommen. Dort war zwar auch niemand an Typhus erkrankt. Aber selbst wenn das der Fall gewesen wäre, hätte sich nichts daran geändert.
    Bevor Dr. Vinal zurückfuhr, hatte er eine Anzahl von Patienten dazu überredet, sich telefonisch von Bill behandeln zu lassen. Susy vertrauten sie ja ohnedies. Dennoch schickte das Gesundheitsamt noch einen jungen Arzt, der das Wasser untersuchen sollte, denn die Leute wollten Bill nicht an ihre Brunnen heranlassen. Durch diese Halsstarrigkeit kam zutage, welch neuer Schrecken sie ergriffen hatte. »Wir dulden es nicht, daß Bazillenträger an unsere Brunnen gehen«, sagten sie. Sie glaubten also, daß Bill ein Bazillenträger sei.
    »Aber wie kommen Sie nur darauf?« rief Susy ratlos. »Woher wissen sie überhaupt von Bazillenträgern?«
    »Ich sagte dir ja schon - jemand bringt diese Gerüchte auf, um mich zu vernichten«, antwortete Bill. »Aber warum tut er das?«
    Susy wurde nachdenklich. »Erinnerst du dich an die berühmte Typhus-Mary, die sich für ein Opfer der Ärzte hielt? Sie glaubte, die Ärzte infizierten die Leute, um recht viel Geld verdienen zu können, und schoben ihr fälschlich die Schuld an den Erkrankungen zu.«
    »Ja, ich weiß. Hier könnte es ähnlich sein. Aber wer ist dieser Mensch, und wo steckt er?«
    Trotz Bills eifriger Nachforschungen blieb diese Frage vorläufig unbeantwortet. Zeitungsleute im ganzen Land, die eine Sensation witterten, schrieben über den Verdacht der Bevölkerung, daß Bill ein Bazillenträger sei. Dadurch spitzte sich die Situation immer mehr zu. Und als Dr. Vinal eine öffentliche Erklärung abgab, eine Widalun- tersuchung von Dr. Barry habe einwandfrei ergeben, daß er frei von Bazillen sei, glaubte ihm niemand. »Ärzte stecken immer unter einer
    Decke«, sagten die Leute.
    Eine staatliche Fürsorgeschwester traf ein, um Susy zu unterstützen. Frau Barden fragte besorgt an, was eigentlich los sei. Und Susy sehnte Kit herbei. Kit würde uns alle aufmuntern, dachte sie und erinnerte sich an die glücklichen Tage, als sie, Kit und Connie im Krankenhaus gearbeitet hatten und Bill noch ein sorgloser junger Assistenzarzt gewesen war, dem alle eine glänzende Zukunft voraussagten. Kit war schon während ihrer Lehrzeit eine erfahrene Pflegerin von Typhuskranken gewesen. »Warum ist sie bloß nicht hier, wo wir sie so nötig brauchen könnten!« sagte Susy bitter zu Marianna.
    Im ganzen waren in Springdale und Umgebung fünfundzwanzig Menschen an Typhus erkrankt. Nachdem zwei Wochen vergangen waren, ohne daß ein neuer Fall auftrat, beruhigten sich die Leute ein wenig, und die staatliche Krankenschwester fuhr wieder ab.
    »Trotzdem bin ich in Springdale erledigt«, sagte Bill eines Abends zu Susy. »Den Rest hat mir die verrückte Einbildung gegeben, ich sei ein Bazillenträger. Selbst dann wäre vielleicht noch nicht alles verloren gewesen, wenn sich nicht die Presse eingemischt hätte. Aber jetzt könnte ich hingehen, wo ich wollte - überall würden die Leute Angst vor mir haben. Vielleicht könnte ich noch woanders von vorn anfangen. Aber sowie auch nur ein einziger Typhusfall aufträte, würde die ganze Geschichte wieder aufgerührt werden.«
    »Was sollst du dann aber machen?« fragte Susy verzagt.
    »In Berufskreisen gilt mein Name noch ebensoviel wie früher. Ich könnte zur wissenschaftlichen Medizin überwechseln. Zwar hab ich niemals viel dafür übrig gehabt, aber vielleicht lerne ich auch diese Arbeit lieben.« Er gab sich Mühe, leichthin zu sprechen, doch seine Stimme klang kummervoll.
    Sie saßen in Annes Wohnzimmer, wie sie so oft gesessen hatten, Susy in ihren Lehnstuhl gekuschelt, Bill zu ihren Füßen. Sie war blaß; Bill sah elend und erschöpft aus.
    »Du mußt ins Bett, Susy.« Mitleidig blickte er in ihr müdes Gesicht. »Ich fahre jetzt nach Hause.«
    »Nein, geh bitte noch nicht! So furchtbar müde bin ich gar nicht. Sag mal, Bill - wenn sich der Bazillenträger fände, würde deine Stellung in Springdale doch gerettet sein, nicht wahr?« »Wahrscheinlich. Es wäre natürlich besser, wenn ich ihn selbst

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