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Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Titel: Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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angegriffen. Und wäre sie nicht gekommen, dann hätte einer von den andern es getan. So ist es immer! Immer!«
    »Unsinn!« entgegnete Susy. Sie hätte gern noch mehr gesagt. Aber sie waren vor Haus Irwin angelangt, und die Kinder waren müde von Sonne, Wasser und frischer Luft.
    Als Karla ausstieg, sagte sie schüchtern: »Darf ich trotzdem - weiter zu Ihnen kommen?«
    »Aber natürlich, Karla!«
    Zu Hause überließ Susy die Kinder der getreuen Anne, ging ins Wohnzimmer und sank erschöpft in einen Sessel. Bill lag auf der Couch, rauchte eine Pfeife und las die Zeitung. »Na, wie war’s?« fragte er.
    »Es war entsetzlich!« Susy schilderte ihm den Verlauf des Nachmittags.
    Bill nickte. »Das habe ich erwartet.«
    »Warum hast du das nicht früher gesagt?« rief Susy vorwurfsvoll.
    Er zuckte die Achseln. »Ich hätte mich ja auch täuschen können. Schließlich kennst du Karla besser als ich.«
    »Aber warum hast du erwartet, daß es schiefgehen wird?«
    »Weil du statt der Ursache die Symptome der Krankheit bekämpfen wolltest. Karla bildet sich ein, daß ihre Mutter sich nur als Modell für sie interessiert, und glaubt, ihr Aussehen sei schuld daran. Sie ist so sehr von dieser fixen Idee besessen, daß sie nun auch allen anderen Menschen mißtraut - besonders natürlich jungen Menschen in ihrem Alter, die viel auf das Äußere geben und ohne Zurückhaltung darüber sprechen.«
    »Aber —«
    »Glaub mir, Susy, Karla wird immer das Gefühl haben, daß die Leute nur ihr Gesicht sehen. Das wirst du ihr nicht ausreden können.«
    »Was ist denn deiner Meinung nach zu tun?«
    »Bring eine Verständigung zwischen ihr und ihrer Mutter zustande, wenn du kannst. Sobald Karla fühlt, daß ihre Mutter sie liebt, wird dieser ganze Spuk um ihr Aussehen verschwinden.«
    »Aber wie soll ich das machen? Ich habe ja noch kein Wort mit
    Frau Stuart gesprochen.«
    Bill lachte. »Wie du das machen sollst, weiß ich nicht. Ich bin hier Theoretiker. In der Praxis bist du geschickter als ich.«

 
     
Bettina läuft davon
    Eines Morgens wollte Bettina ihr Frühstück nicht essen. Der Grund war nicht etwa Appetitlosigkeit. Darüber hätte man hinweggehen können, denn der Appetit von Kindern wechselt. Kein Kind verhungert, wenn es einmal eine Mahlzeit ausläßt. Aber Bettina war durchaus nicht passiv, sondern widerborstig und schlecht gelaunt. Sie sah das von Sonne durchflutete Eßzimmer mit dem hübsch gedeckten Tisch und mit der ganzen Familie drum herum in einem dicken grauen Nebel. Weder das gütige Gesicht der Mutter noch der gesunde Appetit der Zwillinge vermochten ihren trüben Sinn aufzuhellen.
    »Iß deine Haferflocken, Tina«, sagte Bill ruhig.
    »Ich will keine Haferflocken!« mäkelte Bettina.
    »Möchtest du ein Ei essen?« fragte Susy.
    »Nein, danke! Ich will auch keine Milch - und auch keinen Orangensaft.«
    »Wenn du nichts essen möchtest, gehst du wohl am besten in dein Zimmer«, sagte Bill.
    »Ich will nicht, ich will nicht —«
    »Nun ist’s aber genug!« rief Susy streng. »Entweder du ißt dein Frühstück, oder du bist still.«
    Bettina sagte nichts mehr, bot jedoch einen erbarmungswürdigen Anblick. Mit vorgeschobener Unterlippe hockte sie zusammengesunken auf ihrem Stuhl und starrte mißmutig vor sich hin.
    Als Bill sich später von Susy verabschiedete, sagte er: »O je, das wird ein schlimmer Tag! Ich möchte nicht in deiner Haut stecken.«
    »Ja, die Männer haben es gut. Du gehst in dein schönes friedliches Krankenhaus und überläßt mich Tinas Launen. Ich hoffe nur, daß sich einmal etwas Gutes aus ihrem Temperament entwickelt. Du mußt ein gräßliches Kind gewesen sein, Bill. Von mir hat sie das nicht.«
    »Wahrscheinlich!« sagte Bill lachend und küßte sie. Als sie ins Haus zurückkehrte, bauten die Zwillinge ein Gehege für eine mottenzerfressene Robbe, die sie mit beharrlicher Verachtung für Phantasienamen »Robbie« nannten. Bettina hockte wie ein Unglückshäufchen auf den Stufen der Hintertür.
    »Warum gehst du nicht in den Garten und schaukelst?« rief Susy ihr zu.
    »Ich hab’ keine Lust zu schaukeln.«
    »Möchtest du Maxi etwas zu fressen bringen?«
    »Nein.«
    »Willst du Anne beim Pastetenbacken helfen?«
    »Nein.«
    »Was möchtest du denn gern tun?«
    Bettinas Gesicht hellte sich auf. »Ich möchte meine Kleider in der Waschmaschine waschen.«
    »Aber das geht nicht!« entgegnete Susy verzweifelt.
    »Warum nicht?«
    »Du könntest dich verletzen. Sogar Erwachsene klemmen sich in

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