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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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durchaus nicht will. Aber sie wollte es doch früher. Offenbar hat sie einen falschen Begriff von dem Beruf bekommen. Es ist das einzige Ziel, das sie jemals angestrebt hat. Wenn sie es endgültig aufgibt, wird sie bald unter die Räder kommen. Und das wäre schade, denn in Marianna steckt ein guter Kern.« Susy sah nachdenklich ins Feuer und fügte hinzu: »Hast du bemerkt, daß ich nicht in Ohnmacht gefallen oder in maßlose Wut geraten bin, als sie uns eröffnete, daß sie nicht Krankenschwester werden will?«
    »Es ist mir nicht entgangen. Das war sehr gescheit von dir, Susy. Je tragischer du die Sache nähmst, desto eigensinniger würde sie werden. Aber noch ist nicht alles verloren. Hör zu, ich habe eine Idee! Sobald ich mich in Winslow ein wenig eingearbeitet habe, kommst du eines Tages mit ihr herüber. Sie ist noch niemals in einem Krankenhaus gewesen. Vielleicht —«
    »Ja, das ist eine gute Idee!«
    Der Besuch des Krankenhauses verfehlte jedoch seinen Zweck. Vielleicht erriet Marianna, warum die Mädchen ihr die Anstalt so gründlich zeigten. Jedenfalls ging sie recht unbeteiligt durch die Krankensäle, betrachtete Kits hübsche Zimmer, ohne etwas dazu zu äußern, und musterte die adretten jungen Schwestern ein wenig von oben herab.
    »Sie kommen mir wie Soldaten vor«, sagte sie zu Susy. »Jeder kann ihnen was befehlen.«
    »Warum auch nicht?« entgegnete Susy freundlich. »Diejenigen, die ihnen Befehle geben, verstehen etwas von ihrer Sache. Die Schwestern lernen ja erst. Und die Arbeit ist sehr interessant.«
    »Hu! Betten machen und fremde Leute waschen!«
    Statt Marianna wurde Susy von dem Krankenhausbesuch berührt. Der Geruch von Seifenlauge und Antiseptika, das Quietschen der Gummisohlen auf den gekachelten Fußböden, der Anblick der sonnendurchfluteten Krankensäle mit den Reihen weißer Betten erweckte zu ihrer Überraschung eine Art Heimweh in ihr. Sehnsüchtig dachte sie an die Geschäftigkeit in einem Krankenhaus, die exakte Zusammenarbeit und das Gefühl, ein Glied einer wichtigen Organisation zu sein. In gewissem Sinne gab es dies alles auch in jedem andern Zweig der Krankenpflege. Aber augenblicklich arbeitete Susy allein, und das war eben etwas ganz anderes.
    »Wenn Bill doch ein Krankenhaus in Springdale hätte!« sagte sie auf dem Rückweg zu Marianna. »Das wäre wundervoll!«
    Marianna antwortete nichts. Das Schweigen war ihr allmählich zur Gewohnheit geworden.
    »Sie hat mir versprochen, bis Oktober zu bleiben«, sagte Susy bei Kits nächstem Besuch. »Und ihr Versprechen wird sie halten, wenn es ihr auch noch so sauer wird.«
    »Aber sie wird es sich selber so schwer wie möglich machen.«
    »Natürlich! Na, im Juni ist die Schule zu Ende. Dann kann ich eher was mit ihr anfangen.«
    »Vielleicht!« Kits Ton klang zweifelnd, aber Susy war recht zuversichtlich.
    In der Hoffnung, Mariannas Interesse an der Krankenpflege zu wecken, sprach sie jetzt daheim viel über ihre Arbeit. Eine einzelne Krankenschwester, sagte sie, könne in dieser leidenschaftlich individualistischen Gemeinde nicht viel mehr tun, als häusliche Krankenpflege zu lehren, bei Unfällen zu helfen und die Anweisungen des Arztes auszuführen. Notwendig aber sei vor allem Unterricht in Gesundheitspflege und Hygiene. Der staatliche Schwesternbund unterstütze sie zwar auf alle mögliche Weise. Er beliefere sie mit belehrenden Schriften über Gesundheitspflege, die sie verteile, biete ihr Rat und Hilfe durch seine Schwestern und lade sie zu Versammlungen ein. Aber mehr könne er ihr bei der Lösung ihres brennendsten Problems, die weitverstreute Bevölkerung ihres Bezirks genügend aufzuklären, auch nicht helfen.
    »Wenn wir unser eigenes Krankenhaus hätten, wäre vieles leichter«, meinte Bill.
    »Wieso?«
    »Na, die Leute hier würden es als >ihr< Krankenhaus betrachten. Es würde der Gemeinde eine gewisse Bedeutung verleihen, und sie würden ebenso stolz darauf sein wie auf ihre Schule. Natürlich wäre es nur ein winziges medizinisches Zentrum, aber es wäre das ihre. Sie würden zu ihrer Fürsorgeanstalt kommen - anfangs aus Neugier und Lokalpatriotismus, dann, weil sie davon profitierten. Sieh dir die Frauen mit ihrem Farmklub an! Sie haben ihn gegründet und gehen auch hin. Wie begeistert würden sie erst sein, wenn sie ein Krankenhaus mit einer Entbindungsstation hätten!«
    »Mag sein«, antwortete Susy. »Aber vorläufig haben wir noch kein Krankenhaus, und ich muß fünf Dörfer betreuen. Nur in

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