Susanne Barden 05 - Jung verheiratet
sicher! Fahr nach Haus und leg dich ins Bett! Sei ein braver Junge!«
Bill zuckte die Achseln und fuhr weiter. »Mußt nicht widerspenstig sein«, hörten sie den Mann noch sagen. »Das ist ungezogen.«
Susy war besorgt. »Hätten wir nicht etwas unternehmen müssen, Bill? Der Mann war doch betrunken.«
»Was sollten wir denn unternehmen? Immerhin hatte er so viel Vernunft, anzuhalten und zu warten, bis sein Kopf wieder klar ist.«
»Ob noch jemand im Wagen war?«
»Das konnte ich nicht sehen.«
»Hm. Wo befinden wir uns eigentlich?«
»Ich weiß nicht recht. Mach mal das Fenster auf.«
Susy öffnete das Fenster und spähte hinaus. Anfangs konnte sie überhaupt nichts sehen. Doch dann entdeckte sie unterhalb der Straße einen schwachen Lichtschein. »Das Krankenhaus!« rief sie erleichtert. »Jetzt haben wir nur noch zwei Kurven vor uns.«
»Hast du die Taschenlampe bereit?«
»Ja.«
Ohne Schwierigkeiten kamen sie um die beiden Kurven herum.
»Puh!« machte Bill, als der Wagen endlich in der Garage stand. »Mein Bedarf an Nebel ist einstweilen gedeckt.«
»Meiner auch.«
Susy hatte Bill noch nichts von ihrer Idee erzählt, vornehmlich ländliche Fürsorgeschwestern in ihrer Schule auszubilden. Sie wollte die Sache erst einmal gründlich durchdenken und vor allen Dingen überschlafen. Als sie in ihrem Zimmer das Fenster öffnete und ihr der feuchte Atem des Nebels entgegenschlug, fiel ihr wieder der gelbe Sportwagen auf der Straße auf. Schaudernd dachte sie an die lallende Stimme des Mannes. Bill war niemals betrunken. Seine Stimme klang stets fest und klar. »Wie glücklich ich doch bin!« sagte sie sich, während sie zum Bett ging. Plötzlich blieb sie lauschend stehen. Im Nebenzimmer klingelte Bills Telefon. Sie hörte, wie er mit jemandem sprach und erriet aus seinem ruhigen Ton, daß er nicht aufzustehen brauchte.
Ein paar Stunden später wurde sie durch ihr eigenes Telefon aus dem Schlaf geschreckt. Im Dunkeln griff sie nach dem Hörer. »Hallo?«
»Tut mir leid, daß ich Sie wecken muß, Susy, aber ...« »Was ist denn, Willi?«
»Alice Bolton ist noch nicht nach Haus gekommen. Ich fürchte, es ist ein Unglück geschehen.«
»Wo sind Sie?«
»Im Edgett-Heim.«
»Ich komme sofort!« Susy knipste das Licht an und sprang aus dem Bett. Es war zehn Minuten nach drei. In fliegender Hast zog sie sich an und lief ein paar Minuten später die Stufen zum Edgett-Heim hinauf.
Luise erwartete sie schon an der Tür. »Joan Dittmar wird Ihnen alles erzählen.«
»Joan Dittmar?«
»Sie hat mich gerufen.«
Joan wartete, mit einem Morgenrock bekleidet, im Wohnzimmer. Ihr Gesicht war schneeweiß.
»Was ist los, Fräulein Dittmar?«
»Alice hatte heute abend eine Verabredung, Frau Barry. Sie schläft in dem Zimmer neben mir. Ich - konnte nicht einschlafen und wartete auf ihre Rückkehr. Aber es wurde immer später, und sie kam nicht. Ihr muß etwas passiert sein.«
»Wissen Sie, wohin Alice gehen wollte?«
»Nein.«
»Mit wem war sie verabredet?«
»Mit Donald Maley, einem der beiden Skilehrer, die am Erntedanktag hier waren. Es muß ihr etwas zugestoßen sein, Frau Barry. Alice ist kein Mensch, der gegen Vorschriften verstößt, jedenfalls nicht aus eigenem Antrieb.«
Susy nickte. »Ich werde das Hotel Kahlschlag anrufen.«
Es dauerte ziemlich lange, bis sich der Hotelportier meldete. Der Skilehrer Donald Maley? Ja, er war gegen zwölf nach Hause gekommen.
»Könnte ich ihn sprechen? Es ist dringend.«
»Gewiß.«
Wieder mußte Susy eine Weile warten. Dann brummte eine verschlafene Stimme: »Hallo?«
»Herr Maley, hier ist das Krankenhaus von Springdale. Ich höre soeben, daß Fräulein Bolton heute abend mit Ihnen ausgegangen ist. Sie ist noch nicht zurückgekehrt. Können Sie uns sagen, wo sie sich befindet?«
»Wie soll ich das wissen? Das widerspenstige Ding war unartig und lief fort.«
»Wo ist das gewesen?«
»Keine Ahnung!« Damit hängte er ab.
Susy überlegte. Widerspenstig? Unartig? Ja, es waren dieselben Worte, dieselbe Stimme!
»Fräulein Dittmar, wie sieht der Wagen von Herrn Maley aus?«
»Es ist ein gelber Sportwagen.«
Susy wandte sich zu Luise. »Herr Maley ist im Hotel. Alice ist ihm davongelaufen. Wo das gewesen ist, weiß er nicht. Aber ich weiß es!«
Joan streckte zitternd die Hände nach Susy aus. »Wo ist es gewesen?«
»Auf der oberen Straße, nicht sehr weit von hier entfernt. Aber der Nebel ist wie eine Mauer. Und dicht neben der Straße geht es steil in die
Weitere Kostenlose Bücher