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Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Titel: Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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er früher war?«
    Susy hatte ganz vergessen, daß die Kinder am Tisch saßen. Plötzlich fragte Jonny: »Was ist ein Ölgötze, Mammi?«
    Bill verschwand hinter seiner Serviette.
    »Frag deinen Vater«, antwortete Susy hinterlistig.
    »Was ist ein Ölgötze, Pa?«
    Bill warf Susy einen drohenden Blick zu, räusperte sich und sagte: »Ein Ölgötze? Weißt du, das ist - so nennt man jemand, der sich nicht besonders wohl fühlt.«
    »So leicht kommst du nicht davon!« murmelte Susy.
    Sie hatte recht, denn sogleich fragte Bettina: »Wieso denn, Pa? War Onkel Elias krank?«
    »Ja - ein wenig. Aber du darfst nicht zu ihm darüber sprechen. Er mag das nicht.«
    »Was fehlte ihm denn?«
    Nach kurzem Überlegen sagte Bill schnell: »Megalomanie infolge exzessiver lokaler Prominenz.«
    »Ach!« Bettina schwieg betroffen.
    Bill stand auf. »Mich legst du nicht so leicht rein!« flüsterte er Susy zu, die sich nur mit Mühe das Lachen verbeißen konnte. Als er fort war, lief sie nach oben und zog ihre blaue Tracht an. Bettina sah ihr bewundernd und ehrfurchtsvoll zu.
    »Was sollen wir nur ohne dich anfangen, Mammi?« fragte sie bekümmert. »Es ist schrecklich, wenn du nicht da bist.«
    »Ich muß aber gehen, Tina. Gewiß kommt Karla später herüber.«
    »Aber ich bin nicht gern zu Hause, wenn du fort bist.«
    »Dann geh mit den Jungen zu den Bonneys. Dort seid ihr ja immer so gern. Vielleicht kommt Karla mit.«
    »Ach ja!« rief Bettina, schnell getröstet. »Ob Margret mich wohl das Baby halten läßt? Warum haben wir eigentlich kein Baby, Mammi? Ich würde den ganzen Tag auf es aufpassen.«
    Susy umarmte sie lächelnd. Dann sah sie nach, ob ihre Schwesterntasche alles enthielt, was sie brauchte, sagte Anne, daß die Kinder zu den Bonneys gehen sollten, küßte die drei betrübten Gesichter und ging, von Maxi gefolgt, aus dem Haus.
    Gerade hatte sie den Wagen aus dem Schuppen gefahren, da sah sie Mona Stuart in ihrem weißen Malerkittel auf sich zukommen. Was wollte die Künstlerin von ihr - und noch dazu so früh am Morgen?
    Mona Stuart steckte den Kopf durch das offene Wagenfenster und sagte ohne jede Einleitung: »Ich möchte gern mit Ihnen über Karla sprechen, Frau Barry. Wenn Sie jetzt keine Zeit haben, komme ich ein andermal wieder.«
    Susy erklärte, daß sie die Gemeindeschwester vertrete und zum Krankenhaus fahren müsse, um ein Medikament zu holen. »Wollen Sie mitkommen? Ich bringe Sie dann nachher wieder zurück.«
    »Ja, vielen Dank!« Mona Stuart stieg ohne Umstände in den Wagen und nahm schweigend neben Susy Platz. Erst als sie auf der Straße waren und talwärts fuhren, begann sie: »Ihr kleines Mädchen hat gestern Dinge zu mir gesagt, die mir eine schlaflose Nacht bereitet haben. Sie behauptete, daß Karla unglücklich sei, und daß ich schuld daran hätte. Sind Sie auch dieser Meinung?«
    Susy versuchte nicht, taktvoll auszuweichen. Die offene Frage der Künstlerin verlangte eine offene Antwort. »Karla ist nicht im eigentlichen Sinne des Wortes unglücklich, Frau Stuart. Sie ist nur unsicher und leidet unter falschen Vorstellungen.«
    »Ist es ernst?«
    »Ja.«
    »Bind ich schuld daran?«
    Susy zögerte mit der Antwort, da sie ja bisher nur eine Seite gehört hatte. »Leider weiß ich nicht genug, um diese Frage beantworten zu können.«
    »Aber was ist denn eigentlich los?«
    »Karla ist von der Einbildung besessen, daß ihre Schönheit eine Scheidewand zwischen ihr und der übrigen Welt sei«, antwortete Susy nach gründlichem Überlegen, da sie wohl wußte, wie verantwortungsvoll und gefährlich es ist, sich mit den Angelegenheiten anderer Menschen abzugeben. »Sie glaubt, alle Leute interessierten sich nur für ihr Äußeres und nicht für ihr Wesen. Mein Mann meint, die Ursache dafür liege in dem Gefühl, nichts für ihre Mutter zu bedeuten, von Ihnen nicht geliebt zu werden.«
    Mona Stuart schwieg eine Weile. Dann sagte sie rauh: »Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie nicht lange wie die Katze um den heißen Brei ’rumgegangen sind. Ich liebe Karla, und sie bedeutet sehr viel für mich.«
    »Vielleicht haben Sie ihr das nicht deutlich genug gezeigt. Da Sie völlig in Ihrer Arbeit aufgehen, sind Sie gewiß oft abweisend oder Karla hält Sie irrtümlich für abweisend. Kinder müssen spüren, daß man auf sie eingeht, daß man ihre Gefühle kennt und berücksichtigt.«
    »Aber ich habe keine Ahnung von Karlas Gefühlen! Mir fehlt jedes Talent, mit Menschen umzugehen. Gestern habe ich Sie mit Ihrer

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