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Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Titel: Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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der Waschmaschine die Finger ein, wenn sie nicht damit umzugehen verstehen.«
    Bettina brach in Tränen aus. »Ich darf nie tun, was mir Spaß macht«, schluchzte sie. »Nie bekomme ich, was ich mir wünsche! Ich laufe davon und komme nie wieder zurück.« Wütend stand sie auf und lief die Treppe hinauf.
    »Tina nimmt jeden Kummer so schrecklich schwer«, sagte Susy zu Anne. »Wenn ich nur wüßte, was ihr eigentlich fehlt! Mit der Schule kann es nichts zu tun haben. Sie hat ja Ferien.«
    »Vielleicht ist gerade das ihr Kummer«, meinte Anne. »Tina langweilt sich. Ich hab’ auch als Kind solche Zeiten gehabt. In dem Augenblick, wo ich spielen durfte, was ich wollte, wußte ich nicht mehr, was ich mit mir anfangen sollte. Wenn Tina schon besser lesen könnte, würde sie sich vielleicht ein Buch vornehmen.«
    »Ich glaube, du hast recht. Nun, ich werde sie erst mal eine Weile allein lassen, damit sie sich beruhigt. Und dann werde ich etwas Nettes mit ihr unternehmen. Wir könnten zum Beispiel einen Ausflug zum Echosee oder zum Verlorenen Fluß machen. Eigentlich wollte ich ja heute die Tapete im Fremdenzimmer abreißen, aber das kann ich ebensogut ein andermal machen.«
    »Du bist eine gute Mutter, Susy. Die meisten Frauen würden sich nicht lange mit den Launen einer Sechsjährigen aufhalten.«
    Susy lachte. »Mag sein, daß Tina grundlos jammert, aber sie jammert doch! Ich kann mich unmöglich mit alten Tapeten abgeben, wenn mein Kind unglücklich ist - wie albern auch der Grund sein mag.«
    »Das meine ich ja —« Anne brach ab und sah aus dem Küchenfenster. »Sieh da, Tina scheint sich selber helfen zu wollen.«
    Susy drehte sich rasch um und sah Bettina mit fliegenden Zöpfen den Pfad am Fuß der Bergwiese entlanglaufen. Mitleidig folgte sie ihr mit den Augen. »Mein gutes Dummerchen läuft wirklich davon - und noch dazu voller Wut!«
    »Laß sie ihre Wut nur austoben; das ist das beste.«
    »Ja. Doch will ich ihr lieber nachgehen und aufpassen, daß ihr nichts passiert.«
    Susy wartete noch ein wenig und ging dann hinter Bettina her, die wild entschlossen zu sein schien, sich ihren eigenen Weg durch die böse Welt zu bahnen. Noch kein einziges Mal war sie stehengeblieben, um Blumen zu pflücken oder Grashüpfer zu fangen. Aber allmählich begann sie langsamer zu gehen. Susy hielt sich hinter Ahornbäumen verborgen, die am Rand der Wiese standen. Sie hoffte, daß Bettina bald, durch ihr Abenteuer verwandelt, nach Hause zurückkehren, ihren grausamen Eltern vergeben und den Rest des Tages zufrieden verbringen würde.
    Wirklich schien die kleine Ausreißerin sich schon etwas beruhigt zu haben. Sie fing an, Gänseblümchen zu pflücken, und als sie einen dicken Strauß beisammen hatte, sah sie sich suchend um. Anscheinend wollte sie sich irgendwo hinsetzen und einen Kranz flechten - eine Kunst, die sie erst kürzlich erlernt hatte. Schon wollte Susy zum Haus zurückkehren, da legte das Kind plötzlich die Blumen ins Gras und lief weiter.
    Der Pfad führte durch ein Zedernwäldchen zu einem Feld hinter Mona Stuarts Atelier, dessen Dach bereits zu sehen war, schlängelte sich dann durch ein Gewirr von Wacholderbüschen und Farnen, überquerte einen Bach und endete schließlich auf der Autostraße. Susy glaubte, daß Bettina nicht über den Bach hinausgehen, sondern am Wasser verweilen werde, und beeilte sich daher nicht, obwohl Bettina bald in dem Zedernwäldchen verschwand. Die Sonne brannte heiß auf ihre Schultern, und sie war froh, als sie ebenfalls in den Schatten der Bäume trat. Weit vor sich sah sie Bettina schon auf dem Feld hinter Mona Stuarts Atelier. Anstatt aber dem Pfad weiter zu folgen, bog sie plötzlich ab und ging auf die offene Ateliertür zu.
    Erschrocken begann Susy zu laufen. Sie wollte Bettina nicht gern rufen und hoffte, sie noch zu erreichen, ehe sie das Heiligtum der Malerin betrat. Aber es war schon zu spät. Sie erlebte es nicht mit, wie ihre Tochter eine der berühmtesten Künstlerinnen Amerikas kennenlernte.
    Das Atelier war leer. Erstaunt sah sich Bettina in dem großen hellen Raum um, an dessen Wänden viele Bilder standen. Dann erblickte sie das Bild auf der Staffelei. Es stellte eine blühende Wiese im
    Sonnenschein dar. Die lichten Farben funkelten in einer fast überirdischen Leuchtkraft.
    Bettina starrte hingerissen auf das Bild, als Mona Stuart hereinkam. »Was machst du denn hier, Kleine?« fragte sie.
    »Ich bin von zu Hause weggelaufen«, antwortete Bettina, die Augen

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