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Susanne Barden 05 - Jung verheiratet

Susanne Barden 05 - Jung verheiratet

Titel: Susanne Barden 05 - Jung verheiratet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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nicht in den Sinn zu kommen, daß sie Mut bewiesen hatte. Sie hatte einfach getan, was getan werden mußte. »In dem Augenblick, als ich ins Zimmer trat, kletterte Joan gerade durchs Fenster. Sie war gar nicht besonders erschrocken, sondern sagte ganz ruhig, der letzte Bus sei ihr vor der Nase davongefahren, und sie hätte daher zu Fuß gehen müssen.«
    »Warum hat sie nicht telefoniert?«
    »Das hab’ ich sie auch gefragt. Sie sagte, daß schon alle Lokale geschlossen gewesen seien.«
    »Das mag stimmen. Aber sie braucht doch nur knapp drei Viertelstunden von Springdale bis hier herauf und nicht anderthalb Stunden.«
    »Sehr richtig. Das hab’ ich ihr auch entgegnet. Sie behauptete, sie habe nur langsam gehen können, weil ihre Absätze so hoch seien. Und sie waren wirklich sehr hoch.«
    »Hatte sie Ausgeherlaubnis?«
    »Ja. Ich fragte sie, warum sie nicht einfach zu mir gekommen sei. Darauf sagte sie, daran hätte sie leider nicht gedacht. Solche Mädchen eignen sich nicht als Krankenschwester, Susy. Sie sollten .«
    »Unsinn, Willi! Joan Dittmar ist eine unserer besten Schülerinnen. Mädchen in ihrem Alter machen oft dumme Streiche.«
    »Ich habe so etwas nie getan.«
    »Aber ich!«
    »Sie?«
    »Ja. Erinnern Sie sich daran, wie eine unserer Inspektorinnen eines Nachts das ganze Schwesternhaus aufweckte, weil ein Schaukelstuhl in ihrem Zimmer ganz von selbst zu schaukeln begonnen hatte?«
    »Ja. Aber was hat das .«
    »Ich lag unter ihrem Bett und hab’ den Stuhl geschaukelt. Kit, Con- nie und ich waren in der Stadt gewesen und hatten uns verspätet. Da kletterte ich durch ein offenes Fenster. Aber plötzlich kam die Inspektorin herein, und ich mußte mich unter dem Bett verstecken. Was sollte ich machen? Ich schaukelte den Stuhl, und sie lief kreischend davon. Dann schlüpfte ich aus dem Zimmer und ließ die andern beiden ins Haus. Haben Sie Joan Dittmar gesagt, daß sie sich bei mir melden soll?«
    »Natürlich! Aber Susy, ich hätte niemals gedacht, daß Sie ...«
    »Toll, nicht wahr? Ich hab’ eben verbrecherische Anlagen. Also, was war heute nacht sonst noch los?«
    Im übrigen ist die Nacht ruhig gewesen. Nur gegen Morgen ist ein betrunkener Mann mit einem gebrochenen Knöchel eingeliefert worden. Er gehörte zu einer Gruppe von Arbeitern, die von elf bis vier auf der Straße nach Springdale die Spuren eines kleinen Erdrutsches beseitigt hatten. Er erzählte lallend, daß er von einem herabfallenden Felsbrocken getroffen worden sei.
    Endlich konnte Susy frühstücken. Sie trank eilig eine Tasse Kaffee und kehrte dann in ihr Büro zurück. Um halb acht erschien Joan Dittmar. Sie sah sehr hübsch aus. Ihr schmales Gesicht war blaß; aber nervös oder ängstlich schien sie nicht im mindesten zu sein. Ruhig setzte sie sich auf den angebotenen Stuhl und sah Susy kühl an.
    »Wollen Sie mir bitte erklären, warum Sie in der vergangenen Nacht durchs Fenster geklettert sind, Fräulein Dittmar?«
    »Ach, es war ein plötzlicher Einfall von mir, Frau Barry. Ich sehe ein, daß ich es nicht hätte tun sollen.«
    »Hoffentlich geben Sie in Zukunft nicht Ihren Einfallen nach, sondern halten sich an die Vorschriften!«
    »Entschuldigen Sie bitte meine Unüberlegtheit!« sagte Joan. »Ich hatte den letzten Bus versäumt und mußte daher zu Fuß nach Hause gehen. Es war sehr dunkel. Ich hatte nur leichte Schuhe mit hohen Absätzen an und kam nur langsam vorwärts. Als ich schließlich hier oben anlangte, war ich furchtbar müde und dachte nur noch an mein Bett. Ich ging direkt zum Edgett-Heim, ohne zu bedenken, wie spät es war. Als ich die Tür verschlossen fand, wollte ich nicht noch einmal umkehren und Fräulein Wilmont wecken. Da sah ich das offene Fenster und kletterte hinein.«
    Obwohl die Geschichte glaubwürdig klang, glaubte Susy kein
    Wort davon; sie war allzu glatt erzählt und wahrscheinlich von A bis Z erlogen. Aber das konnte sie Joan leider nicht beweisen. Ihr blieb nichts weiter übrig, als der Übeltäterin einen Verweis zu erteilen und sie zu warnen. Dabei wußte sie genau, daß Joan es immer schlimmer treiben würde, wenn sie mit ihrer Lüge durchkam.
    »Sollten Sie sich wieder einmal verspäten, so rufen Sie bitte das Krankenhaus an - selbst wenn Sie in Springdale jemanden herausklopfen müssen. Dann wird man Sie abholen. Ich wünsche nicht, daß die Schülerinnen nach Dunkelwerden allein die Straße hinaufgehen. Es ist gefährlich.« Susy dachte an Erdrutsche und Steinschlag, als sie das sagte. Doch

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